ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
wie sonst nichts auf dieser Welt. Ich genoss seine Gegenwart ... Und machte mir wenig Gedanken darüber, wie es ihm dabei ging.Ja ... Wie fühlte er sich in meiner Nähe?
Ich konnte seine Anspannung stets fühlen. Ich wusste, dass er mich wollte. Dass er mich liebte...
Ich seufzte schwer ... Es war grausam von mir ihn in meiner Nähe zu halten, ohne mir über seine Gefühle Gedanken zu machen. Was war ich denn nur ein Monster ...?
Ich streichelte ihm sacht über die Wange, fuhr die Kontur seines Wangenknochens nach. Ich sollte mich wirklich entscheiden, was ich wollte ... Ihm zuliebe.
Aber was wollte ich?
Konnte ich mir ein Leben mit meinem Wächter vorstellen? Für immer wohlmöglich? Mittlerweile hatte ich Claude wirklich gern. Aber reichte das? Nein ... Ich empfand für ihn eher wie für einen großen Bruder, meinen besten Freund. Nicht wie für einen Geliebten. Nein ... Ich liebte ihn nicht. Nicht so ...
„Haben wir wirklich miteinander geschlafen?“, fragte ich leise in die Dunkelheit.
„Ja“, kam es nach kurzem Zögern zurück. Leise, tief und schwer.
„Ich kann mich nicht daran erinnern ...“
Er stieß hörbar den Atem aus. Es war ein so trauriges Geräusch, das es mir die Brust eng machte.
„Das wundert mich nicht. Ich habe gestern Nacht, dank des roten Mondes, die Kontrolle über meine Magie verloren. Ich war ungehalten, maßlos und gierig und das hat sich auch auf dich ausgewirkt. Genau genommen auf alle Anwesenden ... Es hat eine Seite an dir geweckt, die nicht oft zum Vorschein kommt ... Deshalb kannst du dich jetzt nicht erinnern ...“ Er sprach langsam und machte immer wieder kleine Pausen um Atem zu holen.
„Deshalb geht es dir so schlecht, habe ich recht? Deine Magie ist schuld.“ Er bewegte leicht den Kopf, nickte. Ich sah wieder zu ihm herunter. Seine Augen waren immer noch geschlossen. „Ich liebe dich nicht“, sagte ich leise. Seine Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln.
„Ich weiß. Das wirst du nie. Das kannst du nicht ...“
Ich legte den Kopf schief. Sah ihn fragend, zweifelnd, an.
„Es ist nicht dein Schicksal. Dein Herz sollte seit jeher einem Anderen gehören. Das ändert nur leider nichts an meinen Gefühlen. Auch wenn sie ein Fluch sind. Ich weiß, dass ich dich nie haben werde, aber ich sterbe lieber bei dem Versuch, als es nie versucht zu haben ...“
Ich spürte, wie er eine seiner Hände an meinen Rücken legte und sich fester an mich drückte.
„Ich bin dein Wächter. Wir werden immer eine Verbindung zueinander haben, die niemals jemand unterbrechen kann und die niemand erreichen wird. Das ist mein Glück, Angel. So wird wenigstens ein Teil von dir immer mir gehören und nie jemand anderem.“
Immer noch strich ich ihm sanft über die Wange. „Du bist ein furchtbarer Mann ...“, sagte ich lächelnd. „Aber ich möchte dir nicht dauernd wehtun, nur weil ich dir nahe bin.“
„Ich ertrage lieber deine Nähe, als den Schmerz, wenn ich von dir getrennt bin ...“
Ich seufzte leise und traurig. „Ruh dich aus, ich bleibe bei dir.“
*
Als ich am frühen Nachmittag wieder in meinem eigenen Zimmer war, setze ich mich aufs Bett und holte mein Handy hervor. Claude schlief immer noch nebenan. Ich wäre gern noch bei ihm geblieben, aber ich musste unsere Abreise vorbereiten.
Zuerst rief ich uns ein Taxi und buchte uns einen Flieger zurück nach Berlin. Ich hoffte nur, Claude war heute Abend fit genug für den Flug.
Danach rief ich Robin an und brachte sie auf den neuesten Stand. Sie würde einen ihrer Geistessklaven schicken, der uns am Flughafen abholte. Sie war sehr froh darüber, dass ich endlich nach Hause kam, und versprach in unserer Wohnung auf uns zu warten.
Als ich aufhörte zu telefonieren, begegnete ich Claudes ernstem Blick. Er war herüber gekommen, kaum, dass ich es registriert hatte. Ich schlang die Arme um meinen Körper und sah ihn auffordernd an. Es lagen viele unausgesprochene Worte in der Luft.
„Wieso wieder fortgehen.“ Es war keine Frage, es klang vielmehr nach Anklage. „Es geht nicht anders und das weißt du.“, knurrte ich. Sofort wurde Claudes Blick dunkel und verschlossen. „Ich hoffe, die Reise macht dir nicht allzu viel aus?“, versuchte ich abzulenken. Er schnaubte und wandte den Blick von mir. „Es geht schon. Aber es ärgert mich, dass du wegen mir ein Flugzeug besteigen musst.“
Das brachte mich zum Lachen. „Na, so schlimm ist das auch nicht. Wir fliegen immerhin erster
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