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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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stimmt: Ich traue ihm nicht. Aber nehmen wir mal an, dass er als Agent für die Ölkonzerne arbeitet. Was dann? Wir könnten alle im Gefängnis landen.«
    »Weil wir über dem
Excelsior-Hotel
ein Transparent anbringen? Das bezweifle ich.«
    »Aber das ist doch nicht alles, was wir tun werden, oder? Ich dachte, wir wollten den anderen … von der restlichen Geschichte erzählen.«
    John seufzt. »Mag sein. Vielleicht teile ich etwas von deiner Skepsis gegenüber diesem Poutnik. Ich glaube nicht, dass er als Agent für die Ölindustrie arbeitet, nicht eine Sekunde. Dazu ist er viel zu naiv. Aber er hat mich zum Nachdenken gebracht. Wenn alles wie geplant abläuft, dann steht er mitten im Zentrum des Geschehens. Vielleicht können wir diese Tatsache ja zu unserem Vorteil ausnutzen.«
    »Du meinst, wir könnten ihm die Schuld in die Schuhe schieben?«
    John gibt ein humorloses Lachen von sich. »Oder dem, was dann noch von ihm übrig ist. Vielleicht.«
    Während meine Hand noch auf dem Torriegel liegt, erstarre ich zur Salzsäule. Die ganze Geschichte mit dem Transparent ist also bloß ein Vorwand. Ich hab’s gewusst – es steckt doch weitaus mehr hinter dieser Protestaktion.
    »Aber trotzdem verstehe ich nicht, wieso wir es nicht den anderen erzählen«, fährt Cody fort.
    John seufzt erneut. »Ich weiß nicht, ob wir ihnen wirklich trauen können, Cody. Nicht einmal Karla.«
    »Karla? Aber sie …«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber ich will so kurz vor dem Ziel kein Risiko eingehen. Und es geht nicht nur um Karla. Padraig, Petey und Jenny sind ebenfalls beteiligt. Ich bin sicher, dass sie alle für ihre Überzeugung eintreten. Aber ich bin zu der Einsicht gelangt, dass ihnen unser eigentlicher Plan womöglich etwas zu weit gehen könnte.«
    »Aber der Plan ist richtig«, protestiert Cody. »Eine gerechte Aktion. Das einzig Angemessene.«
    »Ich weiß«, erwidert John. Seine Stimme klingt beinahe zärtlich. »Du bist ein guter Freund, Cody. Ein guter Soldat. Wir werden mit dieser Sache in die Geschichte eingehen, weißt du. Aber jetzt komm, wir haben noch viel zu erledigen.«
    Ich höre, wie sich ihre Schritte über den Gartenweg entfernen und die Tür zuschlägt. John und Cody planen also etwas weitaus Spektakuläreres als das, was sie uns glauben machen. Irgendetwas mit weitreichenden Konsequenzen. Ich werde mich im Zentrum des Geschehens befinden … und soll die Sache anscheinend nicht überleben.
    Die Frage ist nur: Was mache ich jetzt?
    Als ich auf meinem improvisierten Bett im Wohnzimmer liege, lasse ich mir diese Frage immer wieder durch den schlaflosen Kopf gehen. Was mache ich jetzt? Unerbittlich kommen die Worte zurück, die Karla und ich den Eindringling haben rufen hören: Rettet die Unschuldigen. Rettet die Unschuldigen. Welche Rolle spielt der runzlige Mann in dem sich ankündigenden Drama? Und wer sind die Unschuldigen, die gerettet werden müssen? Karla, Padraig, Petey und Jenny? Nervös wälze ich mich hin und her. Und immer wieder bohrt sich die Frage in mein Bewusstsein: Was muss ich tun?
    Plötzlich höre ich, wie der Türknauf der Wohnzimmertür herumgedreht wird. Cody? John? Ich erstarre, als eine Gestalt in die Dunkelheit tritt.
    »Pooty? Bist du wach?«
    Es ist Karla. »Ja«, flüstere ich.
    Ich rücke ein Stück zur Seite, und Karla setzt sich zu mir auf das Sofa. Als sich meine Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnen, sehe ich ihre Locken, die ihr über die Schultern fallen. Sie trägt ein kurzes Nachthemd, ihre Figur hebt sich vor dem schwachen Mondlicht ab, das durch die Vorhänge dringt. »Ich konnte nicht schlafen«, sagt sie überflüssigerweise.
    Eine Weile sitzen wir schweigend da. »Und, was hältst du von Johns großen Plänen?«, fragt sie schließlich mit leiser Stimme.
    Ich zögere. Traue ich ihr genug, um ihr zu erzählen, was ich vorhin im Garten mit angehört habe? »Sie waren … interessant«, antworte ich schließlich und bleibe auf der Hut.
    »Sie waren großer Mist«, faucht sie. »Für mich klang das Ganze nach einer verdammten Lügengeschichte. Dieser ganze Blödsinn von wegen über das Dach des Hotels klettern und ein Transparent entrollen. Ich glaube, er plant etwas völlig anderes.«
    »Das tut er auch«, sage ich.
    »Was?!«
    Ich berichte Karla alles, was ich heute gehört habe. Ich muss endlich anfangen, irgendjemandem zu trauen. Schließlich hat sie bisher niemandem von dem Eindringling erzählt. Als ich fertig bin, sagt sie für eine Weile nichts.
    »Verdammte

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