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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
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könnte, ob sie noch leben. Der Engel nickt anerkennend, als würde ihm gefallen, was er sieht. Ich schelte mich insgeheim, als ich merke, wie mich sein Wohlwollen freut.
    Einer der Kerle richtet sich schwankend auf und sprintet so schnell er kann zur Tür. Er hält sich den Kopf, als hätte er Angst, er könne abfallen. Wie auf Befehl stehen drei weitere Typen auf und torkeln, ohne einen Blick zurückzuwerfen, zur Tür. Die anderen liegen am Boden und schnappen nach Luft.
    Ein schwaches Lachen dringt an mein Ohr. Es kommt von dem Engel.
    »Mit den Flügeln hast du komplett lächerlich ausgesehen«, sagt er. Seine Lippe blutet, und über seinem Auge klafft ein Riss. Doch er wirkt entspannt, ein Lächeln erhellt sein Gesicht.
    Mit zitternden Fingern krame ich den Schlüssel des Fahrradschlosses aus meiner Jeanstasche und werfe ihn ihm zu. Obwohl er immer noch angekettet ist, gelingt es ihm, ihn aufzufangen.
    »Nichts wie raus hier.« Ich klinge weniger zittrig, als ich mich fühle. Ich bebe förmlich vor lauter Adrenalin, das mein Körper auch noch nach dem Kampf freisetzt. Der Engel öffnet das Schloss, reckt sich ausgiebig und lässt seine Handgelenke knacken. Dann reißt er einem der stöhnenden Jungs die Jeansjacke vom Leib und wirft sie mir zu. Auch wenn sie mir ungefähr zehn Nummern zu groß ist, schlüpfe ich dankbar hinein.
    Während ich seine Flügel wieder in die Decke wickle, geht er in das Eckbüro zurück. Eilig laufe ich zu dem Aktenschrank, schnappe mir sein Schwert und eile in die Lobby, wo er gerade mit meinem Rucksack auftaucht. Unter seinem kritischen Blick befestige ich die Decke auf dem Rucksack, wobei ich versuche, sie nicht allzu fest zusammenzudrücken, und schnalle ihn mir auf den Rücken. Ich wünschte, ich hätte auch für ihn einen Rucksack, doch bei den Verletzungen könnte er ihn sowieso nicht tragen.
    Der Anblick des Schwerts entlockt ihm ein breites Lächeln, als wäre es ein lange verloren geglaubter Freund und nicht einfach nur ein Stück Metall. Ein hübsches Stück Metall zugegebenermaßen. Die unverstellte Freude auf seinem Gesicht lässt mich den Atem anhalten. Ich hätte nicht geglaubt, einen solchen Ausdruck jemals wieder bei jemandem zu sehen. Plötzlich ist mir viel leichter ums Herz, schon allein, weil ich dem Engel nahe bin.
    »Du hattest mein Schwert? Die ganze Zeit?«
    »Es ist jetzt mein Schwert.« Meine Stimme klingt harscher, als die Situation es verlangt. Seine Freude ist so menschlich, dass ich für einen Moment vergessen habe, wer er wirklich ist. Ich bohre mir die Fingernägel in die Hand, um mich daran zu erinnern, dass mir meine Gedanken nie wieder derart entgleiten dürfen.
    »Dein Schwert? Das hättest du wohl gerne!«, erwidert er. Ich wünschte, er würde nicht so verdammt menschlich klingen. »Hast du eine Ahnung, wie loyal sie mir all die Jahre über gedient hat?«
    »Sie? Du gehörst doch hoffentlich nicht zu den Idioten, die ihrem Auto und ihrer Kaffeetasse Namen geben, oder? Das ist ein unbelebter Gegenstand. Finde dich damit ab.«
    Er streckt die Hand nach dem Schwert aus, aber ich trete einen Schritt zurück und weigere mich, es ihm auszuhändigen.
    »Was willst du, um sie kämpfen?«, fragt er. Er klingt, als würde er gleich lachen.
    »Was hast du damit vor?«
    Müde seufzt er. »Was glaubst du? Es als Krücke benutzen?«
    Einen Moment lang hängt die Entscheidung zwischen uns in der Luft. Jetzt, da er wieder frei und auf den Beinen ist, braucht er kein Schwert, um mich zu besiegen. Er könnte es sich einfach so nehmen, das wissen wir beide.
    »Ich habe dir das Leben gerettet«, sage ich.
    Er zieht eine Augenbraue hoch. »Das halte ich für fragwürdig.«
    »Zweimal.«
    Endlich lässt er den Arm, den er nach dem Schwert ausgestreckt hat, sinken. »Du gibst es mir nicht zurück, oder?«
    Ich packe Paiges Rollstuhl und lasse das Schwert in die hintere Sitztasche gleiten. Solange er für einen Streit zu müde ist, behalte ich besser die Kontrolle. Entweder ist er wirklich erschöpft, oder er hat beschlossen, mich das Schwert wie einen Knappen tragen zu lassen. So verstohlen, wie er es angrinst, tippe ich auf Letzteres.
    Ich wende Paiges Rollstuhl und schiebe ihn zur Tür hinaus.
    »Ich glaube nicht, dass ich den Stuhl noch brauche«, sagt der Engel. Er klingt allerdings ziemlich fertig, und ich wette, er würde nicht Nein sagen, wenn ich ihm anbieten würde, ihn zu schieben.
    »Der ist nicht für dich, sondern für meine Schwester.«
    Stumm läuft er

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