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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
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die mir zujubeln, tun das nicht, damit ich gewinne, sondern sie feuern mich an, damit ich noch eine Minute länger durchhalte. Offensichtlich wettet keiner darauf, dass ich gewinne, sondern nur darauf, wie lange ich durchhalte.
    So viel zum Thema Ritterlichkeit.

19
    Während ich den Anblick auf mich wirken lasse, sitzt Boden noch immer auf mir, und ich blocke zwei seiner Schläge. Meine Unterarme bekommen ordentlich was ab, und meine blauen Flecken kriegen blaue Flecken.
    Da nach wie vor keine Rettung in Sicht ist, wird es Zeit, diesen Kampf hier etwas ernster zu nehmen. Wie eine Turnerin stemme ich den Hintern hoch, schlinge die Beine um Bodens bulligen Hals und nehme ihn in die Zange. Dann reiße ich meine Beine nach unten und bringe meinen Körper mit einer Schaukelbewegung nach oben.
    Bodens Augen weiten sich, als er nach hinten gezogen wird.
    Ineinander verschlungen schwingen wir wie ein Schaukelstuhl hin und her. Schließlich landet er auf dem Rücken, seine Beine spreizen sich um meine Taille, während ich plötzlich aufrecht dasitze, die Knöchel gegen seinen Hals gedrückt.
    Genau in diesem Moment ramme ich ihm die Faust in den Schritt.
    Jetzt ist es an ihm, sich zusammenzukrümmen.
    Die jubelnde Menge verstummt augenblicklich. Das Einzige, was ich noch höre, ist Bodens Stöhnen. Klingt, als hätte er Mühe, Luft zu bekommen.
    Um sicherzustellen, dass das auch so bleibt, springe ich auf und trete ihn ins Gesicht. Ich trete so fest zu, dass sein Körper ein Stück durch den Schmutz schlittert.
    Dann hole ich zu einem weiteren Tritt aus, diesmal in den Bauch. Wenn du nur klein genug bist, um zu allen in deinem Umfeld aufschauen zu müssen, gibt es nichts Besseres als einen richtig schmutzigen Kampf. Das ist mein neues Motto. Ich glaube, ich werde es beibehalten.
    Bevor ich wirklich zutreten kann, umfasst jemand meine Rippen und fixiert meine Arme am Körper. Mein Herz donnert vor lauter Adrenalin, und ich japse blutrünstig. Wütend schreie und trete ich nach der Person, die mich festhält, wer auch immer das sein mag.
    »Ruhig, ruhig«, sagt Obi. »Das reicht.« Seine Stimme ist wie Samt, der meine Ohren streift, seine Arme liegen wie Stahlbänder um meine Rippen. »Schhh … Entspann dich, es ist vorbei … du hast gewonnen.«
    Er führt mich aus dem Kreis heraus und durch die Menge, dabei spricht er beruhigend auf mich ein. Sein Griff lockert sich nicht eine Sekunde lang. Als ich Raffes Blick auffange, starre ich ihn so strafend an, wie ich nur kann. Ich hätte zu Brei geschlagen werden können, und er hatte nichts Besseres zu tun, als eine Wette zu verlieren. Er blickt noch immer finster drein, seine Muskeln sind angespannt, und sein Gesicht ist bleich, als sei alles Blut daraus gewichen.
    »Wo ist mein Gewinn?«, fragt Raffe. Obwohl er mich ansieht, spricht er nicht mit mir. Es ist, als würde er sichergehen wollen, dass ich ihn höre, genau wie alle anderen.
    »Du hast nicht gewonnen«, antwortet der Typ neben ihm mit hämischer Stimme. Er ist der, der die Wetten eingesammelt hat.
    »Was soll das heißen? Meine Wette war am nächsten dran«, knurrt Raffe. Seine Hände sind zu Fäusten geballt, als er sich zu dem Kerl umdreht, und jetzt sieht er aus, als wäre er selbst kampfbereit.
    »Hey, Kumpel, du hast nicht gewettet, dass sie gewinnt. Nah dran zählt nicht …«
    Der Wind trägt ihre Stimmen fort, als Obi mich zur Kantine schleppt. Ich weiß nicht, was schlimmer ist: dass Raffe nicht eingeschritten ist, um mich zu verteidigen, oder dass er gewettet hat, ich würde verlieren.
    Die Kantine ist ein großer, offener Raum, in dem sich Klapptische und -stühle aneinanderreihen. Ich schätze, es würde weniger als eine halbe Stunde dauern, sie für einen Umzug zusammenzuklappen. Nach allem, was ich gesehen habe, wurde das Camp so angelegt, dass es binnen einer knappen Stunde abgebaut und wegtransportiert werden kann.
    Obwohl noch Tabletts mit halb aufgegessenen Speisen auf den Tischen stehen, liegt der Raum verlassen da. Ich vermute, ein Kampf ist hier ein Ereignis, das man sich auf keinen Fall entgehen lässt. Als ich aufhöre, mich zu wehren, lockert Obi den Griff. Er führt mich zu dem Tisch, der sich am hinteren Ende des Raums direkt neben der Küche befindet.
    »Setz dich. Ich bin gleich wieder da.«
    Ich lasse mich auf einem metallenen Klappstuhl nieder. Noch immer zittere ich wegen des plötzlichen Adrenalinabfalls. Als er in den Küchenbereich geht, hole ich ein paarmal tief Luft, um mich zu

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