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Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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überwältigt haben, und das passt mir überhaupt nicht. Woher diese verwirrenden Gefühle kommen, weiß ich nicht, aber ich muss einen Weg finden, sie zu stoppen.
    Ich zwinge mich, aufzustehen und einige Judoübungen zu machen. Das beruhigt mich immer. Mit neun Jahren habe ich mit dem Sport angefangen. Ich wusste damals nicht genau, warum, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, es zu brauchen. Heute weiß ich, dass ich den Sport wirklich gebraucht habe, denn nach Matts Tod hatte ich langsam begonnen, mich innerlich aufzulösen. Ich wusste nicht, wohin mit meiner Wut. Judo gab mir Halt und die Kraft, damit fertig zu werden. Man lernt, sich zu öffnen und gleichzeitig abzuschotten, was vielleicht widersprüchlich klingt, aber das ist es nicht. Wenn man es schafft, beherrscht man Körper und Geist, findet seinen Kern und kann alles Äußere an sich abprallen lassen. Dann kann einen nichts mehr verletzen. Und das ist es, was ich will. Als Matt mich verlassen hat, habe ich gelitten, wie ich nie mehr leiden möchte, denn ich weiß, ein zweites Mal würde ich es nicht überleben.
    Nach meinem Training setze ich mich aufs Bett, ziehe mein Tagebuch hervor und beginne zu schreiben. Ich beichte Matt alles oder zumindest das, was ich mir selbst einzugestehen wage. Ich beginne damit zu schreiben, dass Luc es geschafft hat, meinen Schutzwall zu durchbrechen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 8 Die Hölle auf Erden
    Luc
    Auf dem Weg zu den Schließfächern lege ich den Arm um Angelique. Sie erzählt irgendetwas über ihr Wochenende. Ich heuchele Interesse, aber leicht fällt mir das nicht. Doch dann sehe ich Frannie an ihrem Schließfach stehen. Wie gelähmt starrt sie mich an. Lächelnd wende ich mich Angelique zu und nicke andächtig bei jedem ihrer Sätze.
    Als ich aufschaue, ist Frannie verschwunden. Allerdings spüre ich, dass sie uns weiterhin beobachtet. Tatsächlich, sie hat sich im Eingang zu Raum 616 versteckt. Von dort her strömen mir ihre Duftnoten entgegen: schwarzer Pfeffer und Lakritz, mit einer scharfen Dosis Knoblauch gewürzt. Großartig. Dagegen kommt selbst der Ingwer-Geruch von Angelique nicht an.
    «Was hast du denn am Wochenende gemacht?», reißt Angelique mich aus meinen angenehmen Träumen und fährt mit dem Finger am tiefen Ausschnitt ihres T-Shirts entlang.
    Ich lehne mich an mein Schließfach. «Nichts Besonderes.»
    «Wir haben unser Strandhaus aufgemacht. Wir könnten mal zusammen hin, wenn du möchtest.»
    «Klingt verlockend», antworte ich und lächele sie vielsagend an.
    Nun kommt eine solche Schwade aus Eifersucht, Wut und Hass aus Frannies Richtung geweht, dass ich verzückt die Augen schließe.
    Angelique rückt näher an mich heran, schürzt die vollen roten Lippen und streicht mir über den Arm. Kurz vor der schwarzen Schlange, die auf meinen Oberarm tätowiert ist, machen ihre Finger halt. «Es ist nicht weit von hier. Vielleicht könnten wir irgendwann abends hinfahren – am Freitag beispielsweise.»
    Ich lächele zufrieden. Doch meine Freude hat nicht das Geringste mit Angelique zu tun. Vielmehr damit, dass mein Plan aufzugehen scheint. Ich habe nämlich meine Strategie geändert und mich für eine eher indirekte Vorgehensweise entschieden. Nachdem ich bei Frannie war, habe ich die ganze Nacht wie ein Trottel im Dunkeln gehockt und meinen Kopf gegen die Wand geschlagen. Da ist mir klar geworden, dass etwas passieren muss. Auf dem direkten Weg komme ich einfach nicht weiter.
    Um Frannies Seele zu markieren, muss mein Anspruch unstrittig sein. Das erfordert mehr als eine Sünde, es müsste mindestens eine der sieben Todsünden sein. Und selbst das einmalige Begehen einer Todsünde reicht oft nicht aus. Man muss schon eine deutliche Tendenz erkennen können. Ein Verhaltensmuster sozusagen.
    Dazu bedarf es schwerer Geschütze. Seit zwei Wochen verschwende ich meine Zeit und komme einfach nicht voran.
    In ihrem Zimmer hätte ich sie beinah gehabt. Nur ein kleines bisschen hätte noch gefehlt, das ganze Zimmer war ja schon von Ingwergeruch erfüllt. Aber wieder hat es nicht geklappt. Und jetzt muss ich aufpassen, dass Gabriel mir nicht zuvorkommt.
    Ich verstehe es einfach nicht. Falls Gabriels Seite Frannie will – und ich bin mir absolut sicher, sie wollen sie –, dann hätte er sie schon längst markieren können. Frannies Seele scheint mir momentan lupenrein zu sein. Aber er hat es noch nicht getan. Dafür muss es einen Grund geben. Und deshalb bleibt mir noch ein wenig Zeit.
    Vor

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