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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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hat zögernd eingewilligt. »Und dabei geht es nicht nur um Leute wie uns. Erinnerst du dich an die Proteste in Großbritannien, als die Menschen vor ein paar Jahren billigeres Benzin forderten?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Ach so, klar«, sagt er und sieht mich von der Seite an. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er mir gerade ein Bein stellen wollte. »Egal, also Speditionsfirmen, Taxifahrer und Landwirte haben sich damals verbündet, weil ihnen die Benzinpreise zu hoch waren. Sie blockierten die großen Benzinlager, verstopften die Autobahnen und machten andere ähnliche Dinge. Denn die Menschen glauben, dass sie so eine Art Grundrecht auf billiges Benzin haben. Und dabei scheißen sie darauf, dass die Mineralölsteuer zumindest teilweise dafür verwendet wird, um nach alternativen Energiequellen zu forschen oder gegen Umweltverschmutzung und Klimawandel zu kämpfen. Denn eins ist klar: Das Öl wird nicht für alle Zeiten vorrätig sein. Aber die Menschen wollten einfach nur ihre Benzintanks auffüllen und dafür weniger Geld bezahlen.
    Und dagegen richten wir uns. Die Ölgesellschaften lassen die ganze Welt an diesen Hype glauben, und alle sind davon überzeugt, dass sie ohne ihre Autos nicht leben können.«
    »Das klingt dann aber nicht so, als würde die Protestbewegung mit Sympathiekundgebungen überschüttet werden. Zumindest nicht in diesem Punkt«, wende ich ein.
    Cody schüttelt energisch den Kopf. »Es geht uns nicht um Sympathie. Wir wollen gehört werden. Wir können natürlich alle mit Plakaten herumstehen und irgendwelche Slogans skandieren, aber das bringt uns nicht in die Abendnachrichten. Und deshalb schlagen wir die Scheiben bei Starbucks und McDonald’s ein und werfen Steine auf die Polizisten. Denn selbst wenn hundert Menschen vor dem Fernseher sitzen und unser Vorgehen für eine Schweinerei halten, so gibt es vielleicht einen darunter, der über unsere Aktionen nachdenkt. Und wenn wir zu dieser einen Person durchdringen können, ist immerhin ein Anfang gemacht. Das Komische ist, dass uns diese ganzen Naturkatastrophen wie der Hurrikan Katrina oder die Überschwemmungen in England im Grunde genommen helfen. Denn sie bringen den Klimawandel in das Wohnzimmer der Menschen. Es mag vielleicht eine Weile dauern, bis sie kapieren, dass ihre Abhängigkeit vom Öl mit diesen Dingen in engem Zusammenhang steht, aber es ist ein Anfang. Ein erster Schritt. Die Dinge verändern sich.«
    »Was genau werden wir eigentlich tun? Bei N15?«
    »Hör mal, Pooty«, sagt Cody nach einer Pause, »ich will wirklich nicht unhöflich sein oder so was, aber bevor John nicht zurückkommt, möchte ich nicht so viel verraten. Das Ganze ist seine Show, verstehst du? Ich bin sicher, dass er dich einweiht und dass du dabei bist, aber das möchte ich lieber ihm selbst überlassen.«
    »In Ordnung«, erwidere ich. Immerhin sieht es so aus, als wäre Cody seit der Adbusting-Aktion mir gegenüber nicht mehr ganz so misstrauisch. Als ich an diesen Abend zurückdenke und mich an meine Hände auf Karlas Hinterteil erinnere, überkommt mich ein Anfall von schlechtem Gewissen.
    »Ich will nur eins sagen«, fügt Cody lächelnd hinzu. »Diese Sache wird richtig heftig, Mann. Wir werden stürmischen Beifall ernten.«
    Heute Abend werden wir uns einen Auftritt von Peteys Band in einem Club ansehen, wo sie jeden Mittwoch spielen. Ich arbeite eine halbe Schicht im
Leopold Bloom
, wo es ziemlich ruhig zugeht. Als ich aufbrechen will, nimmt mich Noel beiseite. »Weißt du, wann John nach Hause kommt?«, fragt er.
    »In ein paar Tagen, soweit ich weiß.«
    »Gut. Ich kann eventuell noch mehr Ausrüstung besorgen, falls er etwas für die Protestaktion braucht. Ganz spezielle Sachen. Mein Bruder kommt nächste Woche aus Derry hierher. Ich hätte auch mit Paddy gesprochen, aber er arbeitet erst morgen wieder.«
    Noel klopft sich mit dem Finger an die Nase und verschwindet wieder. Ganz offensichtlich bin ich jetzt auch involviert.
    Als ich nach meiner Schicht nach Hause komme, bereiten sich alle auf das Konzert vor. »Wir sind ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr alle zusammen ausgegangen«, sagt Jenny. Sie steht aufgeregt im Wohnzimmer und trägt Make-up auf.
    Karla vermeidet gezielt meinen Blick, so wie sie es in den letzten zwei Tagen seit der Adbusting-Aktion getan hat. Ich hatte gehofft, mit ihr reden zu können – zumindest über den Eindringling –, aber sie tut alles dafür, um nicht mit mir alleine zu sein.
    Unsere kleine Gruppe

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