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Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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Blick zurück trete ich über die Schwelle.
    Die Hölle ist heißer, als ich sie in Erinnerung hatte. Merkwürdig, ich bin doch nur drei Wochen lang fort gewesen. Außerdem liegt die Temperatur hier bei zweitausend Grad. Ein paar hundert mehr oder weniger dürften da im Grunde nicht ins Gewicht fallen, denn so oder so ist es heiß. Ob an diesem Geschrei über die Erderwärmung doch etwas dran ist? Selbst hier unten im Kern des Ganzen?
    Merkwürdig ist auch, dass ich meine menschliche Gestalt beibehalten habe. Deshalb also fließt mein Schweiß in Strömen. Auch egal. Ganz gleich in welcher Gestalt, werde ich einen Kopf kürzer gemacht und im Fegefeuer landen.
    Jenseits des Tores erwarten mich schon die wahren Sicherheitskräfte. Minos ist nur Dekoration, schließlich nehmen wir jeden, der sich hierher verirrt, mit offenen Armen auf. Rhenanian und seine Leute dagegen sorgen dafür, dass keiner, der hierhergehört, nach draußen gelangt. Rhenanian lehnt an der Mauer gleich hinter dem Tor. Er misst gut zwei Meter, seine Augen sind leuchtend rot, sein Gesicht ist von einer bräunlichen Lederhaut überzogen. Mit herausforderndem Grinsen dreht er sich zu mir um. Was für einen Spaß er hätte, würde ich einen Fluchtversuch starten. Angewidert betrachte ich seine gespaltene Zunge und die gelben Reißzähne, die er entblößt, während er seinen Dreizack unternehmungslustig von einer Hand in die andere wirft. Der Dreizack ist so etwas wie das Maschinengewehr der Hölle. Enorme Mengen Höllenfeuer kann er bündeln und hintereinander ausspucken. Töten kann er uns Höllenwesen auf die Weise nicht, denn wir sind ja schon tot, eher sorgt er dafür, dass man sich wünscht, man wäre tot.
    Ich lasse Rhenanian stehen und umrunde den Höllenpfuhl. Qualvolle Schreie und flehende Rufe um Gnade steigen aus dem Gewimmel der Verdammten auf, die sich in den ewigen Flammen winden. Kichernde Dämonen stoßen die Arme und Köpfe zurück, die sich hier und da aus dem hell auflodernden Feuer recken. Es ist ein Bild, das ich seit ewigen Zeiten kenne, so beständig und vertraut, dass es fast schon beruhigend wirkt. Heimatlich sind auch die Gerüche nach verbranntem Fleisch, Asche und Schwefel, ein stechendes Gemisch, mit süßlichem Beigeschmack, das in jede Ritze und Pore dringt. All das sagt mir, dass ich zu Hause bin. Nichts hat sich verändert. Alles ist mir bekannt und fester Bestandteil meines Lebens. Für einen Moment kommt es mir vor, als wäre ich nie weg gewesen und die letzten drei Wochen hätte es gar nicht gegeben.
    Aber auch nur für einen Moment.
    Ich wandere weiter nach Süden. Um das Fegefeuer mache ich einen Bogen. Plötzlich schlägt meine Stimmung um. Ich kann die Schreie hören und erkenne darunter das Heulen der Dämonen, die aufgemuckt oder sich in den Augen des Managements als unzulänglich erwiesen haben. Unwillkürlich drehe ich mich um. Die Wächter des Fegefeuers lachen und winken mir zu. Sie wissen, was mir bevorsteht. Und was gibt es für uns Schöneres als die Vorfreude auf jemandes Verderben.
    Marchosias löst sich aus ihren Reihen und kommt auf mich zu. Dunkler Rauch wirbelt hinter ihm auf und malt unruhige Wolkenbilder auf die hohen Steinwände. Sein rotes Gesicht ist schwarz gefleckt, seine dunklen Augen glühen wie Kohle. Im Näherkommen zuckt sein Schwanz aufgeregt hin und her. Unter seinen Hufen höre ich das Lavageröll knirschen.
    Im ersten Impuls will ich davonlaufen, die Frage ist nur, wohin? Also bleibe ich stehen. Denn Marchosias wacht zwar über das Fegefeuer, aber packen und hineinwerfen darf er mich nicht. Dazu muss ich erst vorgeladen und verurteilt werden. Zudem ist er mein Freund, soweit Dämonen überhaupt Freunde haben, was man diskutieren könnte. Offenbar ist er zurzeit mit der Hundestaffel betraut, denn er führt einen gigantischen Höllenhund an der Leine.
    «Wolltest du dich an mir vorbeistehlen?», begrüßt Marchosias mich. Ich trete einen Schritt zurück. Außer König Lucifer gibt es nur wenige, die so bedrohlich wirken können wie er.
    «Das war meine Hoffnung.»
    Der Höllenhund ist fast so groß wie ich und nimmt mich hechelnd ins Visier. Er riecht dermaßen nach fauligem Fleisch, dass es sogar die Schwefeldünste durchdringt. «Seit wann bist du schon hier?», erkundigt sich Marchosias.
    «Noch nicht lange.»
    «Und wie bist du auf meiner Liste gelandet?»
    «Da fragst du mich zu viel.»
    «Tja.» Marchosias’ Blick wandert über den See aus Feuer und die Flammeninsel zu dem

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