Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
spüre ich Lucs Arm um meine Taille und weiß nicht, ob ich ihn dort haben möchte oder nicht. Da ich aber nicht will, dass er ihn wegzieht, möchte ich es offenbar. Am Ende des Flurs steht Angelique und wirft mir einen wütenden Blick zu. Sie verschränkt die Arme so vor der Brust, dass ihre Brüste fast aus dem T-Shirt quellen.
Ich tue so, als wäre sie Luft.
Doch im Vorbeigehen bemerke ich, dass sie Luc vielsagend anschaut, fast als hätten die beiden ein Geheimnis.
Schlagartig kehre ich in die Wirklichkeit zurück.
Ich weiß, man kann Luc nicht vertrauen. Und warum vertraue ich ihm dann? Sicher, ich bin nur scharf auf ihn, nicht mehr, aber mit Angelique möchte ich ihn mir trotzdem nicht teilen. Als ich auf dem Parkplatz in Lucs Wagen steige, frage ich mich, ob es wirklich eine gute Idee ist, mit ihm in seiner Wohnung unseren Aufsatz vorzubereiten. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte vorgeschlagen, zu mir zu fahren. Aber diese Idee ist noch um einiges schlechter.
Mit zufriedenem Lächeln startet Luc den Wagen. «Wie soll das mit uns eigentlich weitergehen?», frage ich.
Sein Lächeln wird noch breiter. «Wie möchtest du denn gerne, dass es weitergeht?»
Sehr witzig. Nur leider habe ich keine Lust auf seine Spielchen. «Warum beantwortest du nicht einfach meine Frage?»
Luc
Tja, warum beantworte ich nicht einfach Frannies Frage? Vermutlich, weil ich die Antwort nicht weiß. Ich möchte nur mit dir ins Bett oder Ich versuche nur, deine Seele für die Hölle zu markieren würde wahrscheinlich nicht sonderlich gut ankommen. Außerdem wäre das nur die halbe Wahrheit. Denn da ist noch etwas, etwas, das tiefer geht, das mich keinen klaren Gedanken fassen lässt, wenn ich bei ihr bin. Etwas, das ich noch nicht einmal ansatzweise benennen kann.
Was möchte sie jetzt von mir hören? «Ich bin mir nicht ganz sicher», beginne ich und sehe sie zögernd an. «Aber ich mag dich sehr gern.» Das ist so ungefähr die Untertreibung des Jahrtausends. «Können wir nicht einfach abwarten und sehen, wo es hinführt?» In die Hölle beispielsweise?
Frannie holt tief Luft. «Okay, das ist nur fair.» Mit gerunzelter Stirn schaut sie mich an. «Aber ich bin neugierig. Warum ich?»
«Was soll das heißen?»
«Warum willst du mit mir zusammen sein? Da sind doch auch noch Angelique, Cassidy und Taylor. Die Hälfte aller Mädchen in unserer Schule wirft sich dir förmlich an den Hals. Warum nicht die?»
«Weil ich schon einiges erlebt habe. Aber jemanden wie dich habe ich noch nie kennengelernt. Du bist einzigartig.» Und außerdem mein Zielobjekt.
Die restliche Fahrt zu meiner Wohnung legen wir schweigend zurück und hängen unseren Gedanken nach. Wenig später, als ich die Tür zu meiner Wohnung öffne, wird mir klar, dass ich wachsamer hätte sein müssen. Denn auf meinem Bett räkelt sich eine schwarze Schönheit mit üppigen Kurven und wirft mir laszive Blicke zu. Dass sie noch sehr viel anhat, kann man nicht gerade behaupten.
«Avaira.» Mehr bringe ich nicht hervor.
Frannies Gesicht wird weiß vor Wut. «Wusste ich’s doch!», faucht sie mich an, macht auf dem Absatz kehrt und stürzt davon. «Arschloch», ruft sie über die Schulter zurück und hinterlässt eine ganze Wolke schwarzen Pfeffers.
Irgendetwas stimmt nicht in meinem Radarsystem. Am See ist mir Belias’ Anwesenheit entgangen, und die auf meinem Bett wartende Avaira habe ich ebenfalls nicht erspürt. Spätestens unten im Haus hätte ich es wissen müssen. Dass Frannie mich ablenkt, kann nicht der einzige Grund für mein Versagen sein. Vielmehr scheint meine seelische Verbindung zur Hölle nicht mehr richtig zu funktionieren.
Belias und Avaira, das dynamische Duo. Plötzlich wimmelt es nur so vor Dämonen. Was bedeutet: Frannie ist nicht länger sicher.
Bei diesem Gedanken muss ich lachen. Denn streng genommen ist Frannie in Gefahr, seitdem ich aufgetaucht bin.
Am Ende des Flurs hole ich Frannie ein. «Frannie, bitte!» Sie läuft die Treppe hinunter. «Es ist nicht so, wie du denkst. Avaira ist – meine Cousine.»
Frannie fährt herum. «Den Scheiß kannst du dir sparen.»
Mit flehendem Lächeln strecke ich ihr die Hände entgegen. «Bitte, Frannie, habe ich dich jemals belogen?»
«Ja!»
Okay, die Frage zu stellen, war taktisch gesehen unklug. «Aber», beginne ich und breche ab. Ich wollte sagen, dass ich in Bezug auf Avaira wirklich nicht gelogen habe, aber das wäre dann die nächste Lüge gewesen, fürchte ich.
«Scher dich
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