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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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beaufsichtigen. Gerade, als ich mich für die Nacht zurückziehen will, kommt Percy in den Saal gelaufen. Als er mich sieht, hebt er den Arm und eilt zu mir.
    »Meister Poutnik«, sagt er. »Ich bin so froh, Euch zu finden. Sir Anthony hat mir die Spange gegeben, die Ihr gefunden habt. Ich muss sie heute Abend verloren haben, als ich im Garten spazieren ging. Sie ist zwar nicht kostbar, hat jedoch einen gewissen Erinnerungswert, da sie das Siegel der Familie Tremayne trägt. Es geht Euch doch wohl gut nach der Begegnung mit diesem Räuber?«
    Percys Geplapper und seine plötzliche Freundlichkeit, kommen mir ziemlich verdächtig vor. »Nicht der Rede wert, Percy. Es freut mich, dass ich sie ihrem rechtmäßigen Besitzer wiederbeschaffen konnte.«
    »Ich bin im Garten spazieren gegangen«, sagt Percy noch einmal. »Ist es nicht wundervoll dort? Kurz vor dem Bankett habe ich mir dort die Beine vertreten. Die Spange muss von meinem Mantel gefallen sein.«
    Ich nicke. Percys wiederholte Erwähnung dieses kleinen Details beunruhigt mich. »Wie Ihr schon sagtet, Percy.«
    »Und das Mädchen? Es wurde doch nicht etwa verletzt?«
    »Glücklicherweise nicht«, sage ich. »Stimmt es eigentlich, was Sir Anthony gesagt hat? Über die Harten Männer?«
    Drebbel, der plötzlich hinter uns auftaucht, um den Rest seines Portweins auszutrinken, wirkt alarmiert. »Habt Ihr Harte Männer gesagt? Carlo Fantoms Söldner? Ich habe von ihnen gehört. Sie sind doch nicht etwa in Prag?«
    »Das glaube ich nicht«, sagt Percy. »Meister Poutnik und das Mädchen wurden von einem gewöhnlichen Kriminellen überfallen, sollte man meinen. Aus welchem Grund sollte sich Fantom in Prag aufhalten?«
    Drebbel sieht noch immer besorgt aus. »Vielleicht wird mein Besuch in Prag doch kürzer, als ich gehofft hatte.«
    Bevor Percy wieder verschwindet, dankt er mir noch einmal überschwänglich für das Wiederfinden seiner Spange. Während Drebbel seiner Mannschaft mit leiser Stimme von den Neuigkeiten berichtet, trete ich in den Korridor hinaus und laufe ziellos durch dunkle Schlossgänge und leere, von Fackeln beleuchtete Säle. Im Westflügel des Schlosses sind Doktor Dee und Edward Kelley einquartiert worden und verfügen über Räume für ihre Experimente und Studien. Brahe und Kepler werden von der Aufmerksamkeit, die Dee gezollt wird, wohl kaum begeistert sein. Lang wird sich bei Rudolf zweifellos dafür einsetzen, dass sie ihre alchemistischen Praktiken alsbald nicht mehr hinter den Mauern des Schlosses ausüben dürfen. Dee ist anscheinend der Stolz Prags, Ehrfurcht gebietend und gleichermaßen Angst wie Respekt einflößend.
    Mir ist nicht ganz klar, wieso Dee unter den Mystikern und Sehern, die es aufgrund der großzügigen Förderung der okkulten Künste durch Rudolf in die Stadt treibt, eine Sonderstellung einnimmt. Gleichwohl muss ich gestehen, dass ich fasziniert von ihm bin, nicht zuletzt da er behauptet, durch einen Zauberspiegel mit Engeln sprechen zu können. Ohne mir darüber im Klaren zu sein, bin ich in den Westflügel gelaufen und nähere mich den für Dee und Kelley bereitgestellten Räumen. Zögernd bleibe ich stehen und frage mich, was ich hier eigentlich will. Gerade als ich mich wieder zurückziehen möchte, kommt eine Hand aus dem Nichts gefahren und umfasst meine Schulter. Erschrocken zucke ich zusammen und schreie auf.
    »Habe ich dich erschreckt, junger Mann?« Ein Gesicht ist plötzlich erkennbar. Es ist mit winzigen Wundmalen und Pockennarben übersät, die Haut ist teigig, und unter trockenem grauen Haar blicken wässrige Augen auf mich herab. Es ist Edward Kelley, Doktor Dees Gefährte.
    »Meister Kelley«, sage ich, meine Fassung wiedererlangend. »Es tut mir leid. Ihr habt mich erschreckt.«
    Kelley tritt gänzlich aus dem Schatten hervor. Er hat einen angenagten Hühnerknochen in der Hand. Schmatzend rammt er seine schwarzen Zähne in das Fleisch und sieht mich weiterhin an. »Was tust du hier, Junge? Spionierst du etwa?«
    Ich seufze. Anscheinend ist diese Art von Anschuldigung im Schloss sehr verbreitet. »Nein, Meister Kelley. Ich laufe nur umher.«
    »Hmm«, sagt Kelley und nagt weiter auf seinem Knochen herum. Während er kaut und mit schwarzen Fingern an seinem Gesicht herumkratzt, hält er seinen Blick auf mich gerichtet. »Du bist also der Spiegel von Prag, von dem ich die ganze Zeit schon höre. Was genau beinhaltet das?«
    »Ich …«
    »Wie ich schon vermutet habe«, sagt Kelley zufrieden. »Nur ein weiterer

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