Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)
Uhr etwas zu essen. Man traf oft auf bekannte DDR-Gesichter und auch ich fand das natürlich alles sehr schick.
Nach der Tournee kehrte ich treu zu meiner Band Medoc zurück. In der Zwischenzeit hatte ich aber das „richtige“ Musikantenleben kennengelernt und fühlte mich dort nicht mehr so richtig wohl. Uschi sang im Chor von Reinhard Lakomy. Lacky hatte ich das erste Mal in den Kammerspielen bei „Jazz in der Kammer“ gesehen. Er war zu der Zeit Pianist bei Günther Fischer, und ich fand ihn ziemlich gut. Er schrieb für viele Schlagersänger schöne Lieder, dafür brauchte er einen Chor. Die blutjunge Nina Hagen war bei ihm gerade ausgestiegen, um ihre grandiose Solokarriere zu beginnen. Deshalb schlug Uschi mich als Ersatz vor. Die Vorstellung, weiter mit Uschi zusammenzuarbeiten, war einfach zu reizvoll. So wurde ich wieder zur Backgroundsängerin.
Mein Leben veränderte sich von Grund auf. Lacky hatte viel zu tun – er schrieb für Monika Hauff und Klaus Dieter Henkler, für Henry Kotowsky und Beate Barwandt, Aurora Lacasa und viele mehr. Oft hatten wir im Rundfunkhaus in der Nalepastraße Termine, die um 20 Uhr begannen und morgens um vier Uhr endeten. Ich fand das viel aufregender, als jeden Morgen zu einer ungeliebten Arbeit zu gehen. Ich kam sowieso erst am Abend richtig in Fahrt. Und es machte ja auch Spaß, all diese berühmten Leute kennenzulernen.
Der absolute künstlerische Höhepunkt war für mich die Arbeit mit Manfred Krug. Er hatte mit Günther Fischer die LP „Greens“ herausgebracht – ein Renner. Nun sollte es eine zweite Platte geben. Fischer schrieb einen Ohrwurm nach dem anderen, Krug dazu witzige und originelle Texte, unter dem Pseudonym Isa Karfunkelstein, und Lacky arrangierte die Streicher und den Chor. Es waren himmlische Zeiten – da hatte man noch lebendige Streicher im Studio. Heute kommt ja so etwas alles aus dem Computer. Ich schwelgte im Glück: im Chor Uschi Brüning, die wunderbare Gertie Möller, Beate Barwand und Sabine Roterberg. Wenn ich mir die Platte heute anhöre, klopfe ich uns Mädels im Geiste auf die Schulter. Die Chorsätze hatten es in sich.
Krug mochte uns und war immer ausgesprochen nett. Als die Platte fertig abgemischt war, lud er uns in denKünstlerklub „Die Möwe“ ein und gab ein großes Essen. Da er nicht unbedingt für seine Freigiebigkeit bekannt war, muss es ihm wohl sehr mit uns allen gefallen haben. Ich bewundere ihn sehr und bin stolz, bei einer Produktion, die bis heute Bestand hat, mitgemacht zu haben. Als er zusammen mit Charles Brauer seine „Tatort-Songs“ herausbrachte, schickte er mir ein Exemplar und schrieb, dass ich die erste sei, die diese CD von ihm bekäme.
Backgroundgirls beim Proben, mit Uschi Brüning, 1972
Lacky hatte einen Song für einen bekannten Sänger geschrieben. Irgendwie klappte das mit der Aufnahme nicht so richtig und so sang Lacky den Titel im Studio selbst ein – eigentlich nur als Demo. Damit sollte es den Verantwortlichen im Rundfunklektorat leichter fallen, einen anderen passenden Sänger für das Lied auszusuchen. Der Chef des Lektorats, Klaus Hugo, fand diese zufällig entstandene Version so gut, dass er vorschlug, Lacky solle sein Lied einfach selbst singen. So entstand Lackys erster Solo-Song „Es war doch nicht das erste Mal“ – ein absoluter Senkrechtstarter. Er hatte eine sehr unkonventionelle Art zu singen, das fiel in der DDR-Schlagerlandschaft auf. Kurze Zeit später folgte schon sein nächster Hit: „Heute bin ich allein“. Von heute auf morgen war Lacky plötzlich berühmt geworden. Die Leute wollten ihn nun auch auf der Bühne sehen und bejubeln. Lacky gründete also das „Reinhard-Lakomy-Ensemble“. Dazu gehörten am Schlagzeug Rainer Riedel, am Bass Manfred Möller, Jirka Riekhoff spielte Rhythmusgitarre, Hansi Biebl Melodiegitarre und wir, der Chor. Uschi Brüning war inzwischen bei Günther Fischer eingestiegen und kam deswegen als Backgroundsängerin für unsere Tournee nicht mehr infrage. Also fanden wir Winny Eichhorn, Winny Pfannenstein, die auch gleich das Management übernahm, und Sabine Roterberg. Hansi und Jirka waren auch sehr gute Sänger. Alle zusammen schufen wir einen wirklich tollen Chorsound auf derBühne. Prompt folgte die Einladung ins AMIGA-Studio und so kam es, dass, für DDR-Verhältnisse ziemlich flott, die erste Lakomy-Platte auf dem Markt war. Ich hatte noch keinen eigenen Titel, aber ich durfte bei den Chornummern die Vokalisen singen. Man hört mich
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