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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
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beruhigen und mich wieder unter Kontrolle zu bringen. Schließlich kommt er mit einem Erste-Hilfe-Kasten und einer Packung tiefgefrorener Erbsen zurück.
    Er reicht mir die Erbsen. »Leg das auf deinen Kiefer. Das hilft gegen die Schwellung.«
    Ich nehme die Packung und starre auf das vertraute Foto mit den grünen Erbsen, bevor ich sie behutsam gegen meinen empfindlichen Kiefer drücke. Dass sie es schaffen, ihr Essen tiefzukühlen, beeindruckt mich mehr als das ganze Camp zusammen. Es hat etwas Ehrfurchtgebietendes, dass es ihnen gelingt, einzelne Aspekte zivilisierten Lebens aufrechtzuerhalten, während der Rest der Welt in einem dunklen Zeitalter versinkt.
    Obi reinigt meine Schrammen von Blut und Schmutz. Es sind tatsächlich hauptsächlich Schrammen.
    »Dein Camp ist scheiße«, sage ich. Die Erbsen machen meinen Kiefer taub, und es klingt, als würde ich lallen.
    »Das tut mir leid.« Er behandelt die Schürfwunden auf meiner Hand mit einer antibiotischen Salbe. »Es herrscht eine solche Anspannung und eine derart nervöse Energie hier, dass wir dem Bedürfnis der Männer, Dampf abzulassen, irgendwie entgegenkommen müssen. Der Trick ist, sie das unter kontrollierten Bedingungen tun zu lassen.«
    »Du nennst das, was gerade passiert ist, kontrollierte Bedingungen?«
    Ein schwaches Lächeln erhellt sein Gesicht. »Ich bin sicher, Boden sieht das nicht so.« Er reibt noch etwas von der Salbe auf meine aufgeschürften Fingerknöchel. »Eines der Zugeständnisse, die wir machen, ist, dass im Fall eines Kampfes niemand eingreift, bis sich ein klarer Gewinner abzeichnet oder es lebensgefährlich wird. Wir lassen die Leute wetten, wie es ausgeht. Auf die Art können sich sowohl die Kämpfer als auch die Zuschauer abreagieren.«
    So viel zu »ein Stück Zivilisation aufrechterhalten«.
    »Außerdem«, fährt Obi fort, »hilft es, die Zahl der Kämpfe niedrig zu halten, wenn das ganze Camp auf den Ausgang wetten darf. Die Leute nehmen einen Kampf ernst, wenn es niemanden gibt, der dir zu Hilfe kommt, und das ganze Camp jede deiner Bewegungen beobachtet.«
    »Also kannten alle diese Regel, nur ich nicht? Dass niemand eingreifen darf?« Hat Raffe darüber Bescheid gewusst? Nicht, dass ihn das hätte aufhalten dürfen …
    »Die Leute können dazwischengehen, wenn sie wollen, doch das wäre eine Einladung für die Gegenseite, ebenfalls einzugreifen, damit der Kampf fair bleibt. Den Wettteilnehmern würde es nicht gefallen, wenn das Ganze plötzlich einseitig würde.« So viel zu einer Entschuldigung für Raffe. Er hätte eingreifen können, wir hätten einfach nur gegen eine Person mehr kämpfen müssen. Nichts, was wir nicht schon getan hätten.
    »Tut mir leid, dass ich dir die Spielregeln nicht erklärt habe.« Er bandagiert meinen blutenden Ellbogen. »Es ist nur: Wir hatten noch nie eine Frau, die in eine Prügelei geraten ist.« Er zuckt die Achseln. »Damit haben wir nicht gerechnet.«
    »Schätze, das heißt, du hast deine Wette verloren.«
    Er grinst angesäuert. »Ich schließe nur richtig große Wetten ab, bei denen es um Menschenleben oder um die Zukunft der Menschheit geht.« Seine Schultern sacken nach vorne, als wäre das unsichtbare Gewicht, das auf ihnen lastet, zu schwer. »Apropos, du hast dich da draußen gut geschlagen. Besser, als wir alle erwartet haben. Jemanden wie dich könnten wir wirklich gebrauchen. Es gibt Situationen, die könnte ein Mädchen wie du besser managen als ein ganzer Pulk Männer.« Sein Grinsen wird jungenhaft. »Vorausgesetzt, du legst dich nicht mit einem Engel an.«
    »Das ist eine gewagte Annahme.«
    »Nun, auch daran könnten wir arbeiten.« Er steht auf. »Denk darüber nach.«
    »Eigentlich wollte ich gerade zu dir, als sich mir dieser Gorilla in den Weg gestellt hat. Die Engel haben meine Schwester entführt. Du musst mich gehen lassen, damit ich sie finden kann. Ich schwöre, ich werde niemandem von euch, eurem Aufenthaltsort oder was auch immer erzählen. Bitte lass mich einfach nur gehen.«
    »Das mit deiner Schwester tut mir leid, aber ich kann nicht jeden hier in Gefahr bringen, bloß weil du uns dein Wort gegeben hast. Schließ dich uns an, dann werden wir dir helfen, sie zurückzubekommen.«
    »Bis du deine Männer mobilisieren kannst, ist es zu spät. Sie ist sieben Jahre alt und an einen Rollstuhl gefesselt.« Ich kriege die Worte kaum an dem Kloß in meiner Kehle vorbei. Ich kann nicht wirklich aussprechen, was wir beide wissen: dass es vielleicht schon zu

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