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Angela Merkel - Ein Irrtum

Angela Merkel - Ein Irrtum

Titel: Angela Merkel - Ein Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cora Stephan
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Fußballweltmeisterschaftsfans der hässliche Deutsche lauere.
    Ich finde, liebe Frau Merkel, lieber Herr Wulff, dass es diese Sorte übler Nachrede ist, die Deutschland schadet. Nicht ein umstrittenes Buch. Deutschland fehlt Respekt – Selbstrespekt. Und den Steuerbürgern der Stolz auf ihre Geberqualitäten.

    Der Bürger in Zeiten des Internets hat schon längst nicht mehr das fabelhaft kurze Gedächtnis, das Politiker sonst an ihm schätzten. Vielleicht hat er also präsent, was Angela Merkel sagte, bevor sie Kanzlerin wurde? 2003 sprach sie auf dem CDU-Parteitag in Leipzig von der nötigen »Steuerung und Begrenzung von Zuwanderung«. 2004, in Düsseldorf, erklärte sie Multikulti für gescheitert und empfahl eine deutsche »Leitkultur« – man müsse die Realität wahrnehmen und sich von Lebenslügen trennen.
    Die linke Lebenslüge: die lustige, »bunte« Multikultirepublik, ein albernes Wort, das neuerdings auch Bundespräsident Wulff gefällt. Die konservative Lebenslüge: ein irgendwie »autochthones« Deutschland, das kein Einwanderungsland ist, weshalb man sich um die unbestreitbaren Fakten auch keinen Kopf machen muss.
    Man muss aber. Und man darf auch.
    Deutschland ist ein Land, das bereits mehr als eine gewaltige Integrationsleistung vollbracht hat: von 1945 bis 1950 strömten acht Millionen Flüchtlinge und Vertriebene in den Westen des Landes und knapp vier Millionen in die spätere DDR. Die gemeinsame »Identität« als Deutsche verminderte zunächst keineswegs das beiderseitige Gefühl völliger Fremdheit. 22
    Während man in der DDR den Kontakt zwischen der Bevölkerung und den russischen Besatzern nicht wünschte, ebenso wenig den mit den Vietnamesen oder Mosambikanern, die man bei den sozialistischen Brudervölkern dienstverpflichtet hatte, war man in der Bundesrepublik nicht nur italienische Gastarbeiter, sondern auch schwarze Besatzungssoldaten
und japanische Geschäftsleute gewohnt. Nicht zuletzt die vielen »Dissidenten«, Flüchtlinge aus dem sowjetischen Machtbereich – etwa Rumäniendeutsche wie die Nobelpreisträgerin Herta Müller. Überdies hatte Westdeutschland eine ausgesprochen großzügige Asylgesetzgebung. Und nicht zuletzt die Wiedervereinigung hat gezeigt, dass man in Deutschland Herausforderungen annimmt und bewältigt. Die vielen Russlanddeutschen sind dabei nicht das geringste Problem.
    Fremdenhass gibt es, aber er bestimmt hierzulande nicht das Leben. Auch rechtsradikale Gewalt gegen Ausländer nicht. Sonst wäre Deutschland wohl kaum ein so begehrtes Zuzugsziel: Nicht nur, weil es in sein Sozialsystem einlädt, sondern weil es einen verlässlichen Rechtsstaat, funktionierende Institutionen und eine weitgehend gewaltfreie Öffentlichkeit bietet.
    Ich erinnere mich noch gut an den jungen Kurden, den ich interviewte, nachdem einheimische Jugendliche eines kleinen süddeutschen Dorfs Steine aufs Asylantenheim geworfen hatte. Der konnte sich die ganze Aufregung nicht erklären. Er war vor weit schlimmeren Verhältnissen nach Deutschland geflohen – und dankbar für die Aufnahme, die er hier fand.
    Warum also fühlen sich sonst ziemlich ausgeruhte Deutsche neuerdings von »integrationsunwilligen Menschen mit Migrationshintergrund« provoziert? Von einer muslimischen Minderheit, einer Minderheit auch der Muslime, also keineswegs repräsentativ für die muslimische oder türkische Community insgesamt?

    Weil diese Minderheit die deutsche Achillesferse kennt. Ein vom Islam und dessen Geringschätzung der Ungläubigen geprägtes Überlegenheitsgefühl paart sich mit der ziemlich präzisen Kenntnis der Schwachstellen im leicht erschütterbaren deutschen Selbstbild. In Deutschland ist man durch den Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit und des Rassismus erpressbar, und das nutzen viele der kleinen und großen Machos, die jede Kritik an ihnen und ihrem Auftreten als »faschistisch« zurückweisen. Oder die Vorzeigemuslimas, die über die Charakterschwächen der Deutschen gern, über die schwarzen Schafe der »eigenen Familie« aber gar nicht reden.
    Schön, dass sich die Kanzlerin vor alle womöglich gekränkten und beleidigten Muslime stellt, auch wenn sich dort die am stärksten beleidigt geben, die gar nicht das Problem und also auch nicht gemeint sind. Doch dürfen die anderen etwa nicht beleidigt sein? Die Eltern, die es unschön finden, wenn ihre Kinder von kleinen muslimischen Rüpeln als »Schweinefresser« oder »Schlampen« verhöhnt werden? Die Frauen, die erleben, dass wir

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