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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
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Oder verzweifelt.«
    »Hirnamputiert hast du vergessen«, knurrt Raffe. »Ihr habt es auf mich abgesehen, nicht auf sie.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragt der Anführer.
    »Ihr braucht Männer wie mich als Soldaten«, erwidert Raffe. »Nicht so ein dürres kleines Mädchen wie sie.«
    Der Anführer verschränkt die Arme vor der Brust. »Wie kommst du darauf, dass wir Soldaten suchen?«
    »Ihr habt fünf Männer und ein ganzes Hunderudel ge braucht, um einen einzigen Mann zu fangen«, erklärt Raffe. »Was auch immer ihr erreichen wollt, wenn ihr so weitermacht, braucht ihr dafür mindestens drei Armeen.«
    Der Anführer nickt. »Du hast ganz offensichtlich einen militärischen Background.« Bei diesen Worten ziehe ich die Augenbrauen hoch und frage mich, was wohl genau passiert ist, als sie ihn gefangen genommen haben.
    »Du hast nicht mal mit der Wimper gezuckt, als wir die Gewehre auf dich gerichtet haben«, fügt der Anführer hinzu.
    »Wenn er schon mal gefangen genommen wurde, ist er wohl nicht so gut, wie er glaubt«, sagt Raffes Bewacher. Raffe geht nicht darauf ein.
    »Oder vielleicht gehört er einem der Spezialkräfte-Kommandos an, die auf Extremsituationen vorbereitet werden«, sagt der Anführer. Er hält inne und wartet darauf, dass Raffe zustimmt oder alles abstreitet. Das Mondlicht, das zu den Fenstern hereinfällt, ist hell genug, um die Intensität im Blick des Anführers zu offenbaren, der Raffe anstarrt wie ein Wolf das Kaninchen. Oder vielleicht auch wie ein Kaninchen den Wolf. Doch Raffe sagt nichts.
    Der Anführer wendet sich an mich: »Hast du Hunger?«
    Mein Magen sucht sich genau diesen Moment aus, um laut zu knurren. Unter anderen Umständen wäre das lustig gewesen.
    »Holen wir den beiden hier was zum Abendessen.« Die drei Männer verlassen den Raum.
    Probehalber ruckle ich ein bisschen an dem Seil um meine Handgelenke. »Groß, dunkelhaarig und nett. Was kann sich ein Mädchen mehr wünschen?«
    Raffe schnaubt. »Sie sind um einiges freundlicher, seit du auf der Bildfläche erschienen bist. Mir haben sie den ganzen Tag lang nichts zu essen angeboten.«
    »Sind sie einfach nur launisch oder richtig böse?«
    »Jeder, der dich an einen Stuhl fesselt und mit einer Waffe bedroht, ist böse. Muss ich dir das wirklich erklären?«
    Ich fühle mich wie ein kleines Mädchen, das etwas Dummes getan hat.
    »Also, was machst du hier?«, fragt er. »Da gehe ich das Risiko ein, von einem Rudel Wölfe in Stücke gerissen zu werden, nur damit du fliehen kannst, und du hast nichts Besseres zu tun, als hierher zurückzurennen? Dein Urteilsvermögen könnte einen guten Schuss gesunden Menschenverstand vertragen.«
    »Entschuldigung. Ich werde es bestimmt nicht wieder tun.« Allmählich wünschte ich, sie hätten uns geknebelt.
    »Das ist das Vernünftigste, was ich dich je habe sagen hören.«
    »Also, wer sind diese Jungs?« Dank seines Super-Gehörs hat Raffe zweifellos eine Menge über ihre Pläne herausfinden können.
    »Warum? Willst du dich verpflichten?«
    »Ich bin kein besonders geselliger Typ.«
    Bei all dem getrockneten Blut, das sein Gesicht runtergelaufen ist, sieht er im Mondlicht trotz seiner sonst attrakti ven Züge eher grotesk aus. Für einen Moment sehe ich ihn als den klassischen gefallenen Engel, der es nur darauf abgesehen hat, deine Seele zu verdammen.
    Doch dann fragt er: »Alles in Ordnung?« Seine Stimme ist überraschend sanft.
    »Mir geht’s gut. Dir ist doch klar, dass wir bis zum Morgen hier raus sein müssen, oder? Bis dahin werden sie es wissen.« All das Blut und keine einzige Wunde. Niemand wird so schnell wieder gesund.
    Die Tür öffnet sich, und der Geruch nach Eintopf macht mich fast verrückt. Seit den Angriffen musste ich zwar keinen Hunger leiden, aber an Gewicht zugelegt habe ich auch nicht gerade.
    Der Anführer zieht sich einen Stuhl heran und hält mir die Schüssel unter die Nase. Bei dem Geruch von Fleisch und Gemüse knurrt mein Magen erneut.
    Er nimmt einen vollgehäuften Löffel und hält auf halbem Weg zwischen der Schüssel und meinem Mund inne. Der Schicklichkeit halber bemühe ich mich, ein Stöhnen zu unterdrücken. Ein pickliger Soldat zieht sich einen Stuhl neben Raffe und macht dasselbe mit dessen Eintopf.
    »Wie heißt du?«, fragt der Anführer. Die Tatsache, dass er gerade dabei ist, mich zu füttern, macht seine Fragestellung irgendwie intim.
    »Meine Freunde nennen mich Ingrimm«, wirft Raffe ein. »Und meine Feinde sagen ›Hab

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