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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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Scheiße«, keucht sie. »Was um Himmels willen hat er vor? Es hört sich an, als ob er eine …«
    »Bombe?«, frage ich leise.
    Trotz der Dunkelheit kann ich spüren, dass sie mich ansieht. »Wie kommst du auf die Idee?«
    »Ich habe im Keller des
Leopold Bloom
einmal Padraig und Noel gehört. Sie sprachen von Zeitzündern.«
    »Natürlich«, flüstert sie erbittert. »Es kam mir schon merkwürdig vor, dass Padraig die Feuerwerksraketen von Noel bekommen sollte. Ein paar alte Haudegen mit Verbindungen zu republikanischen Terroristen machen ein Geheimnis aus ein paar Knallern? Also bitte.«
    »Und was machen wir jetzt?«, frage ich.
    Karla sagt nichts. Stattdessen spüre ich, wie sich ihre Hand unter meine Bettdecke schiebt. Sie streichelt meinen nackten Körper und schlüpft unter die Decke. Ich spüre die feuchte Wärme ihres Mundes. Dann bringt sie mich zu einem schnellen Höhepunkt. Ein paar Sekunden später taucht sie wieder auf und küsst mich leidenschaftlich auf den Mund.
    »Nichts«, flüstert sie. »Fürs Erste machen wir gar nichts.«
    »Warum … warum hast du das gemacht?«, frage ich atemlos.
    »Es wird Ärger geben«, flüstert sie und küsst mich noch einmal. »Ich will dich auf meiner Seite wissen.«
    Dann stiehlt sie sich davon und schließt leise die Tür.
    Die nächsten Tage vergehen schnell. Ich arbeite im
Leopold Bloom
, mache in meiner freien Zeit Spaziergänge durch Prag und helfe dabei, weiße Bettlaken zusammenzunähen, um daraus Johns Riesentransparent zu basteln. Karla und ich blicken uns die ganze Zeit gespannt an, machen aber nichts. Padraig steckt offenbar mit Cody und John unter einer Decke; Petey und Jenny sind bis jetzt noch unbekannte Größen. Ich versuche mit Karla über unseren nächsten Schritt zu reden, aber niemals sind wir allein.
    »Menschen werden sterben!«, zische ich ihr zu, als wir eines Abends in der Küche zusammen den Abwasch machen. »Ich werde sterben! Wir müssen bald etwas unternehmen.«
    »Bald«, stimmt sie mir zu, fängt aber dann an zu pfeifen, als Jenny hereinkommt und nach etwas Essbarem sucht.
    Als ich am zehnten November nach der Arbeit nach Hause komme, sitzen alle im Wohnzimmer. Karla sieht mich an, schaut aber dann weg. Anscheinend haben alle auf mich gewartet.
    »Setz dich, Poutnik«, sagt John in einem geschäftsmäßigen Ton. »Wir müssen uns unterhalten.«
    Verunsichert hocke ich mich auf die Sofakante. Was ist los? Cody betrachtet mich mit einer Mischung aus aufwallendem Hass und ungetrübter Freude.
    »John und ich haben heute Nachmittag den Eindringling gestellt«, sagt Cody. Ich blicke zu Karla, doch sie sieht auf ihre Schuhe hinunter. »Dieser alte Typ, der hier am Haus rumgehangen hat.«
    »Und?«, frage ich vorsichtig.
    »Er scheint dich zu kennen«, sagt John. »Sehr gut sogar.«
    »Wunderbar«, sagt Jenny mit einem freundlichen Lächeln. »Er kann dir vielleicht helfen, dich zu erinnern.«
    »Er hat uns eine tolle Geschichte erzählt«, sagt John. Seine Augen sind hart wie Stein. »Erinnerst du dich daran, im Schloss gelebt zu haben?«
    Das Schloss … Plötzlich frage ich mich, wieso mich die Gebäude auf dem Prager Berg die ganze Zeit so angezogen haben. »Nein, ich erinnere mich nicht. Das Schloss …«, erwidere ich und spüre, wie meine Angst von der Erregung gedämpft wird. »Was hat er gesagt?«
    »Er sagte, du wärest dort eines Tages aufgetaucht, nachdem man dich in einem Graben gefunden hatte«, erklärt John. »Dass man dich aufgenommen hat und du ein Mitglied des Hofstaats wurdest. Und dass du im Zentrum von Intrigen und Ränkespielen gestanden hättest.«
    »Intrigen …«, wiederhole ich erstaunt. Bilder von Hofbanketten und Gartenspaziergängen stürmen plötzlich auf mich ein. »Wann soll das gewesen sein?«
    »Fünfzehnhundertvierundachtzig!«, sagt John und bricht in schallendes Gelächter aus. »Der Typ war vollkommen verrückt«, stimmt Cody kichernd ein. »Er meinte, er sei verschwunden, nachdem du einen magischen Spiegel berührt hättest, und dann in der heutigen Zeit wieder aufgewacht!«
    Die Atmosphäre im Wohnzimmer ist mit einem Mal wieder entspannt. »Der muss echt aus dem Irrenhaus entkommen sein«, sagt Cody mit einem fies klingenden Unterton. »Vielleicht dasselbe, aus dem du kommst, Poutnik?«
    Ich werde rot. Jenny übernimmt meine Verteidigung. »Ach, Jungs, jetzt seid nicht so gemein.«
    Cody zuckt mit den Achseln. »Hast du ’ne andere Erklärung? Er kannte Poutniks Namen.«
    »Er ist ein paarmal hier

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