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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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sieht nicht einmal von seinem Buch auf. Als Jenny beginnt, die Verpackungen aufzureißen, seufzt er laut, markiert sein Buch mit einem Lesezeichen und verlässt den Raum.
    »Alles in Ordnung mit Padraig?«, frage ich. Jenny, Petey und Karla tauschen Blicke aus.
    »Padraig ist manchmal etwas … deprimiert«, sagt Karla vorsichtig. »Ich glaube, er war zu Hause in Irland in irgendwelche schlimmen Dinge verwickelt. Er redet nicht darüber. Es ist am besten, ihn in Ruhe zu lassen, wenn er so drauf ist. Für gewöhnlich ist er nach ein paar Stunden wieder ganz der Alte.«
    »Ich werde mal etwas Tee machen«, sage ich und steuere auf die Küche zu. Als ich an Petey vorbeigehe, nimmt er einen Zug von seinem Joint und murmelt: »Hast du das Zeug bekommen, Jen?«
    Jenny erwidert etwas mit leiser Stimme, aber ich verstehe nicht, was sie sagt. Allerdings erinnere ich mich, dass sie mich kurz zum Stöbern in einen Töpferladen geschickt hat, und sagte, sie müsse mal eben etwas »erledigen«. Sie kehrte nach ein paar Minuten mit einem in Papier gewickelten Päckchen zurück, dem ich aber keine weitere Aufmerksamkeit schenkte. Doch plötzlich fällt mir ein, wie ich Padraig im Keller des
Leopold Bloom
über diese Kisten gebeugt sah, und wie Karla auf der Kunstausstellung dieses Paket von dem Kellner entgegennahm und unter ihrem Mantel versteckte. Noch immer haben sie also ihre Geheimnisse. Doch wie Jenny schon sagte, scheint meine Existenz mit irgendeinem Mysterium verbunden zu sein, sowohl für mich selbst, als auch in den Augen meiner Gastgeber.
    Mit dem fertigen Tee komme ich zurück ins Wohnzimmer. »Wo ist Cody?«, fragt Jenny, als ich ihr einen Becher Tee reiche.
    »Er trifft sich mit seinen verdammten Wombles«, seufzt Karla. »Der Kerl ist vollkommen fixiert auf die großen Stars. Er plant diese Protestaktion wie einen militärischen Angriff.«
    »Wombles – eine Abkürzung für ›White Overalls Movement Building Libertarian Effective Struggles‹«, erklärt mir Jenny. »Eine antikapitalistische Aktionsgruppe, die in England gegründet wurde und bei diesen ganzen Anti-Globalisierungsdemos auftaucht. Sie tragen gepolsterte weiße Overalls, um sich vor den Schlägen der Polizei zu schützen. Ich mag sie.«
    »Ich wünschte nur, dass Cody ihnen nicht so tief in den Arsch kriechen würde«, beschwert sich Karla. »Er ist total scharf drauf, dass sie ihn in ihre Reihen aufnehmen, damit er dann auch endlich so einen bescheuerten Overall tragen kann.«
    »Das stimmt doch gar nicht«, protestiert Jenny. »Er ist einer von uns.«
    »Du hast recht. Cody ist viel zu sehr auf John fixiert, als dass er sich den Wombles anschließt«, korrigiert sich Karla. »Bei denen geht es zu wenig hierarchisch zu. Cody braucht einen Anführer.«
    Jenny setzt ein verschmitztes Grinsen auf und sieht mich an. »Dann hängt der Haussegen im Liebesnest wohl gerade etwas schief?«
    Karla zieht einen Schmollmund, greift sich ein Kissen vom Sofa und bewirft Jenny damit. Jenny duckt sich und verschüttet den Tee über ihre Jeans. »Mist. Jetzt sieh nur, was du gemacht hast. Gut, dass ich den Tee wie immer hab abkühlen lassen. Na, ich glaub, ich zieh mir besser mal was anderes an.«
    Sie steht auf, bleibt aber an der Tür stehen. »Petey, wolltest du nicht auf irgendeine Astralreise gehen oder so was?«
    Petey kneift die Augen zusammen und blickt umher. »Klar, ich glaub schon.«
    Als die beiden das Wohnzimmer verlassen, wirft Karla Jenny einen bösen Blick zu.
    »Was sollte das alles?«, frage ich.
    »Nichts«, sagt Karla. »Jenny ist mal wieder zu Unfug aufgelegt. Und, was hast du dir gekauft?«
    Ich packe die Tüten aus und zeige Karla meine Sachen, für die Jenny mir das Geld vorgestreckt hat. Karla zieht ein Gesicht.
    »Ganz okay«, schnaubt sie. »Aber ein bisschen mehr Stil hätte schon sein können. Nächstes Mal gehe ich mit dir einkaufen.«
    »Ja, gerne«, erwidere ich. »Es war nett mit Jenny heute. Wir haben uns gut unterhalten.«
    Karla zieht eine Augenbraue hoch und blickt mich an. Ich erinnere mich an Jennys Worte.
Sie ist in letzter Zeit nur etwas merkwürdig gewesen. Na ja, seit du aufgetaucht bist, würde ich sagen.
»Ach, ja? Worüber denn?«, fragt Karla.
    »Nichts Besonderes«, antworte ich. Eine Weile sitzen wir schweigend da. Schließlich steht sie auf.
    »Ich werd mich jetzt in die Badewanne legen, Pooty. Kann ich dich hier alleine lassen?«
    »Natürlich. Vielleicht mache ich noch einen Spaziergang.«
    »Okay, pass auf dich

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