Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
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Schwankend drehe ich mich um. Ein ekliger Geruch nach faulen Eiern steigt mir in die Nase. Gleich darauf umklammern mich zwei glühend heiße Arme. Zwar mag ich nicht mehr ganz nüchtern sein, aber meine Reflexe sind noch intakt. Im Bruchteil einer Sekunde bin ich in der Hocke, reiße einen der Arme hoch und schleudere den Angreifer zu Boden. Allerdings ist mein Gleichgewichtssinn wohl leider nicht mehr ganz intakt, denn im nächsten Augenblick fliege ich zurück und lande im Schlamm.
Belias stemmt sich hoch und starrt mich mit einem roten Auge an. Das andere wird von einer schwarzen Augenklappe bedeckt.
Eine Sekunde später werde ich hochgerissen und in Lucs Wagen geworfen.
Luc
Im letzten Augenblick werfe ich Frannie in meinen Wagen. Belias versucht, auf die Beine zu kommen. Ich sammele den traurigen Rest meiner Macht und jage ihm einen Feuerstoß in die Brust, der so erbärmlich ist, dass er mir früher peinlich gewesen wäre. Jetzt bin ich darauf regelrecht stolz. Immerhin reicht er aus, dass Belias zurückfällt und ich in den Wagen springen kann, ehe er wieder hochkommt. Zur Vorsicht werfe ich noch eine Schutzschicht um den Wagen. Wahrscheinlich ist sie nicht stark genug, um Belias abzuhalten, aber mehr habe ich leider nicht zu bieten. Vor allem aber habe ich keine Zeit zu verlieren. Ich starte den Motor und gebe Gas.
Seltsam ist nur, dass ich im Rückspiegel ein weißes Licht aufblitzen sehe und dann eine Gestalt, die sich über Belias beugt. Ob es Gabriel ist, kann ich nicht erkennen, aber er muss es einfach sein. Allerdings wirkt er anders und irgendwie kleiner. Merkwürdig.
Um mein hämmerndes Herz zu beruhigen, atme ich tief aus und ein. «Alles okay?», frage ich Frannie.
«Klar», erwidert sie. Ich werfe ihr einen Blick zu. «Bist du sicher?»
«Völlig», kichert sie, ehe sie den Kopf zurücklehnt und die Augen schließt.
«Frannie?» Ich stoße sie in die Seite.
Nichts.
«Hölle und alle Teufel», fluche ich leise vor mich hin.
Was nun? Nach Hause kann ich Frannie nicht bringen. Zum einen ist sie betrunken, zum anderen sind ihre Hose und ihr T-Shirt voller Schlamm. Natürlich gäbe es noch meine Wohnung, aber da sind wir nicht sicher. Im Grunde bleibt mir nur eine Option. Deshalb hoffe ich, der Typ schafft es vor uns nach Hause.
Gabriel öffnet die Tür. Sein Blick fällt auf Frannie, die, in eine Decke gehüllt, auf meinen Armen liegt. «Nein», ruft er entsetzt. «Sag mir nicht, dass sie –»
«Reg dich ab», unterbreche ich ihn. «Frannie geht’s gut. Sie verträgt nur kein Bier.»
Gabriels Lippen verziehen sich spöttisch. «Hast du es nötig, sie betrunken zu machen?»
«Jetzt lass uns endlich rein.» Gabriel tritt zurück. Ich trage Frannie zu dem Wohnzimmersofa.
«Mein schönes weißes Sofa!», murmelt Gabriel in meinem Rücken. «Hat sie bei einer Schlammschlacht mitgemacht?»
«So ungefähr.» Schadenfroh bette ich Frannie auf die schneeweißen Polster. «Die Flecken kannst du hinterher mit deinem heiligen Wasser entfernen.»
«Wegen so etwas wirke ich keine Wunder», erwidert Gabriel. «Da genügt auch ein einfaches Bleichmittel. Aber vielleicht ziehst du ihre Sachen doch lieber aus. Ich könnte sie in die Waschmaschine stecken.»
«Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Diese furchtbaren Teenagerhormone, mit denen ich mich neuerdings rumschlagen muss, sind nicht ohne.» Ich sehe Frannie an und schüttele den Kopf. «Um ehrlich zu sein, machen sie mich ganz schön fertig.»
«Dann erledige ich das halt.» Er greift nach Frannies Turnschuh. Ich stoße ihn zur Seite. «Du wartest schön in der Küche.»
«Lucifer, der Sittlichkeitswächter», sagt Gabriel und verzieht sich lachend in die Küche. Ich finde, für einen Engel ist er ganz schön hämisch. Vorsichtig streife ich Frannie das T-Shirt ab und stöhne.
Schwarze Spitze. Wusste ich’s doch. Was für eine Verschwendung!
Als ich Frannie die Jeans ausgezogen habe, stopfe ich die Decke rund um sie fest und bringe Gabriel die verschmutzten Klamotten. Anschließend lasse ich mich auf einen Sessel fallen und lehne mich zurück. Gabriel kehrt zurück und setzt sich auf den Sessel gegenüber.
«Danke für die Hilfe», beginne ich. «Ich konnte Frannie in diesem Zustand nicht nach Hause bringen. Ihre Eltern halten mich eh schon für einen Teufel. Sie so zu Hause abzuliefern, hätte mir nicht gerade Pluspunkte eingebracht.»
«Erwarten ihre Eltern sie denn nicht?»
«Nein. Der Plan war, dass sie die
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