Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
alle ihr gemütliches Spießerleben geführt haben«, fährt Dum fort. »Aber jetzt …«
»Jetzt nicht mehr so sehr«, ergänzt Dei. »Tod und Zerstörung sind völlig out.«
»Total Mainstream.«
»Absolut massentauglich.«
»Wir sind lieber Dideldei und Dideldum.«
Ich nicke. Was soll man dazu auch sagen?
»Ich bin Penryn. Ich wurde nach einer Ausfahrt des Interstate 80 benannt.«
»Hübsch.« Sie nicken, wie um zu sagen, dass sie verstehen, wie es ist, solche Eltern zu haben.
»Alle reden über dich«, sagt Dum.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das gut finde. Diese ganze Streit-Sache ist nicht so ausgegangen, wie ich es geplant hatte. Andererseits ist nichts in meinem Leben je so ausgegangen, wie ich es geplant hatte.
»Toll. Wenn ihr nichts dagegen habt, ziehe ich mich jetzt zurück.« Ich lüpfe meine gefrorenen Erbsen wie einen Hut, während ich versuche, mich zwischen den Zwillingen durchzudrängeln.
»Warte«, sagt Dei. Er senkt seine Stimme zu einem dramatischen Flüstern. »Wir wollen dir ein Geschäft vorschlagen.«
Ich bleibe stehen und warte höflich ab. Wenn es nicht Teil ihres Vorschlags ist, mich hier rauszubringen, dann gibt es nichts, was mich an irgendeiner Geschäftsidee interessieren könnte. Aber da sie mir nicht aus dem Weg gehen, habe ich keine andere Wahl, als zuzuhören.
»Das Publikum fand dich super«, sagt Dum.
»Wie wäre es mit einer Zugabe?«, fragt Dei. »Für, sagen wir, dreißig Prozent der Wetteinnahmen?«
»Wovon redet ihr? Warum sollte ich für lausige dreißig Prozent mein Leben riskieren? Abgesehen davon kann man sich von Geld mittlerweile nichts mehr kaufen.«
»Oh, es geht nicht ums Geld«, sagt Dum. »Das nutzen wir nur als Abkürzung, um den Relativwert einer Wette auszudrücken.«
Sein Gesicht wird plötzlich lebhaft, als sei er aufrichtig fasziniert vom wirtschaftlichen Aspekt des postapokalyptischen Glücksspiels. »Du schreibst deinen Namen und deine Wette auf einen, sagen wir, Fünf-Dollar-Schein. Das heißt für den Buchmacher, dass du gewillt bist, mehr zu wetten als einen Dollar, aber weniger als zehn Dollar. Der Buchmacher entscheidet, wer was kriegt und wer was gibt. Also verliert jemand beispielsweise ein Viertel seiner wöchentlichen Verpflegung und kriegt extra Hausarbeit aufgebrummt, verstehst du? Und wenn er gewinnt, dann kriegt er zusätzlich zu seiner eigenen Ration noch die von jemand anderem, und ein anderer putzt in der Woche vielleicht die Toiletten für ihn. Kapiert?«
»Kapiert. Und die Antwort ist immer noch Nein. Abgesehen davon gibt es keine Garantie, dass ich gewinne.«
»Nein.« Dei bedenkt mich mit einem allzu abgenutzten Verkäuferlächeln. »Wir wollen eine Garantie, dass du verlierst.«
Ich lache schallend auf. »Ihr wollt, dass ich absichtlich verliere?«
»Schhh!« Dei blickt sich theatralisch um. Wir stehen im Schatten zwischen zwei Gebäuden. Niemand scheint von uns Notiz zu nehmen.
»Das wird toll«, sagt Dum. Seine Augen glänzen schelmisch. »Nach allem, was du mit Boden angestellt hast, werden die Wettquoten bei deinem Kampf mit Anita so gut für dich stehen, dass …«
»Ihr wollt, dass ich gegen ein Mädchen kämpfe?« Ich verschränke die Arme. »Ihr wollt doch bloß zwei Frauen beim Catchen zuschauen, oder?«
»Es wäre nicht nur für uns«, verteidigt sich Dei. »Es wäre ein Geschenk für das ganze Camp.«
»Ja«, bestätigt Dum. »Wer braucht schon einen Fernse her, wo wir doch all das Wasser und die Seifenlauge haben?«
»Träumt weiter.« Ich dränge mich an ihnen vorbei.
»Wir helfen dir, hier rauszukommen«, sagt Dei in einem lockeren Singsang.
Ich bleibe stehen. In meinem Kopf spielen sich ein halbes Dutzend Szenarien ab, die darauf aufbauen, was er gerade gesagt hat.
»Wir können die Schlüssel zu deiner Zelle besorgen.«
»Wir können die Wachen ablenken.«
»Wir können sicherstellen, dass dich bis zum Morgen niemand kontrolliert.«
»Nur ein Kampf, das ist alles, worum wir dich bitten.«
Ich wende mich um und mustere sie. »Warum solltet ihr für ein bisschen Schlammcatchen Hochverrat begehen?«
»Du hast keine Ahnung, wie viel ich für ein waschechtes Schlammcatchen zwischen zwei heißen Mädels riskieren würde«, sagt Dei.
»Außerdem ist das kein echter Hochverrat«, sagt Dum. »Obi wird dich sowieso gehen lassen, es ist also nur eine Frage des Timings. Wir sind nicht hier, um Menschen gefangen zu halten. Er betont viel zu sehr, was für ein Risiko du für uns
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