ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
erwachte, schwankten meine Gefühle dermaßen, dass ich mir nicht mehr sicher war, was ich wirklich über ihn dachte. Ich ließ mich nicht beeinflussen! Von niemandem!
Naja ... fast ...
Immerhin gab es ein paar Türen weiter jemanden, der das sehr wohl und sehr leicht vermochte. Das hatte man ja fantastisch beim Blutmondfest gesehen. Was geschieht, wenn Claude seine Kraft gebrauchte. Wie leicht seine innere Dunkelheit mich beeinflussen konnte. Wenn sich so mein Bewusstsein abschaltete und die Kreatur in mir ihren Wächter freudeschreiend Willkommen hieß.
Unter einem resignierten Aufstöhnen ließ ich den Kopf auf die Knie sinken. Wann hatte sich mein Leben in eine so komplizierte Angelegenheit verwandelt? Ach, das musste der Moment gewesen sein, als ich feststellte, dass ich unsterblich war.
Was jetzt aus meinem Leben geworden war? Ein unüberschaubarer, verwirrender Knoten! Den zu entwirren ich schlicht keine Geduld hatte.
Ich war hin und hergerissen zwischen einer Verbindung, die sich wunderbar, innig und vertraut anfühlte, aber auf einer Lüge basierte und einem Mann, der mich liebevoll und wild zugleich behandelte, den ich aber im Grunde nicht kannte. Eigentlich sollte mir die Entscheidung da doch nicht so schwer fallen? Mit einem unterdrückten Aufschrei warf ich mich herum und streckte mich der Länge nach aus, sodass meine Beine über der Lehne des Sessels baumelten. Stur starrte ich zu der hohen Decke hinauf. Vielleicht sollte ich die Zeit zurückdrehen und Claude nie begegnen. Dann hätte ich immerhin ein Problem weniger. Wäre da nicht dieses Gefühl der Vollkommenheit, dass ich in seiner Nähe hatte. Er gab mir das Gefühl vollständig zu sein und das war ein sagenhaft gutes Gefühl.
Also nein, Claude zu vergessen war keine Alternative. Vielleicht sollte ich auswandern?
Aber es würde keinen Tag dauern, bevor Robin und Claude mich gefunden hätten.
Was um Himmelswillen blieb mir denn noch?
*
Der Geruch von gebratenem Speck ließ mich hochfahren. Mein erster Blick schnellte hinüber zu den Fenstern. Die Sonne stand schon sehr tief. Auch, wenn ich das nur an der Menge des Lichts feststellen konnte, nicht etwa weil ich die Sonne sah. Überall waren die Jalousien herunter gelassen. Es war dämmrig und schattig in der Wohnung.
Aber … Warum roch es hier eigentlich so gut nach Essen?
Ich drehte mich um in Richtung Küche. Und blickte auf einen gedeckten Frühstückstisch. Obst, Saft, Brötchen, Marmelade. Alles, was das Herz begehrte. Sofort meldete sich mein Magen. Ich war fast am verhungern!
In diesem Moment kam Claude aus der Küche. Er hielt eine dampfende Pfanne in der Hand und schubste aus dieser Rührei und gebratenen Speck auf unsere Teller. Er trug eine bequeme, lockere, graue Jogginghose und ein ärmelloses, schwarzes Oberteil. Irgendwie stand ihm dieser Hausmann – Look, beschloss ich, als ich ihn so sah.
Sein Blick fiel auf mich, als er sich wieder aufrichtete. Er lächelte mich an und griff mit seiner freien Hand nach dem karierten Handtuch, welches über seiner Schulter hing.
„Guten Morgen!“, sagte er leise. „Ich dachte mir, du hast sicher Hunger, wenn du aufwachst. Ich jedenfalls bin am verhungern!“ Er lachte und brachte die Pfanne zurück in die Küche. Dann kam er zum Tisch und machte eine auffordernde Geste. „Komm. Bevor es kalt ist.“
Ich war also doch eingeschlafen. Na wunderbar! Gegen meinen Willen! Wenigstens hatte ich nicht von ihm geträumt. Langsam stand ich auf und ging zögernd auf den Tisch zu. Claude behielt mich fest im Auge. Sein Blick durchbohrte meinen. Er versuchte, in mir zu lesen. Er wusste, dass meine Gedanken schwer waren. Aber ich ließ ihn nicht in meinen Kopf. „Geht es dir wieder besser?“, lenkte ich ab, indes ich mich zu ihm an den Tisch setzte. Er zögerte einen Moment, ehe er antwortete. „Ja. Danke. Ich habe es nur im Moment nicht so mit der Sonne. Ich hoffe die Jalousien machen dir nichts aus?“
Ich verneinte kopfschüttelnd und begann zu essen. Appetit hatte ich keinen, nur Hunger, der aus Erschöpfung rührte. Wirklich ausgeruht fühlte ich mich auch nicht, aber ich hatte ja auch nur wenige Stunden geschlafen.
„Was hast du deinem Boss gesagt, wann du wieder arbeitest?“, unterbrach Claude meine Gedanken.
„In ein paar Tagen“, antwortete ich automatisch, „Ich hab mich nicht festgelegt.“ Lustlos stocherte ich in meinem Rührei und schob den Speck von rechts nach links. Dabei war es wirklich lecker. Claude
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