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ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

Titel: ANGEL - Wolfsmensch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liesa Maria Nagel
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andere gutgehende Unternehmen. Und Oscar ... Tja, Oscar ist mehr so etwas wie ein Freund. Er ist der gute Geist dieses Hauses. Deshalb habe ich sein Leben künstlich verlängert, als sein sterbliches sich dem Ende neigte.“
    Der gute Geist ... Er sprach so liebevoll von dem alten Mann. Dieser Mensch musste ihm wirklich etwas bedeuten. Gerade wollte ich zu einer entsprechenden Bemerkung ansetzen, als die Tür zur Küche erneut aufschwang und Oscar mit zwei Tellern in den Händen herausgeeilt kam. Er servierte uns einen hübschen bunten Sommersalat mit Kräutern und Vinaigrette und schenkte uns dazu einen leichten Weißwein ein.
    Beide, Ira und ich, schwiegen und starrten uns nur an, bis Oscar wieder verschwunden war und auch danach blieb es still. Ira begann zu essen und auch ich pickte mir ein paar Kräuter heraus, doch schien keiner von uns besonders hungrig. Die Luft in diesem Raum knisterte vor Spannung.
     
    Es dauerte nicht lange, bis ich die Gabel zur Seite legte und ihn mit einem forschenden Blick fixierte. Allmählich war meine Geduld aufgebraucht, entschied ich. Das Prickeln auf meiner Haut wurde immer unerträglicher, die Anspannung meiner Muskeln schmerzhaft. Er plante etwas, da war ich mir sicher. Nur was?
    „Hör mal, wenn das hier ein Scherz werden soll, ist er nicht besonders lustig. Ich habe keine Zeit hier herumzusitzen, Ira. Ich kenne dich ja kaum. Also entweder du sagst mir jetzt endlich, was das Ganze hier soll, oder ich werde…“
    Ich war schon fast aufgestanden, als er den Arm ausstreckte und mich packte. Scharf sog ich die Luft ein und konnte das wütende Aufflammen meiner Augen nicht vermeiden. „Lass mich los“, zischte ich, aber er dachte nicht daran.
    „Warte noch“, sagte er beschwichtigend, „Nur bis zum Hauptgang. Ich möchte dir etwas erzählen. Es hat mit meiner Gefangenschaft und deiner Folter zutun.“
    Auch, wenn es mir nicht passte, damit hatte er meine Neugier geweckt. Woher wusste er etwas über meine Folter? Oder war das nur ein Köder? Skeptisch musterte ich ihn. „Wehe dir, wenn du mich verarschst“, zischte ich leise. „Lass mich nicht zu lange warten.“
    Ich hatte mich ihm schon zweimal unbedacht hingegeben. Sollte das hier der Auftakt zu einem dritten Mal werden, würde ich es ihm diesmal nicht so einfach machen.
    Das Lächeln auf seinen Lippen war verheißungsvoll und verhieß mir nichts Gutes. „Nein ...“, sagte er langsam und wie auf Kommando erschien Oscar und räumte die Teller ab. „Nur noch bis zum Hauptgericht.“
    Seine Worte liefen wie flüssiges Gold meine Kehle hinunter und der Blick, den er mir zuwarf, setzte meine Körper augenblicklich in Flammen. Was war das nur, was er an sich hatte, dass mich so fesselte? Allein sein Geruch war das reinste Aphrodisiakum. Ich konnte gar nicht genug davon bekommen. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich an die Träume dachte und nicht mehr an die schreckliche Szenerie meiner Folter.
    Wieder wurden meine Gedanken jäh von Oscar unterbrochen, der einen Moment später, zusammen mit einer weiteren Dienerin zurückkehrte. Die beiden trugen zwei üppige, köstlich duftende Platten vor sich her. Eine davon offen, beladen mir einem gewaltigen Braten und buntem Gemüse. Den Inhalt der Anderen unter einem silbernen Deckel verborgen. Oscar stellte die abgedeckte Platte direkt vor mich, die andere in Reichweite. Mit einem unglaublich zufriedenen, erwartungsvollen Lächeln wartete Ira noch, bis Oscar uns neue Teller und neuen Wein gebracht hatte.
    „Ja ...“, begann er dann leise und seine dunklen Augen bohrten sich in meine, hielten meinen Blick gefangen, dass es mir den Atem verschlug. „Ich möchte dir sagen, was während deiner Gefangenschaft geschehen ist, Angel. Das, was dir dein Wächter verschwiegen hat.“
    Ich konnte es nicht glauben, aber er tat es tatsächlich. Was hatte er nur vor?
    „Ich habe dich befreit.“
    „Was?!“ Mit weit aufgerissen Augen starrte ich ihn an. „Du?“
    Iras Blick war vollkommen ernst. Kein Scherz. Kein Lächeln. Er nickte nur knapp.
    „Ich dachte mir schon, dass du mir nicht einfach so aus dem Blauen heraus glaubst, deshalb habe ich ein ... Geschenk für dich, um meine Worte zu beweisen.“
    Noch bevor mein Verstand das Gesagte vollständig verarbeitet hatte, langte Ira über dem Tisch und nahm den Deckel der Platte ab.
    Im nächsten Moment starrte ich in die toten, schreckgeweiteten Augen meines Folterknechts. Nur mit Mühe konnte ich einen Aufschrei unterdrücken.

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