ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
allein. So, als wäre es nicht sein Eigener. Als flüsterte ihm jemand den Hinweis ins Ohr. Eine dunkle, tiefe Stimme aus seinem Unterbewusstsein ... Und die Erkenntnis verzog seine Lippen zu einem geradezu wahnsinnigen, diabolischen Grinsen.
Natürlich ...! Es gab nur diesen einen Weg! Die Stimme hatte völlig recht. Ira musste einfach verschwinden! Aus ihrem Umfeld. Von dieser Welt. Dieses Monster ! Es hatte schon einmal funktioniert, bloß, dass er es diesmal allein und vor allem richtig machen würde! Diesmal bekäme er keine Chance zu entkommen. Er war der frische Kadaver, der die Bestie in Angel anzog. Also musste er ihn beseitigen. Dann gäbe es nichts mehr, was zwischen Claude und ihr stünde. Sein Weg wäre frei. Und Angel würde endlich ihm gehören!
*
Die Luft hier draußen duftete süß und nach Rosen. Die Nacht war warm und mild. Eine perfekte Spätsommernacht. Es wehte ein leichter Wind und Ira genoss den Anblick, wie die Brise durch Angels Haar strich.
Nach dem Hauptgericht hatte er sie hier heraus auf die Terrasse gebeten. Oscar hatte hier auf einem kleinen Tischchen das Dessert aufgebaut. Eine große Schale frischer Erdbeeren und eine kleine Schale mit geschlagener Sahne. Dazu, passenderweise, einen leichten, süßen Erdbeerprosecco. Und, um das Ganze perfekt zu machen, hatte er rund um die riesige Terrasse zwischen all den blühenden, duftenden Rosen und Stauden Laternen und Kerzen entzünden lassen. Selbstverständlich erst nachdem Angel hier eingedrungen war.
Ja, er hatte wirklich an alles gedacht. Er wollte ihr einen perfekten, angenehmen Abend bereiten, damit sie ihm sein Verhalten verzeihen konnte. Und Ira war sich ziemlich sicher, dass er seit mit seinem Geschenk ihr Herz errungen hatte.
Nun stand sie hier im sanften Licht der Kerzen und sah in den Nachthimmel hinauf. Er konnte sie nur anstarren, so wunderschön war sie im Schatten der Nacht. Seine Augen folgten dem sanften Schwung ihres Halses, hinab über Schlüsselbein und Brust. Immer noch hielt er seinen Sicherheitsabstand zu ihr gewissenhaft ein. Nein, er hatte sich geschworen auf Abstand zu bleiben und sie den ersten Schritt machen zu lassen, so sie denn wollte. Er hatte sie schließlich schon gezwungen herzukommen. Vergangenes Mal hatten seine Instinkte ihn überrannt. Auch, wenn sie sich ihm so voller Leidenschaft hingegeben hatte, diesmal wollte er es richtig machen. Angemessen. Die ganze Nacht lag noch vor ihnen und sie würden ungestört bleiben. Vorsorglich hatte Ira all seine Brüder aus dem Haus geschickt. Er hatte ihnen bei ihrem Leben verboten vor Tagesanbruch wiederzukommen und er wusste, dass sie sich daran halten würden. Bis auf Oscar und die drei anderen Angestellten war niemand mehr im Haus.
Oscar und das Personal würden bis auf Abruf unsichtbar bleiben und was Angels Wächter betraf, so konnte dieser Iras Haus oder Grundstück nach wie vor nicht betreten. Sie hatten also völlige Ruhe.
Langsam wurde ihm die Stille, die sie umgab, wie ein schweres Tuch, unangenehm. Leider wusste Ira nur immer noch kein passendes Gesprächsthema. Seit sie hier herausgekommen waren, schwiegen sie. Aber irgendwie schien ihm handelsüblicher Smalltalk auch unangebracht. Wenn er sie ansah, konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen, geschweige denn einen auf perfekten Gastgeber machen. Ira überlegte angestrengt, was er sagen könnte, als Angel ihm diese Entscheidung plötzlich abnahm. Sie stellte ihr Glas auf den Tisch, ein gedankenverlorenes Lächeln auf den Lippen, streifte ihre Stiefel ab und stieg die drei Stufen, die von der Terrasse auf den Rasen führten, hinab.
Ira sah ihr einen Herzschlag lang verdutzt nach, ehe er ihr folgte. Was sie wohl vorhatte? Immerhin schien sie sich wohler zu fühlen, als bei ihrem Eintreffen. Sie lächelte und Ira spürte den Unmut von vorhin nicht mehr.
Eine Weile wanderten sie neben dem Kiesweg her über die feuchte Wiese. Vorbei an dunklen, gut gepflegten Blumenbeeten. Weiter hinten im Garten gab es einen kleinen Weiher. Zu drei Seiten umschlossen von Schilf, Weiden und niedrigen Sträuchern. Das schwache Mondlicht spiegelte sich auf der glatten Wasserfläche, zwischen den geschlossenen Seerosen.
Eigentlich Schade, dachte Ira bei sich, als er die Pflanzen sah. Sie blühten nur bei Sonnenlicht. Er würde sie vermutlich nie offen sehen.
Angel blieb nahe am Wasser stehen. Ira aber wahrte weiterhin seinen Abstand zu ihr und blieb einen guten Meter neben ihr.
„Erzähl mir etwas
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