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Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition)

Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition)

Titel: Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolaus Blome
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große Koalition, sondern ein Regierungsbündnis aus drei Parteien im Bundestag. Das ist entweder ein SPD -geführtes (Rot-Rot-Grün), weil die Sozialdemokraten irgendwann einmal ja doch ihren Boykott der Linkspartei aufgeben müssen. Oder es ist ein CDU -geführtes, dann aber nicht unter Angela Merkel. Ganz gleich, ob die Grünen sie jemals als Regierungschefin akzeptieren würden, sie selbst hält eine Jamaika-Koalition (Union, FDP , Grüne) für schlichtweg »die Hölle« – auch wenn es der politischen Landschaft nach einer weiteren großen Koalition mutmaßlich gut tun wird, eine frische Konstellation auszuprobieren, eben eine Dreier-Koalition. Für Angela Merkel jedoch gefährden solche Regierungsbündnisse den Markenkern der Großen, CDU wie SPD . Das macht sie nicht mit.
    Zweitens: Angela Merkel hält zehn Jahre für die mehr oder minder maximale Stehzeit eines Regierungschefs, in den Bundesländern wie im Kanzleramt. Auch das hat sie mehrfach in kleinen Kreisen betont und deshalb besser als andere verstanden, warum Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust und Hessens Ministerpräsident Roland Koch ihre Ämter niederlegten. Ganz wie Merkel es tun wird, hatten auch sie sich nach ihren (mühsam-knappen) Wahlsiegen die entscheidende Frage gestellt: Kann ich in vier Jahren noch einmal antreten? Beide kamen zu dem Schluss: Nein. So stiegen sie beizeiten aus und stießen bei der Kanzlerin auf Verständnis.
    Drittens: Angela Merkel hat viel von Helmut Kohl gelernt. Auch, was man nicht von ihm kopieren sollte. Schon Mitte der 90er Jahre, so erzählen Teilnehmer von damals, konnte sie in Bonner Hintergrundgesprächen glasklar analysieren, wann und wie der CDU -Übervater den Bogen überspannt hatte. Demnach hätte Kohl schon 1994 besser daran getan, nicht mehr anzutreten – und auf gar keinen Fall hätte er 1998 noch einmal antreten dürfen.
    Vor allem aber: Ein sauberer Abschied 2015 wäre ein Superlativ ganz nach Merkels Geschmack. Nämlich der erste Bundeskanzler zu sein, der freiwillig und frei ausscheidet, sein Amt abgibt oder besser: zurückgibt. Nicht unbedingt an den Wähler, so meint Angela Merkel. Aber an die Partei, die sie aufgestellt und gewählt hat. Einen selbstbewussten Rückzug aus freien Stücken, die Freiheit des selbst gewählten Abschieds – das ist seit 1949 in Deutschland weder den kleinen noch den großen Kanzlern geglückt. Alle verließen das Kanzleramt entweder als Wahlverlierer oder unschön verdrängt von den eigenen Leuten. Die Erste zu sein, die es anders hinkriegt, es wäre ein feiner letzter Triumph über alle maskuline Unersetzbarkeits-Allüren. Mehr noch: Aus freien Stücken auf freier Strecke auszusteigen, passt zur ganzen Politik-Anlage Angela Merkels, die ja wie beschrieben mehr auf den Prozess abstellt als auf ein fixiertes Ziel. In den Augen dieser Kanzlerin gibt es nichts, keinen Beschluss, keine Zahl, keinen Zustand, den sie als vollendeten Abschluss ihrer Arbeit ansehen würde. Es gibt zum Beispiel keine Ostverträge, die einmal geschlossen, eine Kanzlerschaft runden würden. Es gibt nichts wie das schon damals weithin sichtbare Ende des Kalten Krieges, das für Hans-Dietrich Genscher das Signal für den Rücktritt war. Schon gar nicht gibt es, übertragen in die heutige Zeit, die once-and-for-all Deutschland-Reform, die finale Euro-Rettung oder den letztgültigen Europa-Vertrag, jenseits derer getrost andere ans Ruder könnten. Und erst recht nicht gibt es den abschließenden Sieg der Politik in jenem Kampf, den die Kanzlerin für mindestens so wichtig hält wie alles Tagesgeschäft: den Kampf der Politik um die Gestaltungshoheit an sich. Gegen das wachsende Misstrauen und das grassierende Desinteresse der Bürger. Gegen das kurzfristige Profitinteresse und die Kurzzeit-Logik der Märkte. Gegen die Selbstlähmung der Demokratien, wenn sie international konzertiert agieren sollen. Sie fühle sich immer öfter als eine Kanzlerin, die wie kaum eine vor ihr um die Soziale Marktwirtschaft an sich kämpfen müsse und um die Gestaltungsmacht der Politik, sagt ein enger Mitarbeiter. »Aber sie findet, das ist eine schöne Aufgabe, weil sie so grundsätzlich ist.« Und weil sie in ihrer Grundsätzlichkeit nie endet, mithin niemals an eine Person allein gebunden sein könnte.
    Kurzum: Es gibt für Angela Merkel im Großen wie im Kleinen nur den Prozess, den jeder Kanzler ein Stück begleiten kann. Den er durchaus prägen kann, wenn Glück und Geschick zusammenkommen. Aber ein Satz:

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