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Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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Hackbraten oder Kartoffelbrei?»
    «Nein danke, Mrs. Cavanaugh. Aber alles schmeckt köstlich.»
    «Oh, vielen Dank. Wir freuen uns immer, wenn Frannies Freunde zu uns kommen.»
    Immer? Seit wann das denn?
    Kate hat sich die Hand auf die Brust gelegt, als stände sie kurz vor einem Herzinfarkt. Maggie sabbert beinahe auf ihr T-Shirt. Nur Mary plaudert mit Gabe, als hätte sie noch ein paar funktionierende Zellen im Gehirn. Dafür bin ich ihr wirklich dankbar, so wirkt wenigstens eine meiner Schwestern halbwegs normal. Am meisten geht mir jedoch Grace auf die Nerven. Natürlich starrt sie Gabe an, aber nicht auf ihre übliche Weise, sondern eher, als wäre sie geblendet und erstarrt vor Ehrfurcht. Anstatt zu essen, betet sie anscheinend stumm oder so. Man könnte fast den Eindruck bekommen, sie sei scharf auf Gabe – aber auf eine völlig abgedrehte, beängstigende, religiöse Weise.
    Mit einem flehenden Blick bitte ich meinen Vater, etwas zu unternehmen. Er trägt noch immer Anzug und Krawatte, denn das Abendessen hält er für ein wichtiges familiäres Ereignis, und wehe, jemand fällt dabei aus dem Rahmen. Sanft stößt er Graces Ellbogen an. «Grace, Schätzchen, willst du nicht anfangen zu essen?»
    Grace erwacht aus ihrer Trance. «Doch, Dad.» Ohne zu essen, starrt sie Gabe weiter an.
    Warum habe ich nie erkannt, dass meine Familie wahnsinnig ist?
    Bis zum Ende des Abendessens schäme ich mich fast zu Tode. «Komm, Gabe», bitte ich ihn schließlich und ziehe ihn am Arm hoch. «Es wird höchste Zeit, dass wir unseren Laborbericht schreiben.»
    Er lächelt meiner Mutter zu. «Ich danke Ihnen für das Essen, Mrs. Cavanaugh. Es war Labsal.»
    Labsal? Wer sagt denn so was?
    Diesmal erhebt niemand Einwand, als ich mit Gabe in mein Zimmer verschwinde. Wenig später sehe ich Kate und Maggie, die vor der geöffneten Tür herumschleichen und kichern.
    «Einen Moment», entschuldige ich mich bei Gabe, gehe hinaus auf den Flur und schließe die Tür zu meinem Zimmer.
    «Warum bist du noch angezogen?», fragt Kate. «Wir haben die Matratze quietschen gehört.»
    «Damit kennst du dich ja aus.» Maggie zwinkert Kate zu, denn wir alle wissen, dass sie seit dem Abschlussball mit Chase schläft.
    «Wisst ihr eigentlich, wie ihr euch aufführt?», zische ich die beiden an. «Warum haut ihr nicht endlich ab?»
    «Dann gehen wir eben ins Zimmer von Maggie und Grace und hören euch von da aus zu», sagt Kate.
    Widerwillig ziehen die beiden ab. Verdutzt schaue ich ihnen nach. Offenbar bin ich nicht die Einzige, die sich seit neuestem merkwürdig verhält. Kate tut sonst nie das, was man ihr sagt, und an die schräge Vorstellung meiner Familie beim Abendessen mag ich gar nicht mehr denken. Seit Luc und Gabe erschienen sind, scheint die ganze Welt aus den Fugen geraten zu sein.
    Luc. Wie hat er es nur geschafft, mir so unter die Haut zu gehen?
    Jetzt ist er mit Taylor unterwegs. Genau in diesem Augenblick. Und falls ich Taylor richtig einschätze – was ich zweifellos tue –, dann werden sie nicht nur reden.
    Du willst sie doch gar nicht!
    Ich habe ein schlechtes Gewissen, das zu denken. Aber es ist die Wahrheit. Ich will nicht, dass er sie will.
    Küss sie nicht. Bitte, küss sie nicht.
    Wieder in meinem Zimmer, stecke ich meinen iPod in den Lautsprecher, streife die Schuhe ab und lasse mich neben Gabe auf dem Fußboden nieder. Der erste Song ist You found me von The Fray. Darin fragen sie Gott, wo er war, als alles den Bach runterging.
    Gabe lässt das Physikbuch sinken. Zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, verfinstert sich sein Gesicht. «Dieser Song ist widerlich.»
    «Er ist einer meiner Lieblingssongs», entgegne ich.
    «Und warum?»
    «Weil es darin um eine wichtige Frage geht.»
    «Und die wäre?»
    «Warum gute Menschen leiden, während Gott zuschaut und nichts tut.»
    Gabes Körper versteift sich. «Ich glaube kaum, dass er einfach nur zuschaut.»
    «Und woher willst du das wissen?»
    «Ich weiß es einfach. Oder hast du noch nie erlebt, dass ein Wunder geschieht?»
    «Doch, aber das hatte nichts mit Gott zu tun. Gott, der Himmel und so weiter, das ist doch alles Bullshit. Für mich sind das Märchen, die uns die Kirche erzählt, um Geld zu machen.»
    Verärgert schaut Gabe mich an. «Vielleicht hast du recht, was die Interessen der Kirche betrifft, aber über Gott irrst du dich gewaltig.»
    «Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass es Gott gibt, Gabe. Für so dumm hätte ich dich nicht gehalten. Sieh dich doch

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