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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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verlieren ihre Unterstützung, wenn wir es noch länger hinauszögern.«
    John sagt etwas, das ich nicht verstehe. Cody schäumt.
    »Verflucht, John, wieso kannst du Karla nicht vertrauen? Sie ist mindestens so engagiert wie alle anderen. Wenn wir unsere Leute weiter im Dunkeln lassen, wird am Ende womöglich noch jemand verletzt. Begreifst du das nicht?«
    John erwidert etwas; Cody hebt abwehrend die Hände. Als er zum Haus zurückgestapft kommt, lege ich mich schnell wieder auf die Couch und tue so, als schliefe ich. Leise schlüpft er ins Wohnzimmer und steigt die Treppe hinauf. Einen Augenblick später kommt John herein, doch im Gegensatz zu Cody bleibt er im Wohnzimmer. Er lässt sich auf einen Stuhl neben dem Sofa fallen. Ich kann spüren, dass er mich aufmerksam beobachtet.
    »Poutnik?«, sagt er leise. »Poutnik? Du bist doch bestimmt schon wach, oder?«
    Ich seufze und öffne die Augen. »John.«
    Er lächelt mich an. »Poutnik, sag mal, wer ist Ripellino?«
    Ich setze mich auf. »Ripellino? Keine Ahnung. Wieso?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Ein Name, den du im Schlaf gemurmelt hast. Irgendwas über Spielkarten. Unwichtig, vergiss es.«
    Er sieht mich ruhig an. »Du hast Cody und mich doch gehört, oder? Ich hab dich am Fenster gesehen.«
    Okay. Die Zeit für eine Konfrontation ist offenbar reif. Werde ich so enden wie Jakob? Als verfaulende Leiche unter dem Geisblattstrauch?
    »Ich schätze, wir sollten uns mal unterhalten«, sagt John entschieden. »Komm, wir machen einen Spaziergang.«
    Wir laufen durch die morgendlichen Straßen von Malá Strana auf den Fluss zu. »Prag riecht morgens früh immer ganz wunderbar«, sagt John. »So menschlich. Prag ist wirklich eine menschliche Stadt. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ich glaube schon.«
    John breitet die Arme aus. »So erfüllt von Menschlichkeit. Geradezu davon durchtränkt. Jedes Haus, jeder Stein, jede Straße … Prag hat schon so viel gesehen. Die ganze Geschichte der Welt ist hier spürbar.«
    Nach einer Weile kommen wir zur Karlsbrücke, lehnen uns über die Brüstung und blicken auf die träge dahinfließende Moldau hinunter. »Was glaubst du zu wissen, Poutnik?«, fragt er mich.
    Ich versuche, meine Gedanken zu ordnen. »Das Transparent ist bloß ein Vorwand. Ihr plant, eine Bombe zu installieren. Ich weiß zwar nicht wie, aber ich werde die Schuld dafür übernehmen müssen. Und ich soll dabei draufgehen.«
    John sieht mich nachdenklich an und nickt. »Ja, das ist eine Version der Geschehnisse«, stimmt er mir zu.
    »Gibt es andere?«, frage ich und spüre dabei, wie sich meine Stimme vor Ärger verhärtet. »Ich bin nicht sonderlich scharf auf diese Version.«
    »Verständlich«, erwidert er. »Aber es würde mich interessieren, wieso du an eine Bombe glaubst.«
    »Padraig hat sie beschafft. Er hat Verbindungen zu Terroristen in Irland, oder etwa nicht? Ich habe gehört, wie er sich im
Leopold Bloom
mit Noel unterhalten hat.«
    »Interessant«, entgegnet John einsilbig.
    »Und? Was wirst du jetzt tun, nachdem ich es weiß?«
    John zieht ein Päckchen Zigaretten aus seiner Tasche und bietet mir eine an. Als ich den Kopf schüttele, zuckt er mit den Schultern und gibt sich Feuer. »In einer Version der Ereignisse gibt es ein Transparent. In einer anderen gibt es eine Bombe. In einer weiteren retten wir die Welt. Und in noch einer anderen versagen wir und nichts passiert. Verstehst du mich?«
    »Nein, nicht ein Wort.«
    John seufzt. »Eine Version ist Codys Wirklichkeit. Eine andere ist die von Petey. Oder Jenny. Oder Padraig. Kannst du erraten, was welche ist?«
    »Du redest totalen Unsinn!«, sage ich und schlage wütend mit der Hand auf die steinerne Brüstung. »Willst du mir etwa erzählen, dass alle eine andere Version von den kommenden Ereignissen am 15. November haben?«
    John lächelt mich an. »Jetzt kapierst du’s.«
    »Nein, John. Ich kapiere gar nichts. Ich will die Wahrheit wissen.«
    John zieht eine Grimasse. »Sie können die Wahrheit doch gar nicht vertragen!«, faucht er, fängt dann aber an zu lachen. »Tut mir leid. Kleiner Scherz. Jack Nicholson, okay?«
    Angewidert schüttele ich den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, von wem du redest.«
    John nickt. Mit gerunzelter Stirn blickt er mich abschätzend an und sieht dann wieder auf die Moldau hinunter. Eine Weile stehen wir schweigend da. Dann schnippt er plötzlich seine Kippe in die Luft, und wir beobachten, wie sie in den Fluss fällt. »Du hast Karla nicht erwähnt«, sage

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