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Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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Kommode und hält ihn mir hin. «Hat deine Großmutter dir dieses Foto jemals gezeigt?»
    Ich nehme den Rahmen und betrachte das Bild hinter dem Glas. «Nein.»
    Es zeigt meine Großeltern als junges Paar. Die Haare meines Großvaters sind voll und dunkel, seine Augen strahlen. Er trägt dunkle Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Seinen Arm hat er um eine junge Frau in abgeschnittener Jeans und Neckholder-Top gelegt. Ihr blondes Haar wird vom Wind aufgeplustert. Sie sitzt auf der Haube eines schwarzen Siebenundsechziger Shelby Cobra GT 500.
    «An dem Tag habe ich deine Großmutter gefragt, ob sie mich heiraten will. Das war im Sommer nach der Highschool.»
    «Aber da wart ihr doch noch furchtbar jung.»
    «Damals hat man noch früh geheiratet. Außerdem wussten wir ja, dass wir richtig füreinander waren.»
    Ich betrachte das Foto noch einmal genauer. Mein Großvater sieht tatsächlich aus, als wäre er im siebten Himmel. Auch die Augen meiner Großmutter strahlen, während sie sich an ihn schmiegt. «Sie sieht glücklich aus.»
    «Wir waren ja auch glücklich. Liebe Zeit, wenn du wüsstest, was für ein Draufgänger ich damals war. Dein Urgroßvater hielt mich für den Teufel in Person. Einmal hat er sogar versucht, mich mit der Flinte zu vertreiben.» Er lacht schallend. «Als könnte man dem Teufel mit einer Flinte Angst einjagen.»
    «Und wie hast du es geschafft, dass er seine Meinung änderte?»
    «Ich glaube nicht, dass mir das jemals vollständig gelungen ist. Doch nach einer Weile hat er verstanden, dass ich seine Tochter wirklich liebe. Außerdem habe ich deine Großmutter immer gut behandelt. Wahrscheinlich hat er irgendwann begriffen, dass der Teufel gar kein so schlechter Ehemann ist.»
    Nach einem letzten Blick auf das Foto stelle ich den Rahmen zurück und zeige auf den Shelby. «Ich habe einen – Freund, der einen Achtundsechziger fährt.»
    Besorgt legt Großvater die Stirn in Falten. «Und wie ernst ist es dir mit diesem ‹Freund›?»
    Ich wünschte, ich würde nicht dauernd rot werden, aber leider spüre ich, wie mir die Hitze in die Wangen schießt. «Das weiß ich noch nicht», murmele ich verlegen.
    «Frannie», sagt mein Großvater ernst. «Du weißt doch, dass Jungen in deinem Alter nur eins im Sinn haben, oder?»
    «Großvater, bitte!»
    «Das liegt nun mal in der Natur der Dinge. Lass also nicht zu, dass dich jemand zu etwas drängt. Du weißt, was ich meine.»
    «Ich kann auf mich aufpassen.»
    «Davon bin ich überzeugt.» Seine strenge Miene wird ein wenig weicher. «Haben deine Eltern ihn schon kennengelernt?»
    «Ja.» Ich zögere, doch dann platzt es aus mir heraus. «Sie mögen ihn nicht.»
    «Dazu sind Eltern da», entgegnet er und sieht mich nachdenklich an. «Andererseits fährt er einen Achtundsechziger Shelby. So verkehrt kann er also nicht sein.»
    «O Großvater.» Dankbar schließe ich ihn in die Arme. «Ich liebe dich.»
    «Ich dich auch, Frannie.»

    Als ich die Haustür öffne, steht Grace vor mir, die Arme vor der Brust verschränkt und die Lippen zusammengekniffen. Eindringlich starren ihre blauen Augen mich an. «Wir müssen reden.»
    «Worüber?»
    Sie packt meinen Arm. «Oben.»
    Sie schleift mich hoch in mein Zimmer und schließt die Tür. Mit dem Rücken zu ihr stelle ich mich ans Fenster.
    «Ich weiß, dass du nicht in der Bibel liest», beginnt Grace in diesem Ton, der keine Widerrede duldet. «Aber in Petrus fünf, Vers acht steht: ‹Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge›. Das heißt, dass Satan die Schwachen wählt, Frannie.»
    Ich drehe mich zu ihr um. «Und was bitte willst du damit sagen?»
    Ihr Blick wird hart. «Das weißt du ganz genau.»
    Trotzig schaue ich sie an.
    «Irgendetwas Unheimliches geht von ihm aus», setzt Grace vielsagend hinzu.
    «Du tickst doch nicht mehr richtig», gebe ich wütend zurück. «Warum lässt du mich nicht in Ruhe und verziehst dich in dein Zimmer?»
    Grace geht zur Tür, dreht sich aber noch einmal um. «Ich werde für dich beten.»
    «Hau ab», fahre ich sie an.
    Grace verschwindet. Ich werfe mich auf mein Bett und schlage mit dem Hinterkopf auf etwas Hartes. Es ist die Bibel, die im ersten Brief des Petrus aufgeschlagen ist. Ich nehme sie und werfe sie gegen die Wand.
    Grace ist verrückt, so viel steht fest. Könnte aber auch sein, dass ich verrückt bin. Jedenfalls ist es Ewigkeiten her, dass mich solche heftigen Gefühle

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