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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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zurückkommen.
    »Wie geht’s Petey?«, fragt Karla lächelnd.
    »Stoned wie immer«, antwortet Padraig, während die Band auf der Bühne ihren Auftritt unter Applaus und Pfiffen beendet. »Wird bestimmt ein guter Gig.«
    Völlig unerwartet fängt plötzlich Jenny zu kreischen an und schlingt ihre Arme um eine junge Frau, die gerade die Treppe heruntergekommen ist. »Lisa! Ich dachte, du müsstest heute Abend arbeiten!«
    Leidenschaftlich umarmt Jenny die blonde Frau. »Ich konnte in letzter Minute meine Schicht tauschen. Wie geht’s dir, Schatz? Läuft alles gut mit der Protestaktion?«
    »Bestens«, erwidert Jenny. »Wir rechnen jeden Augenblick mit Johns Rückkehr.«
    Während die anderen Lisa begrüßen, geht Padraig los, um ihr ein Bier zu holen. Jennys Freundin sieht mich aufmerksam an. »Dann muss das wohl der mysteriöse Mr Poutnik sein«, sagt sie und streckt die Hand aus. Ich nehme sie. »Und du bist also der Typ, der versucht hat, Jenny zu ›bekehren‹?«
    Ich suche nach einer passenden Antwort. Jenny versetzt Lisa einen spielerischen Schlag auf den Arm. »Hör schon auf«, mahnt sie. »Keine Sorge, Pooty. Lisa ist bloß eifersüchtig.«
    »Immerhin ist er süß«, sagt Lisa und deutet auf mich. »Für einen Typen.«
    In der Menge ertönt plötzlich erwartungsvolles Gemurmel und Applaus, als einer der Männer, mit denen Cody sich unterhalten hat, auf die Bühne geht. »Bevor wir zu unserer Hauptattraktion kommen, wollte ich mich nur bedanken, dass ihr alle gekommen seid«, ruft er ins Mikro. »Wir haben hier einen klasse Abend, aber ich möchte auch daran erinnern, dass wir für die N15-Proteste in einer Woche Geld sammeln.«
    Die Zuschauer stoßen begeisterte Rufe aus. Der Mann hebt die Hand und bittet um Ruhe. »Das Geld, das wir heute Abend sammeln, wird für medizinische Versorgung und Rechtsberatung verwendet. Die Augen der Welt werden auf uns ruhen, Leute. Also macht was draus, okay?«
    Alle jubeln und klatschen in die Hände, skandieren Protestrufe und stampfen mit den Füßen. »Vergesst es nicht«, ruft der Mann auf der Bühne. »Und jetzt begrüßt bitte Tristessa!«
    Vier Petey-Klone watscheln auf die Bühne. Petey blickt mit zusammengekniffenen Augen auf die Menge, so als würde er erwarten, sein Schlafzimmer zu betreten. Er winkt uns schüchtern zu und hängt sich seine Gitarre um. Der Sänger tritt ans Mikro und streicht sich die Haare aus dem Gesicht. »Hey, wow«, sagt er mit dünner Stimme.
    Peteys Band spielt eine Serie von Stücken herunter, die alle circa drei Minuten dauern und sich in meinen Ohren völlig gleich anhören. Ein Schwall schreienden Lärms. Der Sänger kündigt jedes Stück mit demselben Gemurmel an, und jedes Mal reagiert das Publikum mit stürmischem Applaus. Langsam fange ich an, den Auftritt der Band zu genießen. Denn was sich zunächst nach einem chaotischen Durcheinander anhörte, verwandelt sich nach und nach in eine hochgradig melodische und streng strukturierte Abfolge von Klängen. Erstaunt frage ich mich, wie vier menschliche Wesen eigentlich dazu fähig sein können, solch wirklich schöne Musik zu fabrizieren, um mich gleich danach darüber zu wundern, wieso mir so ein Gedanke überhaupt einfällt.
    Als die Vorstellung schließlich zu einem Ende kommt, jubele und applaudiere ich im Chor mit allen anderen. Petey und seine Band bedanken sich mit unbeholfenen Verbeugungen und schlurfen von der Bühne. Augenblicklich setzen die lautstarken Unterhaltungen wieder ein.
    Nach ein paar Minuten kommt Petey zu uns, nimmt eine Flasche Bier von Cody entgegen und hebt die Hände, um die zahlreichen Gratulationen abzuwehren. »Ja, ja, wir waren ganz okay«, räumt er ein.
    »Ihr wart verdammt noch mal großartig«, insistiert Cody. Plötzlich bricht seine Stimme ab. »Ich kann’s nicht glauben«, stößt er atemlos hervor.
    Wie alle anderen richte ich meinen Blick auf die Treppe, die in den Club hinunterführt. Aus den dichten Rauchschwaden tritt eine dunkle Gestalt hervor, kommt die Treppe heruntergelaufen und bleibt unter einem lilafarbenen Scheinwerfer stehen. Es ist ein Mann, dessen Alter schwer einzuschätzen ist. Er trägt praktische, schlichte Klamotten, einen säuberlich gestutzten Bart und hat zurückgekämmtes, schwarzes Haar. Einen Moment lang blickt er umher und richtet dann seinen durchdringenden Blick auf uns. Auf seinen dünnen Lippen zeichnet sich ein Lächeln ab.
    »Na seht mal, wer da ist«, sagt Jenny leise. Lisa seufzt. »Schon kapiert. Die

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