ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
Sofort kehrten die Erinnerungen an diese Qual zurück. An die Peitsche. Die Brandeisen. Die Nadeln.
Mein Kopf schnellte zu Ira zurück, der mich abwartend ansah. Der Ausdruck in seinen Augen war purer, wissender Stolz.
Er hatte ... Ira hatte ...!
„Er ist mein Geschenk an dich. Ich hatte ihn nicht erwischt, als ich dich befreite. Nur seinen Lakaien ... Ich bin noch einmal zurück und habe ihn aufgespürt. Nur für dich.“ Sein Lächeln wurde nun kalt und grausam ... und unglaublich erotisch, „Er hatte keinen schönen Tod.“
Sein Blick ließ meinen nun los und heftete sich an etwas anderes. Ich folgte ihm und erst jetzt entdeckte ich die silbernen Nadeln, die in dem Schädel des Menschen steckten. Ira hatte ihn tatsächlich aufgespürt, offenbar gewaltsam getötet und ihn von Oscar zubereiten lassen.
Und das nur um ihn mir zu schenken.
Ich musste gestehen, ich war sprachlos.
Und beeindruckt.
Sagenhaft beeindruckt.
Immer noch starrte ich die Nadeln an. Es mussten jene sein, die auch in meinem Körper gesteckt hatten. Er hatte ihn mit seinem eigenen Folterwerkzeug getötet. Der Wolf in mir schrie auf vor Freude.
Langsam wanderte mein Blick hinüber zur zweiten Platte, auf der hübsch angerichtet ein großer, fantastisch duftender Braten lag, umringt von feinstem Gemüse und Obst. Offenbar Oberschenkel. Oder Lende.
„Du hast ihn von Oscar ... kochen lassen“, stellte ich fest. Meine Stimme klang so atemlos vor Freude und Überraschung, dass ich sie selbst kaum erkannte. Iras Lippen umspielte jetzt ein sehr zufriedenes Lächeln. Ihm gefiel meine Bewunderung offenbar sehr.
„Auf italienische Art“, grinste er, „Ich dachte, das passt ganz gut, da er ja Römer war. Außerdem macht Oscar ganz hervorragende Braten. Vollkommen egal woraus.“
Irgendwie schloss ich daraus, dass dies nicht der erste Mensch war, den Oscar zubereitet hatte. Wieder lehnte sich Ira über den Tisch und begann nun mit geschickten Bewegungen den Braten zu tranchieren. Er legte erst mir und dann sich selbst eine Scheibe auf und tat noch etwas von dem Gemüse, ein paar Kartoffeln und etwas dunkle Soße dazu.
Ich konnte es kaum erwarten, die Genugtuung auf meiner Zunge zu schmecken.
Ira wartete solange, bis ich probiert hatte. Sein Blick ruhte erwartungsvoll auf mir und ich ließ ihn nicht warten.
Wie er schmeckte, der Mann der mich gequält hatte?
Oh, fantastisch!
Er war bei Weitem nicht der erste Mensch, den ich verschlang, dafür aber mit Abstand der Beste!
Während ich aß, sah Ira mir zu. Ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Eine tiefe, dunkle Ruhe in den Augen.
*
Sie war bei ihm.
Dessen war sich Claude so sicher, wie er sich der Tatsache sicher war, dass er atmete. Er war dem She'Ol kaum entkommen, da spürte er es bereits. Sie war in seiner Nähe. Sie war bei Ira.
Warum, bei allen sieben Höllen!, war sie in seinem Haus?!
Nicht genug damit, dass Claude sich nach seinem kleinen Ausflug in die Hölle ohnehin schon fühlte, als habe man ihn in Säure gebadet. Nein, Angel musste ja auch noch zu seinem Erzrivalen zurückgehen.
Es war eine einzige Katastrophe. Irgendetwas hatte Luzifer mit ihm gemacht. Alles an ihm, sein Körper und sein Verstand schienen dünn wie Pergament.
Mit all seiner Willenskraft kämpfte er Schwäche, Übelkeit und Schmerz nieder. Er schürte seinen Zorn auf Ira, bis er buchstäblich explodierte vor lauter Wut. Er dematerialisierte sich direkt vor Iras Haus.
So stand er dann, still vor sich hinschwelend, in der dunklen Nacht vor der drei Meter hohen Hochsicherheitsmauer und starrte in Richtung Haus.
Er konnte nicht hinein. Selbst wenn er gewollt hätte. Ira hatte es ihm unmöglich gemacht. Den Bann, den er dafür verwandt hatte, konnte selbst Claude nicht überwinden. Also musste er draußen bleiben. Wie der Hund der er war.
Er fühlte sich so fürchterlich wegen dem, was er getan hatte. Was war nur in ihn gefahren, dass er ihr das antun konnte? Sie etwas fühlen zu lassen, was für ihn selbst schon kaum zu ertragen war.
Er hatte sie verletzt und zurück in die Arme dieser ... Kreatur getrieben.
Ira ... Immer wieder er!
Aber wie sollte es auch anders sein? Er war ihr Schicksal und das wusste Claude. Bloß, dass er das nicht einfach hinnehmen wollte. Oder konnte.
Was also konnte er tun? Was wäre notwendig um sie für immer an ihn zu binden? Und Ira ein für alle Mal loszuwerden?
Claude brauchte nicht lange nachdenken, bis ihm etwas einfiel. Der Gedanke kam von ganz
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