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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
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solche Angst vor Kindern, und seien sie noch so animalisch.
    Alles an den Überlebenden sieht seltsam geisterhaft aus, als wäre lähmende Furcht das Einzige, was ihre Panik in Schach hält: Ihre weiß hervortretenden Knöchel auf den Gewehren, die sie fest umklammert halten, die Art, wie sie ihre Ellbogen dicht an den Körper drücken, als wollten sie ihre Arme vom Zittern abhalten, die Tatsache, dass sie sich Schulter an Schulter bewegen wie ein Fischschwarm, der in der Nähe eines Räubers zusammenströmt …
    Nichts von dieser Welt könnte eine solche Angst auslösen, die über die Angst vor physischer Pein hinausgeht und in geistig-spirituelle Sphären eindringt. Wie die Angst, den Verstand zu verlieren oder die Seele.
    Meine Haut kribbelt, als ich die Soldaten beobachte. Furcht ist ansteckend. Wahrscheinlich stammt das noch aus Urzeiten, als die eigenen Überlebenschancen besser waren, wenn man die Angst seines Kumpels instinktiv gespürt und nicht viel Zeit mit Diskussionen vergeudet hat. Oder vielleicht spüre ich auch ganz direkt etwas. Etwas Schreckenerregendes, das mein Reptilienhirn identifizieren kann.
    Mein Magen zieht sich zusammen und versucht, seinen Inhalt wieder nach oben zu befördern. Ich schlucke und ignoriere das saure Brennen im hinteren Teil meiner Kehle.
    Außer Sicht drängen wir uns hinter einen ausladenden Baum. Ich schaue Raffe an, der sich neben mir zusammenkauert. Er scheint alles außer den Soldaten im Blick zu behalten, als wären sie das Einzige, worum wir uns keine Sorgen zu machen brauchen. Ich würde mich besser fühlen, wenn er nicht so beunruhigt aussähe.
    Was bitte kann einen Engel erschrecken, der stärker und schneller ist als jeder normale Mensch und noch dazu schärfere Sinne besitzt?
    Die Soldaten bewegen sich. Der Kreis verformt sich zu einer Träne.
    Die Männer strahlen Nervosität aus, als sie sich langsam rückwärts in Richtung Camp zurückziehen. Was auch immer sie angegriffen hat, scheint verschwunden zu sein. Oder zumindest glauben sie das.
    Meine Instinkte sind nicht überzeugt. Und ich schätze, die Soldaten sind auch nicht wirklich überzeugt, denn sie wirken so panisch, als würden sie beim kleinsten Geräusch das Feuer eröffnen und ihre Kugeln kreuz und quer in die Dunkelheit schicken.
    Die Temperatur sinkt, und mein nasses T-Shirt legt sich wie ein eisiges Laken um mich. Schweiß rinnt meine Schläfen hinab und sammelt sich glitschig in meinen Achselhöhlen. Zuzusehen, wie sich die Soldaten zurückziehen, ist so, als würde sich eine Kellertür schließen, die alles Licht aus dem Haus aussperrt und mich in einer Dunkelheit voller Monster zurücklässt. Jeder Muskel in meinem Körper schreit danach, den Soldaten zu folgen. Panisch befehlen mir meine Instinkte, bloß nicht das einsame Fischchen zu sein, das von seinem Schwarm getrennt wird.
    Ich blicke Raffe an und hoffe auf irgendeine Art der Beruhigung. Er ist in höchster Alarmbereitschaft. Sein Körper ist angespannt, seine Augen suchen den immer dunkler werdenden Wald ab, und die Ohren sind auf vollem Empfang, als würde er Stereo hören.
    »Wo ist es?« Er flüstert so leise, dass ich die Worte halb höre, halb von seinen Lippen ablese.
    Zuerst denke ich, er meint das Monster, das dieses Blutbad angerichtet hat. Doch noch bevor ich ihn fragen kann, woher ich das bitte schön wissen soll, begreife ich, dass er nach dem Versteck fragt, in dem ich die Flügel deponiert habe. Ich deute hinter die Stelle, an der die Soldaten gestanden haben.
    Lautlos hastet er auf die gegenüberliegende Seite des Zirkels der Zerstörung und ignoriert das Massaker. Auf Zehenspitzen eile ich ihm hinterher, verzweifelt darum bemüht, nicht allein in den Wäldern zurückzubleiben.
    Es fällt mir schwer, die herumliegenden Körperteile zu ignorieren. Es gibt nicht genug Leichen und Körperteile für all die vermissten Männer. Ich hoffe, einige von ihnen sind geflüchtet, und deswegen ist hier weniger übrig geblieben, als es eigentlich der Fall sein sollte. Mitten in dem Gemetzel rutsche ich auf dem Blut aus, kann mich aber, bevor ich stürze, gerade noch fangen. Die Vorstellung, mit dem Gesicht nach unten in einen Haufen menschlicher Eingeweide zu fallen, reicht aus, um mich bis zur anderen Seite weiterlaufen zu lassen.
    Raffe steht inmitten der Bäume und hält nach einer Baumhöhle Ausschau. Es dauert ein bisschen, bis wir sie entdecken. Als er die zu einem Bündel geschnürte Decke mit den Flügeln hervorholt, fällt die

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