ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
hast letzten Vollmond niemanden getötet. Weil Blutmond war und du dich nicht verwandelt hast. Dein Körper schreit nach dieser Form der Nahrung. Du solltest bald jemanden finden.“
Beim letzten Teil des Satzes schwappte eine deutlich spürbare Welle verhaltener Wut über mich hinweg.
Ach ja ... war mir glatt entfallen.
Irgendwie war mir jetzt gar nicht danach, mich außerhalb meines zweiten Körpers mit dem Finden und zur Strecke bringen einer geeigneten Beute zu befassen.
Ich machte eine wegwerfende Handbewegung und dann ein paar Schritte, bis ich an dem eisernen Geländer stand, welches diesen Teil des Flussufers einfasste.
„Das kann warten“, sagte ich leise und umfasste das kühle, raue Metall mit den Händen. Claude kam hinter mich. Ich spürte seinen warmen Körper in meinem Rücken, auch wenn er mich nicht berührte. „Bist du dir da sicher?“, raunte er leise. Ich nickte nur leicht und drehte mich nicht um. Das nahende Gewitter zog meine Blicke auf sich.
„Möchtest du die Sterne sehen?“
Claudes Stimme war tief und dunkel und direkt an meinem Ohr. Ich fuhr herum. Er stand nun neben mir. Dicht. Eine Hand auf das Geländer gestützt. Er sah mich an und in seinen Augen lag nur Ernst. Das war kein Scherz gewesen. Als ich nicht antwortete, hob er seine freie Hand gen Himmel.
„Wenn du es wünschst“, begann er leise und das sanfte Vibrieren in seiner Stimme klang, wie das ferne Grollen des Gewitters, „reiße ich für dich den Himmel in Stücke und serviere ihn dir auf einem Tablett.“
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte ihn schief an. „Lass den Himmel mal da, wo er ist. Dort gefällt er mir am besten.“
Claude schnaubte und wandte sich ab. Düster starrte er in die Ferne.
Oops ... Wieso war er denn auf einmal sauer?
Hatte ich irgendwas gesagt, was ihn verletzt hatte? Meine Güte! , war ich den wirklich so ein Trampel?
„Claude ...“, begann ich leise eine Entschuldigung und versuchte ihm die Hand auf die Schulter zu legen, doch er entriss sie mir in einer schnellen Bewegung.
„Lass es gut sein, Angel“, zischte er und ich hörte den Ärger in seiner Stimme.
„Aber was habe ich denn getan?“, fuhr ich ihn an. Nun ebenfalls aufgebracht, weil ich nicht verstand, was er hatte. Einen Moment starrte er mir fest in die Augen. Dann rieb er sich die Augen und seufzte tief.
Ich sah ihn an. Irgendetwas stimmte nicht. War er immer noch erschöpft von den Nachwirkungen seiner Magie?
„Das ist es nicht“, sagte er leise. Er las schon wieder meine Gedanken. Sein Blick versank in der tiefen Schwärze des Wassers zu seinen Füßen.
„Mich kotzt es so dermaßen an, dass ich dir nie genug bin“, zischte er und die Wut in ihm, ließ sogar mein Herz schwer werden. Wie einen dichten, schwarzen Knoten spürte ich sie in meiner eigenen Brust.
„Aber ...“, wollte ich ansetzen, doch er unterbrach mich. Sein Kopf schnellte herum und da war es wieder. Das glühende schwarze Glas.
„Nie bin ich dir genug! Warum reiche ich dir nicht?!“ Sein Blick bohrte sich in Meinen. Ich schluckte schwer, suchte nach einer Antwort, obwohl ich wusste, dass ich ihm keine geben konnte. Und, als er weitersprach, klangen Trauer und Verzweiflung in seiner Stimme.
„Warum kann ich dir nicht genug sein, Angel? Warum? Was ist es, dass du nicht einmal auf den Gedanken kommst, mich zu fragen, ob ich dich nähre? Ich könnte es tun! Du müsstest mich nur darum bitten!“
Darum ging es ihm also. Langsam begann ich, zu verstehen. Allein bei dem Gedanken schnürte sich mir die Kehle zu. Ich wollte das nicht. Das, was Claude gerade von mir verlangte. Noch nie hatte ich mich von jemandem ernährt, den ich kannte. Bisher waren es nur Menschen gewesen. Nicht einmal von Seth hatte ich das verlangt. Vor allem nicht von Seth! Was diese Tat für mich bedeuten würde, hatte mir stets Angst gemacht. Und mich ewig an Claude zu binden, auf eine Art, die meinem Volk heilig war ...? Nein, dazu war ich einfach nicht bereit. Noch nicht. Es war schon schlimm genug, dass ein Teil von mir für immer an Ira gebunden sein würde.
„Ich werde dich nie danach fragen“, sagte ich leise. Meine Stimme tonlos und kaum ein Flüstern. „Wie könnte ich dich je darum bitten? Du bist alles, was ich habe. Du bist mein Gegenstück. Mein Gleichgewicht. Du bist wie ich. Wie könnte ich dich, der du so bist wie ich, um etwas bitten, was ich mir sonst nur von Menschen hole?“ Das war immerhin die halbe Wahrheit.
„ Ich bin dir
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