ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
verspiegelten Aufzugs. Robin stand neben mir und schrieb schon wieder eine SMS. Das war schon die Dritte in der letzten halben Stunde. Dieser Tony musste ihr wirklich was bedeuten. Was aber nichts daran änderte, dass ich langsam die Nase voll hatte von Aufzügen und Bürogebäuden.
„Sag mal, machen wir hier Bürohaus-Sightseeing oder warum hetzt du mich von einem ins andere?“
Robin kicherte und fing meinen Blick in der verspiegelten Tür auf. „Nicht ganz, aber das wäre vielleicht ´ne Marktlücke. Wir besuchen hier eine gute Freundin. Ihr Labor liegt im Keller und ich dachte mir du fährst bestimmt lieber Aufzug.“
Ich verdrehte die Augen, sparte mir jeden Kommentar. Dass ich Aufzüge und enge Räume generell nicht leiden konnte, verschwieg ich ihr. Wenigstens täuschten die Spiegel mehr Raum vor, als wirklich da war, sodass ich die Angst halbwegs unter Kontrolle hatte.
Das leise Pling verriet, dass wir unser Stockwerk erreicht hatten und die Türen glitten leise auseinander. Wir traten auf einen schwach beleuchteten, langen Flur hinaus und ich atmete erleichtert auf. Robin wandte sich sofort nach links und ich folgte ihr. Boden und Wände waren bis hinauf zur Decke weiß gefliest, was dem Ganzen den Charakter eines Krankenhauses verlieh. Dass es hier auch noch so roch, nämlich nach Formaldehyd und Blut, machte das Bild perfekt. Kurz bevor der Flur endete, hielt Robin vor einer Milchglastür an. In das Glas waren etwas eingraviert. Tracey Malcolm Research .
„Forschung?“, fragte ich Robin, die gerade dazu ansetzte zu klopfen, „Was genau erforschen die hier?“ Skeptisch verschränkte ich die Arme vor der Brust und trat einen Schritt zurück.
Auf Robins Lippen legte sich ein schwaches, aber vielsagendes Lächeln.
„Uns.“
Sie klopfte und nur einen Moment später ertönte ein Summer, der uns einließ. Schwungvoll öffnete sie und ging hinein, als wäre sie hier zu Hause. „Hey, Tracey! Ich habe dir neues Spielzeug mitgebracht!“
Ich riss die Augen auf und starrte sie mit einer Mischung aus Entsetzen und Verwirrung an. Meinte sie etwa mich mit Spielzeug?
Ein Lachen ertönte und mein Kopf schnellte zu einer weiteren Tür herum, durch die nun eine Frau trat. Sie war nicht besonders groß, hatte dunkelbraunes Haar, das sie in einem unordentlichen Knoten an ihrem Hinterkopf befestigt hatte. Ihre wachen, braunen Augen verbarg sie hinter einer randlosen Brille.
„Neues Spielzeug?“, kicherte sie und musterte mich von Kopf bis Fuß, „Du weißt aber schon, dass ich keine neuen Werwölfe mehr ins Programm aufnehme, Robin.“
Sprachlos sah ich die Menschenfrau an. Sie hatte mich erkannt. Sofort und ohne, dass ich auch nur das leiseste Anzeichen von mir gegeben hätte. Ich hatte ja nicht mal ein Wort gesagt!„Woher…?“, fragte ich und zog die Augenbrauen zusammen. Langsam wurde mir die Sache unheimlich. Argwöhnisch wanderte mein Blick zwischen der Frau und Robin hin und her.
„Woher ich wusste, was du bist?“, fragte die Frau lächelnd und kam auf mich zu. Die flachen Absätze ihrer Schuhe klackerten leise auf dem Linoleum, „Hi, mein Name ist Tracey. Mir gehört diese Einrichtung hier. Ich erforsche Dämonen und humanoide Mischwesen. Mein Schwerpunkt liegt jedoch bei euch Werwölfen. Es ist nicht besonders schwer, euch von Menschen zu unterscheiden, wenn man weiß, worauf man achten muss.“
Als ich sie auch weiterhin fragend und stumm anstarrte, fuhr sie fort:„Deine Art dich zu bewegen, zu gehen, verrät dich. Ich sehe, dass dein Sternum dicker und breiter ist, als bei einem menschlichen Skelett. Genauso ist deine Muskulatur deutlicher und stärker ausgeprägt. Es sind nur minimale Unterschiede, aber man erkennt sie.“
Ich konnte nicht anders, als anerkennend zu nicken. „Wow. Nicht schlecht für einen Menschen“, grinste ich und versuchte den Argwohn allmählich abzuschütteln. Tracey reagierte gar nicht auf meinen Seitenhieb und wandte sich wieder Robin zu.
„Also? Was hast du dir dabei gedacht sie hierher zu bringen?“
Robin lächelte und ich sah die Spitzen ihrer Fänge aufblitzen.
„Sie ist unsterblich“, sagte sie leise.
Sofort schoss ein Stromschlag durch den Körper der Frau. Ihr ganzer Leib spannte sie an und sie fuhr zu mir herum. In ihren Augen funkelte gieriges Interesse. Wie, als betrachte sie ein ausgezeichnetes Stück Fleisch, maß sie mich erneut von Kopf bis Fuß.
„Unsterblich sagst du?“, zischte sie und der Unterton in ihrer Stimme wollte mir gar
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