Angela Merkel - Ein Irrtum
Meinungskartell, das die Wirklichkeit zu verdrängen pflegt – zugunsten bunter Multikultischwärmerei oder moralinsaurer Bußpredigten wider den hässlichen Deutschen.
Viele finden einfach nur evident, was Thilo Sarrazin
schreibt und Angela Merkel zu sagen pflegte, bevor sie Kanzlerin wurde: Multikulti funktioniert nicht. Zuwanderung in die Sicherungssysteme ist nicht im Interesse des Landes. Die Leitkultur ist deutsch. 18 Die Bürger wissen das. Die meisten »mit Migrationshintergrund« wissen das auch. Die Oppositionsparteien wissen das. Angela Merkel weiß das. Sie hat es oft genug gesagt.
Doch was Angie vielleicht noch gemerkt hätte, war Tina entgangen: Sie hatte nicht mitgekriegt, wie die Stimmung »draußen im Lande« ist – typisch mittlerweile für das Verhältnis von politischer Klasse und Bevölkerung.
Denn die Debatte über Sarrazin und sein Buch zeugte nicht so sehr vom mangelnden Respekt der Bürger anderen gegenüber. Umgekehrt: Die Meinungshabenden ließen keinen Respekt vor den Bürgern erkennen.
Sicher, Sarrazins Buch kann man lesen als eine Philippika »gegen« – etwa gegen integrationsunwillige Migranten und eine (deutsche) Unterschicht, die Hartz IV als Lebensstil und Deutschland als Beutegesellschaft sehen. Man kann es jedoch ebenso gut lesen als ein Manifest »für« – für das arme Schwein vom Dienst, den gemeinen Steuerzahler. Und der, längst in der Minderheit hierzulande, hat womöglich einen ganz bescheidenen Wunsch: Wenn er schon permanent zur Kasse gebeten wird, dann will er dafür nicht auch noch beschimpft und verleumdet werden. Er will endlich einmal für seine Geberqualitäten »politisch, sozial und kulturell gewürdigt« werden. 19
Denn einer kommt nie gut weg in öffentlichen Debatten: der Steuerbürger, der Leistungsträger, kein Opfer, sondern
ein Täter, den man im Namen der »sozialen Gerechtigkeit« zur Solikasse bittet und, sollte er mal aufmucken, als kaltherzigen Egoisten oder als hässlichen Deutschen kujoniert – gern auch als »dumpf rechts«, das haben die Deutschen ja in den Genen.
Und deshalb wirkte die Aussage des Bundespräsidenten von Angela Merkels Gnaden, Christan Wulff, auch »der Islam« gehöre zu Deutschland, nicht nur weltfremd, sondern auch herzlich überflüssig. Deutsche gehören zu Deutschland, egal, was sie glauben, natürlich auch Muslime. Aber keine Religion als ganze – und schon gar nicht eine, die sich nicht als Religion, sondern als umfassende Lebensführung inklusive Rechtssystem versteht.
Vor allem aber klangen Wulffs mahnende Plattitüden ganz so, als ob der oberste Repräsentant Deutschlands das Fremde in Schutz nehmen müsste gegen die deutschen Ureinwohner. Denen kann man ja bekanntlich nicht trauen. Sind die nicht alle irgendwie lupenreine Rassisten – oder wenigstens »islamophob«, wie man heute sagt?
Der wissenschaftliche Nachweis dafür ist bereits erbracht: Das »Feindbild Islam«, heißt es neuerdings, sei so etwas wie der moderne Antisemitismus. 20 Damit hat man die Deutschen an ihrer Achillesferse getroffen – aber wahrscheinlich ist auch die in Wirklichkeit ein teuflischer Pferdefuß.
Der Vorwurf der »Islamophobie« stammt aus dem Propagandaarsenal iranischer Fundamentalisten, die Ende der 70er-Jahre den Islam gegen Kritik unangreifbar machen wollten, um all jene Muslime zum Schweigen zu bringen,
die den Koran infrage stellen und das Recht wahrnehmen möchten, einer Religion auch abschwören zu dürfen. Die Bereitschaft, mit der man in deutschen Feuilletons diesen Vorwurf aufgreift, verwundert – oder auch nicht. Manch einer hat sich bei dieser Neuerfindung eines Meinungsdelikts womöglich an das Vorgehen der Sowjetunion gegen die »Feinde des Volkes« erinnert. 21 Und manch anderer sieht seine historische Aufgabe in der beständigen Entlarvung des Deutschen. Heute im Angebot: der islamophobe Wutbürger.
Doch merkwürdig: Noch brennen keine Fahnen, werden keine Drohungen ausgestoßen oder Todesurteile verhängt. Der hässliche Deutsche verhält sich ruhig und zahlt weiter seine Steuern. Er ist ja auch bloß eine Projektion.
Er existiert vor allem deshalb, weil Deutschlands Elite gern vor ihm warnt. Das gilt als mutig und hat den schönen Nebeneffekt, dass der von oben präventiv gezüchtigte Bürger sich gar nicht erst traut, wütend zu werden, und lieber den Kopf einzieht. Und still hofft, dass nicht alle Welt glaubt, was seine Repräsentanten erzählen: Dass unter dem dünnen Firnis des freundlichen
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