Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
würde ich sie gerne davon überzeugen, dass ich kein leibhaftiger Teufel mehr bin. Nach einer Weile tut mir der Magen weh. Außerdem gibt er die seltsamsten Töne von sich. Beides wird schlimmer, je länger ich da sitze.
Heillose Hölle, sollte ich etwa Hunger haben? Und was ist das für ein Geruch in meinem Wagen? Stammt der etwa von mir? Argwöhnisch schnuppere ich an meinen Achselhöhlen. Satan, gib mir Kraft! Selbst Schwefel riecht nicht so streng. So werde ich bei Frannies Eltern mit Sicherheit keinen Eindruck schinden. Da hätten wir also schon mal eine ziemlich lästige Seite des Menschseins gefunden. Nein, nicht nur lästig – widerlich!
Da ich weiß, dass Gabriel noch bei Frannie ist, fahre ich los, um in meiner Wohnung zu duschen. Auf dem Weg komme ich an einem McDonald’s vorbei. Wenig später halte ich meinen ersten Big Mac in den Händen. Wie sich herausstellt, ist er gar nicht mal so schlecht. Wer hätte das gedacht?
Mit der Seite des Menschseins könnte ich mich anfreunden, aber der Rest nervt. Zunächst einmal muss ich mir allen möglichen Kram für meine Körperhygiene beschaffen. Dann, wenn meine Umwandlung perfekt und meine Zauberkraft gleich null sein werden, brauche ich ein Bankkonto, oder besser, gleich mehrere. Aktien wären auch nicht verkehrt. Falsche Pässe muss ich ebenfalls besorgen, nur für den Fall, dass Frannie und ich ins Ausland fliehen müssen. Falls nicht, brauche ich ein Stipendium für die UCLA. Über all das grübele ich noch nach, während ich meine Wohnung betrete – und mir beißender Schwefelgestank entgegenschlägt. Habe ich den wirklich mal als angenehm empfunden? Selbst meine Achselhöhlen riechen weniger eklig.
Durch die Tränen, die mir in die Augen steigen, erkenne ich Beherit nur verschwommen. Verdammt, das hätte ich wissen müssen. Nun steht er da mit dampfender, rot-schwarz gefleckter Lederhaut und gedrehten schwarzen Hörnern, die fast zur Decke reichen. Den Schwanz hat er um seinen Leib gewunden. Natürlich würde er nie jemandem verraten, aus welcher Sünde er geboren wurde, doch sein schickes rotes Gewand und seine goldene Krone sprechen Bände: Eitelkeit. Er steht mit dem Rücken zu mir und studiert einen der Doré-Drucke. Ich überlege, ob ich mich heimlich und leise verdrücken könnte, aber da zuckt sein spitzes Ohr und dreht sich nach hinten. Okay, das mit dem Verdrücken kann ich vergessen.
«Hallo, Beherit», begrüße ich ihn. «Nett, dass du mich mal besuchen kommst. Kann ich etwas für dich tun?»
Langsam wendet er sich um und kommt auf mich zu. Unter seinem heißen Pferdefuß müssen ein paar Linoleum-Gänseblümchen dran glauben. Und er freut sich auch nicht, mich zu sehen, denn seine roten Augen lodern böse auf. Sein Gesicht verzerrt sich zu einer wütenden Grimasse.
«Du hättest etwas für mich tun können», zischt er. «Deinen Job, um nur ein Beispiel zu nennen. Wenn möglich sogar, ohne mir in den Rücken zu fallen.» Höhnisch lacht er auf und zeigt mit einer Klaue auf mich. «Hast du wirklich gedacht, du seist würdig genug, meinen Platz einzunehmen? Ein Versager wie du, der nichts weiter als seine Unfähigkeit bewiesen hat? Selbst König Lucifer ist über deinen Fehlschlag im Bilde.»
Der Geruch nach verrottetem Fleisch durchdringt den Schwefeldunst. Gleich darauf höre ich ein bösartiges Knurren. Höllenhunde! Auch das noch.
«Entschuldige, Beherit, aber Tiere sind in diesem Gebäude nicht erlaubt. Ich fürchte, du musst deine Köter wieder nach –» Der Rest bleibt mir im Halse stecken. Denn aus dem Badezimmer kommen drei riesige schwarze Hunde mit roten Augen. Einer hat drei Köpfe. Ich räuspere mich. «Tut mir aufrichtig leid, Beherit, aber drei von der Sorte würde der Hausmeister niemals dulden. Bitte, schaff die Köter weg.»
«Na, so was», Beherit lacht höhnisch. «Und ich Dummkopf dachte, die Hunde hätten dir gefehlt. Inzwischen müsstest du doch schreckliches Heimweh haben.»
«Du wirst es nicht glauben, aber es hält sich in Grenzen.»
Im nächsten Augenblick steht er dicht vor mir, umklammert meinen Hals und hebt mich hoch. Mist, ich bin tatsächlich menschlich, denn mir bleibt die Luft weg, und ich fange an zu röcheln.
«Gleich wird dir dein Spott vergehen», faucht Beherit und schleudert mich an die Wand. Für einen Moment hocke ich zusammengesackt auf dem Boden und betaste meinen Hinterkopf. Ich blute. Benommen fühle ich mich auch. In diesem Augenblick wünsche ich mir sehnlich, ich hätte das mit
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