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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
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uns jemand zuhört. Ich hoffe, er versteht, was ich meine. Wenn Raffe und ich es zum Horst schaffen, ist er über die aufkeimende Widerstandsbewegung im Bilde. Wenn er das den anderen Engeln steckt, werden sie der Bewegung den Garaus machen. Und ich bin dann der Judas der Menschheit.
    Es folgt eine lange Pause.
    Wenn er ihnen nichts sagt, ist er dann der Judas der Engel?
    »Warum bist du hergekommen?«, fragt er, offenkundig um das Thema zu wechseln. »Warum bist du nicht einfach weggerannt, was, wie wir beide wissen, die bessere Alternative gewesen wäre?«
    »Blöd, hm?«
    »Sehr.«
    »Ich … ich konnte einfach nicht.«
    Ich will ihn fragen, warum er sein Leben aufs Spiel gesetzt hat, um meins zu retten, wo seine Leute uns doch jeden Tag umbringen. Aber ich kann es nicht. Nicht hier, nicht jetzt. Nicht, wenn uns jemand zuhören könnte.
    Stumm liegen wir da und lauschen den Grillen.
    Nach einer langen Weile, während der ich schon in einen empfindungslosen Dämmerzustand gedriftet bin, flüstert er im Dunkeln: »Alle schlafen, außer den Wachen.«
    Ich bin sofort hellwach. »Hast du einen Plan?«
    »Klar. Du nicht? Du bist doch hier die Retterin.« Der Mond ist weitergewandert, und das Licht, das durch das Fenster hereinfällt, ist jetzt fahler. Doch es ist noch immer hell genug, um zu sehen, wie sich sein dunkler Schatten von der Pritsche erhebt. Er kommt zur mir herüber und bindet mich los.
    »Wie zur Hölle hast du das gemacht?«
    »Wenn du den Horst stürmst, denk dran, dass Seile Engel nicht aufhalten können.« Die letzten Worte flüstert er.
    Ich hatte vergessen, dass er so viel stärker ist als jeder normale Mann.
    »Willst du damit sagen, du hättest schon die ganze Zeit entkommen können? Du hast mich also nicht mal gebraucht. Warum hast du das nicht schon längst getan?«
    »Soll ich mir etwa den ganzen Spaß durch die Lappen gehen lassen, wenn sie sich den Kopf darüber zerbrechen, was passiert ist?« Eilig bindet er mich los und hievt mich auf die Füße.
    »Ah, ich verstehe. Nachts kannst du fliehen, aber tagsüber nicht. Gewehrkugeln kannst du aber nicht davonlaufen, oder?«
    Wie für die meisten Leute war die filmische Endlosschleife über die Erschießung des Erzengels Gabriel meine erste Einführung in die Welt der Engel. Ich kann nicht umhin, mich zu fragen, ob die Engel vielleicht weniger feindselig gewesen wären, wenn wir nicht als Erstes ihren Anführer umgebracht hätten. Zumindest nimmt man an, dass er umgebracht wurde. Genau weiß es keiner, denn die Leiche wurde nie gefunden. Hieß es zumindest. Die Legion geflügelter Männer, die hinter Gabriel herschwebte, zer streute sich zusammen mit der panischen Menge und ver schwand rasch in den rauchigen Himmel. Ich frage mich, ob Raffe Teil dieser Legion war.
    Er sieht mich an und zieht die Augenbrauen hoch. Offensichtlich weigert er sich, die Wirkung mit mir zu diskutieren, die Kugeln auf Engel haben.
    Ich werfe ihm ein spöttisches Lächeln zu. Du bist nicht so vollkommen, wie du aussiehst.
    Ich schleiche zur Tür und presse mein Ohr dagegen. »Ist sonst noch jemand hier im Gebäude?«
    »Nein.«
    Ich versuche, den Knauf zu drehen, doch die Tür ist verschlossen.
    Raffe seufzt. »Und da hatte ich gehofft, meine exzessive Kraft nicht demonstrieren zu müssen, um keinen Verdacht zu erregen.« Er greift nach dem Knauf, doch ich bringe ihn dazu, innezuhalten.
    »Dann ist es ja gut, dass ich Abhilfe schaffen kann.« Ich ziehe meinen schlanken Dietrich und einen Spanner aus meiner hinteren Hosentasche. Der Soldat, der mich abgetastet und gefesselt hat, war ziemlich eilig am Werk. Er hat nach Pistolen oder großen Messern gesucht und nicht nach dünnen kleinen Dietrichen.
    »Was ist das?«
    Ich mache mich an dem Schloss zu schaffen. Fühlt sich gut an, ihn mit einem Talent zu überraschen, das Engel nicht haben.
    Klick.
    »Voilà.«
    »Geschwätzig, aber begabt. Wer hätte das gedacht?«
    Ich öffne den Mund, um etwas Klugscheißerisches zu erwidern, doch als ich begreife, dass ich ihm damit nur recht geben würde, halte ich den Mund, um ihm zu beweisen, dass ich durchaus dazu in der Lage bin.
    »Kannst du die Wachen hören?«
    Er horcht kurz. Er deutet auf elf und auf fünf Uhr. Wir warten.
    »Was ist da drin?«, frage ich und zeige mit dem Finger auf die geschlossenen Türen.
    »Wer weiß? Vorräte vielleicht?«
    Als ich gerade zu den Türen will, weil ich auf Wildfleisch oder vielleicht sogar Pistolen hoffe, packt er mich am Arm und schüttelt

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