Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
süßlichen Parfüms steigt mir in die Nase.
Angelique.
Die hat mir gerade noch gefehlt.
Wortlos ziehe ich ihre Hände herunter.
Schmollend schaut sie mich an. «Ich dachte, du wolltest mich zur nächsten Stunde begleiten.»
Gabriel nickt mir herablassend zu, legt Frannie eine Hand auf den Rücken, und gemeinsam gehen sie über den Flur zum Physiklabor. Als sie ihm einen Arm um die Taille schlingt, muss ich krampfhaft an mich halten, denn sonst hätte ich Gabriel einen Stoß Höllenfeuer in den Rücken gejagt.
Stattdessen richte ich einen winzigen Bruchteil meiner Macht auf die hübsche Rothaarige, die mich schon die ganze Zeit beobachtet. Augenblicklich ist sie bei mir und schubst Angelique beiseite.
Achselzuckend schaue ich Angelique an. «Tut mir leid, aber ich habe ihr schon versprochen, sie zur nächsten Stunde zu begleiten.»
«Ich heiße Cassidy», verkündet die Rothaarige.
Ich drehe mich um und folge Gabriel und Frannie, sodass Cassidy Schwierigkeiten hat, Schritt zu halten.
Frannie
Okay, dann habe ich es eben zugelassen, dass Luc meinen Schutzwall durchdringt. Inzwischen weiß ich, dass es ein Fehler war. Jetzt ist er wieder draußen, da, wo er hingehört und sich auch alle anderen – außer Großvater vielleicht – befinden. Meine Gefühle, die ohnehin verrückt waren, habe ich wieder in die dunklen Tiefen verbannt, in die sie gehören. Mentales Judo.
Im Physiklabor sitze ich neben Gabe und konzentriere mich auf den Unterricht. Alle anderen Gedanken schiebe ich beiseite. Gabe tut mir gut, er strahlt etwas so Friedliches aus, dass ich allmählich ruhig werde und es mir vorkommt, als wären nur wir beide im Raum, als wären wir die einzigen Menschen auf der Welt. Wie Adam und Eva. Dann wäre es unsere Aufgabe, für den Fortbestand der Menschheit zu sorgen … Mein Puls geht schneller, als ich mir ausmale, was genau wir dazu tun müssten.
«Ich würde zu gern wissen, was du gerade denkst.»
Gabes leise Stimme reißt mich aus meinen Phantasien. Ich spüre, dass ich feuerrot werde, beuge mich über das Strommessgerät und lasse mir die Haare ins Gesicht fallen. «Ach, nichts», murmele ich verlegen.
«Schade», er lacht. «Es sah aus, als würdest du an etwas sehr Aufregendes denken.» Dabei sieht er so zufrieden mit sich aus, dass ich zickig werde.
«Na gut, ich dachte daran, Nonne zu werden.» Der Gedanke ist mir erst in dem Moment gekommen, aber im Grunde ist er gar nicht mal so schlecht. Zumindest von Typen bliebe ich dann verschont und könnte mich meiner geistigen Entwicklung widmen.
«Interessant.» Gabes Lippen kräuseln sich spöttisch.
Jetzt ist meine Ruhe dahin. Verärgert schaue ich ihn an. «Meinst du, dazu wäre ich nicht gut genug?»
Gabe lächelt in sich hinein. «Ich glaube, du würdest eine wundervolle Nonne abgeben. Aber du bist nicht dazu berufen.»
An seinem Blick erkenne ich, dass er es nicht abwertend meint. Er streckt seine Hand aus, als wolle er meine umfassen, aber nein, er vertauscht nur die Stecker, die ich falsch eingestöpselt habe.
O Gott, wie peinlich kann ich denn noch werden?
Zum Glück klingelt es in diesem Augenblick, und ich kann die Flucht ergreifen. An der Tür holt Gabe mich ein, legt einen Arm um meine Schultern und begleitet mich zurück zu den Schließfächern. Beim Auswechseln der Bücher halte ich heimlich nach Luc Ausschau.
Gabe lehnt sich an Lucs Fach und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. «Was muss man tun, um deine ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen?»
Das, was du die ganze Zeit tust.
Ein wundervoller Duft steigt mir in die Nase – frisch und zart wie Frühlingsblumen. Alles in mir strebt diesem Duft entgegen, und mein Herz schlägt schneller. Gabe studiert mich aufmerksam, und ich schaue zu Boden. Ich will nicht, dass er mir meine Gedanken vom Gesicht abliest, denn das kann er offensichtlich.
Er legt eine Hand auf meine Wange, und bei seinem Blick verschlägt es mir den Atem, ich habe das Gefühl, als blicke er tief in meine Seele. Es ist unglaublich intim, viel intimer als ein Kuss oder sonst eine Berührung, und mir ist, als würde ich schmelzen. Erst nach einer Weile kann ich meinen Blick von ihm lösen – und sehe aus dem Augenwinkel Luc. Mein Magen wird schwer wie Blei.
Ohne mich von Gabe zu verabschieden, stürze ich über den Flur zu dem Klassenzimmer, wo in einer Minute Mr. Sanghettis Geschichtsunterricht beginnt. Kurz vor der Tür fängt Ryan mich ab. Er versucht zwar, cool zu wirken, doch sein
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