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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Ee
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Anspannung von ihm ab. Sein Kopf und die Schultern beugen sich schützend um die Schwingen.
    Er blickt mich an, und es ist gerade noch hell genug, dass ich sehen kann, wie seine Lippen das Wort »danke« formen. Es scheint unser Schicksal zu sein, dass wir uns ständig gegenseitig etwas schulden.
    Ich frage mich, wann es wohl zu spät sein wird, die Flü gel wieder anzunähen. Würden wir von einem menschlichen Körperteil sprechen, befände es sich bereits jenseits des Verfallsdatums. Aber wer weiß schon, wie das bei Engeln ist? Und selbst wenn es Engel-Chirurgen oder Zauberern oder wem auch immer gelingt, die Schwingen wieder anzunähen, kann Raffe sie dann wirklich benutzen, oder dienen sie nur noch als Verzierung, so wie ein Glasauge nur dazu da ist, dass die Leute einem ins Gesicht schauen können, ohne zusammenzuzucken?
    Ein kalter Wind fährt mir neckend durchs Haar und lässt es wie eisige Finger über meinen Nacken streichen. Der Wald ist eine einzige Masse aus sich bewegenden Schatten. Die hin und her peitschenden Blätter über meinem Kopf hören sich an wie tausend zischelnde Schlangen. Ich blicke nach oben, um sicherzugehen, dass da in Wirklichkeit keine Schlangen sind. Aber ich sehe nur Mammutbäume, die sich drohend unter dem schwärzer werdenden Himmel abzeichnen.
    Raffe berührt meinen Arm. Ich erschrecke fast zu Tode, schaffe es aber, ruhig zu bleiben. Er reicht mir meinen Rucksack. Seine Flügel und das Schwert behält er.
    Er nickt in Richtung des Camps und läuft darauf zu, immer den Soldaten hinterher. Ich verstehe nicht, weshalb er zum Camp zurückwill, wo wir uns doch eigentlich in die andere Richtung davonmachen wollten, aber der Wald jagt mir solche Angst ein, dass ich keine Lust habe, allein zurückzubleiben. Und ich bin auch nicht wild darauf, das Schweigen zu brechen. Also schultere ich meinen Rucksack und folge ihm.
    Ich bleibe so dicht hinter Raffe, wie es nur geht, ohne ihm erklären zu müssen, weshalb ich seinen Rücken umarme. Schließlich erreichen wir den Waldrand.
    Durch das Blättergespinst wirft der Mond fleckige Schat ten auf das Camp, das vollkommen ruhig daliegt. Kein Licht dringt aus den Fenstern, doch als ich genauer hinschaue, sehe ich in einigen von ihnen ein metallisches Blitzen. Ich frage mich, wie viele Gewehrläufe durch das Glas gestoßen wurden, um nun die Gegend nach Zielobjekten abzusuchen.
    Ich beneide Obi nicht darum, in den Gebäuden für Ord nung sorgen zu müssen. In geschlossenen Räumen kann Panik bestimmt ziemlich übel werden.
    Raffe beugt sich zu mir hinüber und flüstert so leise, dass ich ihn kaum hören kann: »Ich passe auf, dass du es sicher ins Haus schaffst. Geh.«
    Ich blinzle dümmlich und versuche, aus seinen Worten schlau zu werden. »Und was ist mit dir?«
    Widerstrebend schüttelt er den Kopf. »Hier ist es sicherer für dich. Ohne mich ist es sicherer für dich. Wenn du immer noch entschlossen bist, deine Schwester zu retten, dann geh nach San Francisco. Dort wirst du den Horst finden.«
    Er verlässt mich. Er lässt mich allein in Obis Camp, während er sich auf den Weg zu seinem Horst macht.
    »Nein.« Ich brauche dich, wäre ich beinahe herausgeplatzt. »Ich habe dich gerettet. Du schuldest mir was.«
    »Hör zu. Allein ist es sicherer für dich als mit mir. Das dort im Wald war kein Zufall. Ein solches Ende …« Er deutet auf die Stelle, wo sich das Massaker abgespielt hat. »So etwas passiert meinen Gefährten einfach zu oft.« Er fährt sich mit der Hand durchs Haar. »Es ist schon so lange her, dass jemand auf mich aufgepasst hat … Ich habe mir etwas vorgemacht. Ich habe mir eingeredet … es könnte diesmal anders sein. Verstehst du?«
    »Nein.« Eigentlich wehre ich seine Worte eher ab, als dass ich ihm eine Antwort gebe.
    Er schaut mir tief in die Augen. Etwas Intensives liegt in seinem Blick.
    Ich halte den Atem an.
    Ich könnte schwören, dass er versucht, sich meine Gesichtszüge einzuprägen, als würde seine geistige Kamera mein Bild festhalten, so wie es gerade ist. Er atmet sogar tief ein, wie um meinen Duft zu tanken.
    Der Moment verstreicht, und als er zur Seite blickt, frage ich mich, ob ich mir das alles nur eingebildet habe.
    Dann wendet er sich um und verschmilzt mit der Nacht.
    Als ich endlich wieder einen Schritt tue, ist er längst eins geworden mit dem Dunkel der Schatten. Ich will nach ihm rufen, traue mich jedoch nicht, so viel Getöse zu machen.
    Die Nacht umschließt mich. Mein Herz hämmert in meiner

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