ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
dieser Kreatur war …
Wie sehr er sie liebte ...
Und dann, je nachdem, wie sie sich entschied, würde er Ira von der Bildfläche verschwinden lassen oder …
Es gibt kein oder, erklärte die Stimme und Claude konnte ihr nur zustimmen.
Ein teuflisches, irres Grinsen trat auf seine blassen Lippen. Ja, eigentlich war es egal. Er würde dieses Untier, diesen Störfaktor, ohnehin ausradieren.
Niemand durfte ihm je wieder seinen Engel streitig machen!
Gemeinsam mit der Stimme in seinem Kopf brach er in schallendes Gelächter aus.
*
Die Tage vergingen, aber Claude kam nicht.
Ich hatte oft versucht ihn mental zu erreichen und auch auf seinem Handy, aber das war dauernd abgeschaltet. Sooft ich auch nach unserer Verbindung griff, und versuchte zu ihm durchzudringen, ich erreichte ihn nicht.
Das war seltsam. All die Zeit, an die ich mich erinnern konnte, hatte ich ihn gespürt. Wenn auch unfreiwillig. Seit ich ihn jedoch fortgeschickt hatte, fehlte mir der Kontakt zu ihm. Es war, als hätte er die Verbindung zwischen uns nahezu durchtrennt. Da war gerade noch ein schwaches Gefühl, das mir sagte, er war am Leben, mehr aber auch nicht.
Ich machte mir tatsächlich Sorgen um ihn, auch, wenn er das wahrscheinlich nicht verdient hatte. Immerhin hatten wir uns nach seinem kleinen Techtelmechtel nicht mehr gesehen oder gar miteinander gesprochen. Er hatte nicht einmal versucht Kontakt mit mir aufzunehmen.
Aber ich hatte ohnehin nicht mehr viel Gelegenheit, mir darüber Gedanken zu machen. Vergessen hatte mein schwarzes, grausames Herz den Schmerz meines Wächters. Es hatte gefunden, wonach es all die Jahre gesucht hatte.
Ein anderes Herz, das genau so schwarz war.
Seit ich bei Ira war, hatte ich kaum noch das Bedürfnis nach Claudes Nähe. Ich vermisste meinen Wächter, er war ja nichtsdestotrotz immer noch ein Teil von mir. Ein wesentlicher, elementarer, untrennbarer Teil meiner Seele. Doch all das trat in den Hintergrund, wenn er den Raum betrat. Mein Ira.
Ich vergaß sogar das Atmen, wenn er da war. Nichts war mir so wichtig. Nach nichts verlangte es mich mehr. Und das Gefühl, dass jedes Verlangen in mir freiwillig geschah, war einfach unbeschreiblich. Da war kein Zwang in mir, kein ungewolltes Begehren. Alles, was mein Leib für ihn empfand, war freiwillig.
Ein sanftes Vibrieren in meinem Körper ließ mich aufschauen. Es war der Nachhall von meinem Blut in ihm. Sobald er sich mir näherte, spürte ich es. Ich fühlte seine Präsenz in meinem Körper. Seinen Puls. Seinen Herzschlag. Ira war schon seit einer ganzen Weile fort und nun endlich spürte ich, dass er sich mir näherte. Als sich die Tür schließlich öffnete und er ins Zimmer trat, war sein Blick ernst und nachdenklich. Sofort beschlich mich ein ungutes Gefühl und ich stand aus dem Sessel auf, in dem ich die ganze Zeit gesessen hatte.
Schweigend kam er zu mir, schloss mich in die Arme und begrüßte mich mit einem langen, zärtlichen Kuss.
Ich spürte, wie eine kalte Hand, die sich um mein Herz legte, dass irgendetwas nicht stimmte.
Also löste ich mich nach einem kurzen Moment von ihm und drückte mich ein Stück von ihm weg. Ich sah ihm fest und eindringlich in die Augen.
„Was ist los, Ira?“, fragte ich frei heraus, „Was hast du?“
Er seufzte tief und strich mich über die Wange.
„Ich werde dich heute Nacht allein hier lassen“, sagte er schließlich und sein Blick sagte mir, dass ihm das mehr als widerstrebte. „Ich habe aus irgendeinem Grund kein gutes Gefühl dabei, aber es geht nicht anders.“
Ich legte den Kopf schief und sah ihn fragend an.
„Warum? Wohin musst du denn?“
Wieder seufzte er schwer und zog mich eng an sich. Seine Umarmung war warm und behutsam.
„Es ist nur … Duncan, Connor und auch Abel leiden fürchterlichen Hunger. Ihre letzte Nahrungsaufnahme ist Monate her. Sie haben sehr lange geschwiegen, doch heute sind sie zu mir gekommen, um mich zu bitten mit ihnen auf die Jagd zu gehen.“
Ich verstand, was er mir damit sagen wollte. Er wollte mich nicht dabei haben, weil er und die anderen heute Nacht Unsterbliche töten würden. Was ja irgendwo eine Art Interessenkonflikt darstellte. Ich nickte.
„Das ist schon okay. Es macht mir nichts.“ Ich lächelte ihn an und strich ihm mit den Fingern über die Brust. „Du musst mit ihnen gehen und ich werde dich nicht hindern. Ich weiß, dass du zu mir zurückkommst.“
Ein sanftes, dankbares Lächeln trat auf seine Lippen, ehe er sich wieder zu mir
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