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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
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abzustreiten. »Fast so gut wie tagsüber.«
    Ich präge mir diese Information gut ein. Wahrscheinlich rettet sie mir sogar das Leben, denn wer weiß, was ich sonst getan hätte, wenn ich die anderen Engel schließlich gefunden hätte. Bestimmt hätte ich versucht, mich im Dunkeln zu verstecken, wenn ich erst mal in ihrem Nest gewesen wäre. Eine denkbar schlechte Gelegenheit, um herauszufinden, dass Engel im Dunkeln sehen können.
    »Also, warum lässt du wertvolles Essen draußen rumliegen?«
    »Für den Fall, dass meine Mutter da irgendwo ist.«
    »Würde sie dann nicht einfach reinkommen?«
    »Vielleicht ja, vielleicht nein.«
    Er nickt, als würde er mich verstehen, was er natürlich nicht kann. Wahrscheinlich verhalten sich Menschen seiner Ansicht nach sowieso alle ziemlich verrückt. »Warum holst du die Nudeln nicht wieder rein, und ich sage dir, ob sie in der Nähe ist?«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich würde sie hören. Vorausgesetzt, der Regen wird nicht zu laut.«
    »Wie gut hörst du?«
    »Was?«
    »Haha«, erwidere ich trocken. »Über solche Dinge Bescheid zu wissen, könnte meine Chancen, Paige zu finden, entscheidend beeinflussen.«
    »Du weißt doch nicht mal, wo sie ist oder ob sie noch lebt«, entgegnet er so nüchtern, als würde er übers Wetter reden.
    »Aber ich weiß, wo du bist und dass du zu den anderen Engeln zurückkehren wirst, und sei es nur, um Rache zu üben.«
    »Ach, so ist das? Da du nichts aus mir rausbekommen hast, als ich noch schwach und hilflos war, hast du jetzt den großartigen Plan, mir ins Schlangennest zu folgen, um deine Schwester zu retten? Dir ist schon klar, dass das ungefähr so gut durchdacht ist wie deine Idee, dich als Engel zu verkleiden, um diese Kerle zu verjagen?«
    »Manchmal muss man eben improvisieren, wenn sich die Situation ändert.«
    »Die Situation hat sich jenseits deiner Kontrolle geändert. Wenn du diesen Weg gehst, wirst du sterben, also hör auf meinen Rat und nimm einen anderen. Und renn.«
    »Du verstehst das nicht. Hier geht es nicht darum, eine logische oder die bestmögliche aller Entscheidungen zu treffen. Paige ist nur ein hilfloses kleines Mädchen. Sie ist meine Schwester, und ich habe keine Wahl. Das Einzige, was hier zur Diskussion steht, ist, wie ich sie rette, nicht, ob ich es versuche.«
    Er lehnt sich zurück und mustert mich prüfend. »Ich frage mich, was dich eher umbringen wird – deine Loyalität oder deine Sturheit.«
    »Keins von beiden, wenn du mir hilfst.«
    »Und warum sollte ich das tun?«
    »Ich habe dir das Leben gerettet. Zweimal. Du schuldest mir etwas. In manchen Kulturen wärst du mein Sklave auf Lebenszeit.«
    Im Dunkeln ist sein Gesichtsausdruck kaum zu sehen, doch seine Stimme klingt skeptisch und trocken. »Okay, du hast mich von der Straße gezerrt, als ich verletzt war. Normalerweise würde das als Lebensrettung durchgehen. Aber da du lediglich die Absicht hattest, mich für dein Verhör zu kidnappen, denke ich nicht, dass das zählt. Und wenn du auf deinen stümperhaften Versuch anspielst, mich vor der Gang zu ›retten‹, würde ich dich gerne daran erinnern, dass ich gar nicht erst in diese missliche Lage ge raten wäre, hättest du mich nicht rücklings in ein paar gigantische, aus der Wand stehende Nägel gestoßen und mich danach an einen Rollwagen gekettet.«
    Er kichert. »Echt unglaublich, diese Idioten hätten dir fast abgekauft, dass du ein Engel bist.«
    »Haben sie aber nicht.«
    »Nur, weil du es vermasselt hast. Ich hätte beinahe einen Lachanfall gekriegt, als ich dich gesehen habe.«
    »Es wäre lustig gewesen, wenn unser Leben nicht auf dem Spiel gestanden hätte.«
    Seine Stimme wird ernst. »Dann ist dir also klar, dass du hättest sterben können?«
    »Du doch auch.«
    Draußen flüstert der Wind und raschelt in den Blättern. Ich öffne die Tür, um die Nudeln zu retten, denn ich kann ihm genauso gut glauben, dass er meine Mutter hören wird, wenn es sie zu uns verschlägt. Außerdem sollte ich besser nicht riskieren, dass jemand das Essen sieht und in die Hütte eindringt.
    Ich nehme ein Sweatshirt aus meinem Rucksack und ziehe es über das, das ich gerade trage. Die Temperaturen sinken rasch. Dann stelle ich endlich die Frage, deren Antwort ich schon die ganze Zeit fürchte. »Was wollen sie mit den Kindern?«
    »Wurde denn mehr als eins entführt?«
    »Ich habe die Straßengangs dabei beobachtet, wie sie Kinder gekidnappt haben. Damals dachte ich, sie würden Paige wegen

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