Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
wir könnten uns auf den Rasen setzen.»
«Gute Idee.» Luc legt einen Arm um mich.
Wir holen die Kekse und Gummibärchen aus meinem Schließfach, ziehen uns Getränke aus dem Automat und gehen in Richtung Schulhof.
Auf dem Weg fällt mir ein, dass sich dort mittags Ryan und seine Band treffen, aber das kann ich jetzt nicht mehr ändern. Ryan entdeckt uns, gleich als wir durch die Tür ins Freie treten.
Luc lässt mich los. «Sollen wir woanders hingehen?»
Ich winke Ryan zu. «Nein, nicht nötig.»
Ich setze mich auf den Rasen, während Luc zurück zu seinem Wagen läuft, um eine Decke zu holen. Ich lasse mich von der Sonne bescheinen und höre zu, wie Ryans Band einen ihrer Songs spielt. Mit geschlossenen Augen singe ich leise mit. Nach einer Weile frage ich mich, wo Luc abgeblieben ist, doch als ich die Augen öffne, sitzt er mir lächelnd gegenüber.
«Ich wusste ja gar nicht, dass du singen kannst.»
«Ich habe mal in der Band da gesungen», antworte ich verlegen. «Jetzt aber nicht mehr.»
Luc steht auf und breitet die Decke auf dem Rasen aus. Ich lege mich darauf und schaue hoch in den Himmel. Luc schweigt so lange, dass ich irgendwann den Kopf hebe, um zu sehen, ob er noch da ist.
«Mary Francis Cavanaugh», murmelt er und schüttelt den Kopf. «Ich glaube, du hast viele verborgene Talente.»
«Nicht wirklich», widerspreche ich errötend und suche nach einem anderen Thema. «Warum legst du dich eigentlich immer so mit Mr. Sanghetti an? Was hat er dir getan?»
«Er hat mir nichts getan. Ich mache lediglich meinen Job.»
«Was für einen Job?» Ich setze mich auf und reiße die Packung Kekse auf.
«Ich bringe ihn zum Lügen.»
«Und was hast du davon?»
«Dass er in die Hölle kommt.» Luc kneift die Augen zusammen und sieht mich abwartend an.
Das ist typisch für Luc. Er sagt etwas Schräges, nur um zu schauen, wie ich darauf reagiere. «Und warum Mr. Sanghetti? Warum nicht Mr. Snyder oder Mrs. Felch?»
«Weil die mich nicht ärgern.»
«Ärgere ich dich?»
«O ja! Du bist das süßeste Ärgernis von allen.»
«Ich komme sowieso in die Hölle», entgegne ich. «Mich musst du zu gar nichts mehr bringen.»
«Da wäre ich mir nicht so sicher.»
Ich löse meinen Knoten und bette meinen Kopf auf Lucs Schenkel. «Ist aber so.» Ich nehme mir einen Keks, drehe die obere Hälfte ab und nage die weiße Füllung heraus. «Und du wirst dort ebenfalls landen.»
«Daran besteht kein Zweifel.» Mit einem Finger streicht Luc mir eine Strähne aus dem Gesicht.
Die restlichen Kekse essen wir in friedlichem Einvernehmen. Zum Nachtisch gibt es Gummibärchen.
Nach der Mittagspause faltet Luc die Decke zusammen und klemmt sie sich unter den Arm. Im Schulgebäude wartet schon Taylor auf uns. «Wir haben euch beim Lunch vermisst. Ihr wolltet wohl allein sein?»
«Ganz allein waren wir nicht», sage ich. «Kiffer und seine Band haben für die musikalische Untermalung gesorgt.»
Taylor lacht. «Wie romantisch.»
Hinter ihr taucht Gabe auf und sieht mich an. Luc ignoriert er völlig. «Können wir kurz miteinander reden?»
Gabe führt mich wieder nach draußen. In meinem Rücken höre ich Taylor lachen. Lässig lehnt Gabe sich an die Mauer, doch sein Gesicht ist ernst. «Frannie», beginnt er, seufzt und schaut hoch in den strahlend blauen Himmel. Als sein Blick zu mir zurückkehrt, schlage ich die Augen nieder. «Ich möchte dir etwas sagen. Ganz gleich, was mit ihm passiert – nein, ganz gleich, was passiert, ich bin immer für dich da.» Seine Hand legt sich auf meine Wange, und sein Daumen streicht über meine Lippen. «Tu mir bitte nur einen Gefallen. Vergiss nie, dass Lucifer – gefährlich ist.»
«Das bist du auch.» Erschrocken trete ich einen Schritt zurück. Habe ich das wirklich laut ausgesprochen?
Muss ich wohl, denn Gabe schaut mich verdutzt an.
Mein Gott, was ist nur los mit mir?
«Ich meine …» Ich verstumme. Wenn ich doch nur wüsste, was ich meine.
Mit feuerrotem Gesicht gehe ich zurück. Luc und Taylor stehen noch immer im Flur, als hätten sie auf mich und Gabe gewartet. Mit gehobenen Brauen schaut Taylor mich an. Luc wirft Gabe einen feindseligen Blick zu.
Kopflos stürze ich davon. Ich will keinen von ihnen mehr sehen.
Für den Rest des Tages schlage ich einen großen Bogen um Luc und Gabe. Doch am Ende der letzten Stunde taucht Luc neben mir auf. «Hast du nach der Schule schon etwas vor?»
Ich sollte ja sagen, aber das tue ich nicht. Auf dem Weg über den Flur
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