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Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)

Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)

Titel: Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Mann
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Mal unaufgefordert den Schnaps in der Kaffeetasse servierte. Dort traf man RENFT, Modern Soul, Joco Dev , später City, Silly, Stern, Karat und wie sie alle hießen. Es gibt sogar einen Song darüber. Das Dresdener duo sonnenschirm hat diesen herrlich ironischen Song geschrieben – „Fahr away“. Dort wird beschrieben, wie sich früh um vier an der Raststätte die vielen Bands treffen. Da kommen sie alle vor, die Gruppen der kleinen DDR: Reform, Kehrt, Engerling, Karat, Stern Meißen . Und dann gibt es da die hübsche Zeile: „Lakomy und die lütte Mann saufen Kommodenlack!“ Damit ist wohl ein Kräuterschnaps oder Kaffeelikör gemeint, na ja, dichterische Freiheit, diese Sachen habe ich eigentlich nie getrunken. Ich stand damals eher auf Wodka oder Weinbrand. Heute rühre ich so etwas nicht mehr an.
    Auch in Berlin ging es mit Medoc aufwärts. Inzwischen spielten wir in den angesagten Sälen. Dort, wo heute die Treptowers alles überragen, stand früher das EAW Treptow, ein großer Betrieb, der Elektroapparate herstellte. Im obersten Stockwerk befand sich ein riesiger Saal. Natürlich waren wir dort, wenn die Klaus-Lenz-Band oder Modern Soul spielten. Unser Gitarrist Olaf Wegener war ein glühender Verehrer von Hansi Biebl, diesem coolen Typ mit dicken, langen, blonden Locken.Ich verehrte Conny Bauer, ein heute international erfolgreicher Posaunist. Die Veranstaltungen im EAW waren legendär. Man musste rechtzeitig hingehen um reinzukommen. Irgendwann hatten wir dann endlich auch das Glück, dort spielen zu dürfen. Ich habe das geliebt. Fünf Stunden nur Musik. Da unsere Band aus Rhythmusgruppe – also, Bass, Schlagzeug, Gitarre und Keyboard, sowie Saxofon, Posaune und Trompete bestand, waren wir in der Lage, die Wahnsinns-Songs von Blood, Sweat & Tears und – die liebte ich noch mehr – Chicago nachzuspielen. Oft kam ein schwarz gelockter Typ auf die Bühne und machte „’ne Einlage“. Mit ihm zusammen sang ich „Land of Thousand Dances“. Der Mann, Toni Krahl, wurde später ein Star und ist auch heute mit City noch sehr erfolgreich.
    Und sehr oft saß direkt vor der Bühne ein interessant aussehendes Mädchen mit der allerneuesten Frisur und tollen Westklamotten, Sie beobachtete mich immer sehr genau, ich war mir nicht sicher, ob sie mich doof fand oder nicht. Später erzählte sie mir, dass sie mich bewundert hat und auch unbedingt auf die Bühne wollte. Es war Tamara Danz.
    Ich fand mein Leben sehr spannend. In der Woche ging ich in meinen Musikladen, natürlich weiterhin fleißig zur Musikschule und abends feierte ich in den angesagten Tanzschuppen oder stand selbst auf der Bühne. Ich kannte inzwischen alle berühmten Bands, und die kannten mich. In der Gaststätte „Rübezahl“ am Müggelsee spielten wir zusammen mit RENFT . Christian „Kuno“ Kunert kam auf mich zu und begrüßte mich freundlich und im schönsten Sächsisch: „Du bist also die kleene Orgelspielerin.“ Cäsar hatte auch schon von mir gehört Er war Gitarrist bei RENFT , und man stritt sich, wer besser spielt: Biebl oder Cäsar? Cäsar hatte eine intellektuelle Ausstrahlung. Er hatte schöne lange Locken und trugeine kleine Nickelbrille. Außerdem spielte er Blockflöte, was sehr ungewöhnlich für einen Rockmusiker war. Doch das gab dieser sowieso außergewöhnlichen Band etwas ganz Besonderes. Da ich auch Blockflöte spielen gelernt hatte, kamen wir schnell ins Gespräch. Wir tauschten unsere Adressen aus und haben uns geschrieben. Das war nicht gerade typisch für unsere Szene. Man machte Musik miteinander, trank auch gerne zusammen, aber Schriftverkehr hatten wir eigentlich weniger. Mit Cäsar war das anders. Er schickte mir Noten, nach denen ich fleißig übte.

    Mit Cäsar Peter Gläser beim Gedenkkonzert für Gerulf Pannach, 1998

■ Unterwegs im Berliner Nachtleben
    Es gab einen Tag in der Woche, der war uns Musikern heilig. Kaum einer hatte eine Veranstaltung und wenn ja, dann versuchte er danach wenigstens für eine Stunde in die „Große Melodie“ zu kommen. Das war eine Bar mit einer richtigen Bühne im alten Friedrichstadtpalast. Dort gab es montags Jazz und man traf eigentlich jeden, der in der Szene Rang und Namen hatte. In der „Melo“, wie wir sie auch nannten, spielte Günther Fischer mit seiner Band, Klaus Lenz mit seinem Orchester, Modern Soul , Ernst-Ludwig „Luten“ Petrowski, Czeslaw Niemen mit seiner Band SBB . Irgendwann stand auch Uschi Brüning auf der Bühne. Ich war hin und weg. Eine

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