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ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

Titel: ANGEL - Wolfsmensch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liesa Maria Nagel
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„Na, dann werde ich euch doch gleich mal einander vorstellen!“, sagte sie und machte mir eine auffordernde Geste. „Danke, Chef!“, rief sie noch, als wir schon fast zur Tür heraus waren.
    Zwei Türen weiter betraten wir ein helles, freundliches Wartezimmer. Wie aus dem Magazin für Arztpraxen und Anwälte. Edle Stühle aus lederbespanntem Stahl, Zeitschriften und Pflanzen. Inmitten all dieser schlichten Eleganz saß der personifizierte Stil. Wer hätte gedacht, dass sein Name Tony war.
    „Hi, Tony.“ Jede Nuance in Robins Stimme verriet ihre Zuneigung zu dem Mann, als Robin ihn begrüßte. Ihr persönlicher Geruch veränderte sich schlagartig und erfüllte meine Nase. Sie war bis über beide Ohren verknallt in Mister Perfekt.
    Mein erster Auftraggeber war ein gutaussehender Südländer mit langen, leicht gelockten Haaren, die die Farbe von Schokolade besaßen. Sein starker Körper steckte in einem maßgeschneiderten Designeranzug und auf seiner faltenlosen Stirn klebte förmlich ein Schild, auf dem „Dämon“ stand. Er war einer von uns.
    „Darf ich vorstellen?“, fuhr Robin fort und blieb eine knappe Armeslänge neben Rosaro stehen, „Das ist Angel. Sie wird mich bei der Suche nach Ira unterstützen.“
    Herr Rosaro nickte mir kurz lächelnd zu, ehe seine Augen wieder Robins Körper verschlangen.
    „Verstärkung?“, schnurrte eine Stimme, die wie flüssiges Gold klang,„ Eine gute Idee. Dieser Auftrag ist kein Gewöhnlicher. Er erfordert spezielle Fähigkeiten, Kenntnisse. Zwei Naenia sind definitiv besser, als eine.“
    Ich stolperte kurz über diesen wirklich alten Namen. Naenia war eine uralte Bezeichnung für weibliche Auftragskiller. Noch aus dem frühen Mittelalter und auch nur unter Dämonen gebräuchlich. Den Berufszweig, dem nun auch ich angehörte, gab es schon sehr lange. Benannt nach einer Göttin des Altertums, waren wir Söldner, Kopfgeldjäger, Detektive und Auftragskiller. Man engagierte uns in der Regel entweder um einen säumigen Schuldner aufzutreiben oder ihn gleich zu beseitigen. Seltener waren Gelegenheiten, wie diese. Jemanden finden, der schon sehr lange vermisst wurde und ihn einfach nur wiederzubringen.
    „Ich bin Angel. Freut mich sie kennenzulernen, Herr Rosaro.“
    „Nenn mich ruhig Tony“, stellte er sich vor und deutete eine Verbeugung an. Ich nickte knapp und versuchte nicht allzu sehr auf Robins schmachtende Blicke zu achten. Die Zwei hatten definitiv was miteinander.
    Während Herr Rosaro mir die Hand reichte und ich sie annahm, betrachtete ich ihn näher. Er war eindeutig ein Reinblut. Da war kein Mensch in ihm. Ein starker, muskulöser Körper. Glatte, goldene Haut. Ein bösartiges Funkeln und in den mahagonifarbenen Augen. Offenbar war er genau die Klientel, die sich Demont, laut Robin, immer wünschte. Stinkreich.
    „Möchten sie mir den Fall noch einmal erklären, Herr Rosaro?“, hakte ich nach, als ich meine Inspektion beendet hatte.
    Einen kurzen Moment starrte er nachdenklich auf seine Füße. „Wissen Sie, Angel, ich bin sehr froh darüber, dass Robin diese Sache nicht mehr allein erledigen muss. Genau genommen brauche ich für die Erfüllung dieser Suche jemanden, wie sie. Ich brauche einen Werwolf.“
    Ich sog scharf die Luft ein und sah ihn verblüfft an. Für einen Sekundenbruchteil huschte die Frage durch meinen Kopf, ob allein das die gute Absicht hinter Robins Großzügigkeit gewesen war. Der kluge Teil in mir schmetterte diese Behauptung allerdings sofort wieder ab. Ich wusste genau, dass dem nicht so war. Aber … Was konnte das denn für ein Auftrag sein, wenn ihn nur ein Angehöriger meiner Art erledigen konnte? Ich musste den Gedanken laut ausgesprochen haben, denn Rosaro kicherte leise und zuckte mit den Schultern.
    „Sie beide sollen meinen Boss für mich finden. Ira ist sein Name. Er ist schon … eine Weile verschwunden und, um ehrlich zu sein, sind Sie die letzte Hoffnung, die wir haben.“ Ein vorsichtiges, fast entschuldigendes Lächeln umspielte seine vollen Lippen.
    „Wer ist wir? Und wie lange ist Ihr Boss schon verschwunden?“
    „Wir, das sind meine Brüder und ich. Ira ist nun schon seit fast zweitausend Jahren verschwunden. Um genau zu sein, sind es diesen Monat eintausendsiebenhundert.“
    Nein, das schockierte mich nicht. Demnach musste Baker ein Unsterblicher sein. In dieser Welt gab es Einige, deren Leben ewig währte. Eine Handvoll davon lebte sogar auf der Erde. Werwölfe und Vampire gehörten eigentlich nicht dazu.

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