ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
zu ihm herein geworfen. Claude sprang auf und starrte auf den grauen Haufen Stoff, der auf dem Marmor lag. Und sich bewegte ... Der Schatten vor dem Fenster verschwand und Claude schwankte zu dem Anderen herüber. Er ließ sich neben ihm auf die Knie nieder und rollte seinen Zellengenossen auf den Rücken.
„Belial!“, rief er und sein Herz zersprang fast vor Freude und Erleichterung. Sein guter, alter Freund und Weggefährte Belial. Ein Magier wie er selbst. Belial sah verwirrt und benommen zu ihm auf.
„Claude ...“, raunte er und versuchte sich aufzusetzen. Claude half ihm dabei. „Was machst du hier ...? Und ... wo sind wir eigentlich? Ich kann mich an nichts erinnern ...“
Belial sah sich um und Claude seufzte tief. Scheinbar sollte Belial sein Schicksal teilen. „Atziluth“, sagte Claude leise und sah in die schreckensweiten Augen seines Freundes.
Lange sollten sie dort oben verbleiben. Vor sich hin vegetieren. Gequält von der allgegenwärtigen weißen Magie, die wie Gift auf ihrer Haut war. Es schien ihnen beiden Jahrhunderte zu dauern. Wahrscheinlicher aber waren Tage. Vielleicht noch Monate. Claude war sich nie sicher gewesen, da es in Atziluth weder Tag noch Nacht gab. Es war immer hell. Irgendwann geschah es dann plötzlich. Sein ganzer Körper wurde von innen heraus heiß. Er fühlte sich, als würde er verkochen. In seiner eigenen Haut. Beide, er und Belial, verstanden nicht, was geschah. Die Hitze unter seiner Haut wurde immer unerträglicher. Er schrie. Schrie seinen Schmerz hinaus, aber es wurde nur schlimmer. Der Schmerz drohte ihn den Verstand verlieren zu lassen. Und dann schlug sein Leib auf hartem, kühlem, schwarzem Stein auf. Belial war da. Er spürte seine Gegenwart. Doch da war noch mehr. Er spürte eine Präsenz, die selbst den Schmerz seiner geschmolzenen Knochen noch überlagerte. Barsch wurde sein zerschmetterter Leib in die Höhe gerissen. Seine Augen öffneten sich ohne sein zutun. Er konnte sehen, wünschte sich aber sofort, blind zu sein. Er fühlte, wie sein Herz aufhörte zu schlagen in dem Moment, als er sich gewahr wurde, wer dort vor ihm stand. Gehüllt in weite, schwarze Roben. Verziert mit Menschenhaar und Rabenfedern. Claude wollte die Augen schließen. Wollte beten, dass er sich irrte. Aber da hörte er die Stimme in seinem Kopf. Das Lachen. Kalt und hart und heiß wie Eisen. Starr wie Eis. Das war der Moment, als er sie zum ersten Mal sah …
Leise fluchend tastete er mit einer Hand neben seinem Stuhl umher. Zwischen leeren Spritzen und Pizzaschachteln suchte er nach seiner letzten Whiskeyflasche.
Der Karton, den Asmodeus ihm gestern Abend raufgebracht hatte, war leer. Es war aber auch wirklich eine harte Nacht gewesen. Seit Angel in Berlin war, kochte sein Blut und der einzige Weg, sich nicht auf sie zu stürzen, war dieser. Gnadenlose Betäubung. Mit allem, was er in die Finger bekam.
Das war alles gewesen, was er von Asmo verlangt hatte, als er damals hier eingezogen war. Claude hatte Asmodeus das Versprechen abgerungen nichts Dummes zu unternehmen und ihn nur unentwegt mit Alkohol und Drogen gleich welcher Art, zu versorgen. Von seinen Onkeln war Asmodeus ihm der Liebste. Der Satan war berechenbar. Solange man eine angemessene Gegenleistung für seine Dienste hatte, war alles in Butter. Da Claude keinen materiellen Besitz hatte, hatte er dem Mann das Einzige angeboten, was er besaß. Sich und seine Magie. Asmodeus war natürlich sofort einverstanden. Einen so mächtigen Magier im Haus zu haben gefiel dem Satan überaus gut. Und Claude war es egal gewesen, was er dafür tun musste. Viele Menschen hatte er seither gebrochen. Einigen den freien Willen genommen. Getötet. Verflucht. Verdammt. Nicht, dass ihm das etwas ausmachte.
Nun lebte er seit über fünfundzwanzig Jahren in diesem kleinen Zimmer, einer Abstellkammer mit angrenzender Nasszelle. Nicht einmal ein Bett hatte er, aber das machte nichts, da er meist im Sitzen in Ohnmacht fiel. Selten verließ er diese vier Wände. Asmo versorgte ihn gut. Außerdem war dies der Ort, der ihn von allem abschottete. Der Bannkreis um das Zimmer herum war ungeheuer stark. Der Stärkste, den er je erschaffen hatte und das nur, um sich selbst vor ihr zu verbergen. Hier war er allein mit sich. Hier konnte sie ihn nicht spüren.
Jetzt jedoch wünschte er sich in eine andere Dimension. Ein anderes Universum. Hauptsache weit, weit weg von dieser Frau.
Leider war er dafür dann doch schon zu high. Seine Magie
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