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Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)

Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)

Titel: Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Mann
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egal“. Der findige Fred Gertz machte flugs einen Text daraus. Wir alle haben gern gefeiert, viel gegessen und noch mehr getrunken. Und da die Gastronomie in der DDR sehr zu wünschen übrig ließ, hat man eben viel und gern Gäste nach Hause eingeladen und setzte denen dann Leckereien vor, die es im Restaurant nicht gab. Meine Mutter hatte mir beigebracht, Zwiebelkuchen zu backen; der war ein echter Renner. In „Mir doch egal“ ging es eben ums Essen, und dort wurde auch mein Zwiebelkuchen verewigt. Ich werde heute noch sehr oft auf dieses Lied angesprochen und alle Leute erinnern sich vor allem an das „ganz schreckliche Wort“ zum Schluss: Diät … ihhhh!
    „Mir doch egal“ kam als Single in die Plattengeschäfte. Mein alter Schulfreund, der Fotograf Herbert Schulze, sollte das Foto dafür schießen. Wir haben uns gedacht,dass das am besten bei einem netten Mittagessen passieren sollte und ich wollte Lacky einen saftigen Rinderbraten vorsetzen. Hätte ich mal lieber einen Zwiebelkuchen gebacken. Entweder war das Rind uralt oder ich zu unerfahren. Lecker war es jedenfall nicht …
    Lacky und ich waren ein skurriles Paar: Er, nicht besonders groß, aber dafür schön dünn, und ich, sehr klein und ziemlich mollig. Ich sah wirklich nicht aus, wie man sich eine Schlagersängerin gemeinhin vorstellt. Wir beide entsprachen keineswegs dem gängigen Schönheitsideal der deutschen Schlagerszene. Aber wenn Lacky am Klavier saß, war er einfach beeindruckend. Da störte es auch nicht, dass er seine Liedtexte immer ablesen musste. Die konnte er sich einfach nicht merken und wenn er sie vergessen hatte, musste ich sie ihm aufschreiben. Da wir unterwegs nie Schreibpapier dabei hatten, schrieb ichsie auf die Rückseite unserer Autogrammkarten. Ich kannte alle auswendig und habe mit meiner Merkfähigkeit wahrscheinlich manches Konzert gerettet.

    Fressduett, 1975
    Wir haben uns auch gerne mal gegenseitig veräppelt. Wir hatten ein paar Tage auf der Insel Usedom zu tun und haben uns tagsüber am Strand gesonnt. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft wollte ich mir meine Schuhe anziehen und bat Lacky, meine Tasche zu halten. Das war eine ganz schreckliche Damenhandtasche, wie ich sie heute niemals benutzen würde – so eine doofe Henkeltasche. Lacky, ganz Kavalier, nahm natürlich die Tasche und vergaß völlig, sie mir wiederzugeben, nachdem ich meine Schuhe angezogen hatte. Ich hab dann auch nichts gesagt und so latschten wir beide durch Zinnowitz. Ah, dachten die Leute, der Lakomy und die Mann. Und er mit einer grottenhässlichen Damenhandtasche. Ich habe innerlich gegrölt, mir aber nichts anmerken lassen. Wenn man in der Öffentlichkeit steht und nicht dem Standard entspricht, machen die Leute schnell blöde Bemerkungen. Lacky hatte mich in Leipzig in ein recht gutes Hotelrestaurant zum Essen eingeladen. Dort gab es so feine Sachen wie Fasan und Erbsen im Kartoffelnest. Zu dieser Zeit waren das sehr ausgefallene Delikatessen. Wir schlemmten jedenfalls nach Herzenslust, alberten herum und wurden die ganze Zeit von einem am Nebentisch sitzenden Damenkränzchen beäugt. Lacky hatte seine Spendierhosen an und bestellte uns zum Nachtisch zwei schöne Stücke Schwarzwälder Kirschtorte. Die Damen am Nebentisch kollabierten fast als mir der Kellner die süße Sünde servierte. Dann hörte ich eine von ihnen im breiten Sächsisch empört rufen: „Jetzt frisst die auch noch Torte!“ Ich habe schnell gelernt, dass ich mich in der Öffentlichkeit anständig benehmen muss, denn man kannte uns und vor allem Lacky. Mit seinem langen dicken Haar und seiner kleinen Brille war er nicht zu verkennen.
    Während einer weiteren „rund“-Sendung lernten wir den ungarischen Sänger und Songschreiber Gjon Delhusa kennen. Er hatte eine zauberhafte Stimme. Wenn ich ihn singen hörte, musste ich immer an José Feliciano denken. Er schrieb sehr schöne Lieder und auch ein erstes Lied für mich, mit einem leicht zweideutigen Text: „Sieben Zwerge“. Es handelt davon, dass ich mir vorstelle, mit sieben Zwergen zusammen zu leben. Der Song kam besonders gut an, wenn wir ihn vor der Armee spielten. Dort herrschte ja sexueller Notstand, und die Jungs waren dankbar für jede schlüpfrige Anspielung.
    Nach dem Zwergen-Song wollte ich endlich auch mal eine richtige Ballade singen. Lacky hatte „Komm, weil ich Dich brauch“ geschrieben. Wir gingen ins AMIGA-Studio und es ging erstmal gründlich schief. Der Grund: Ich habe das, woran viele Berliner

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