Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)
Post finde ich einen Textausschnitt aus dem Stück „Weiblich, 45plus, na und!?! Heisse Zeiten – Wechseljahre“. Der Titel erscheint mir spontan unglücklich und etwas holprig. Kurze Zeit später entschied man sich für „Heisse Zeiten – Wechseljahre“, was viel knapper und eingängiger ist. Der Textausschnitt gefällt mir gut, ich muss darüber lachen und denke mir, so ein Casting kann ja nicht schaden. Wenn es nix wird, haben die dich wenigstens mal gehört.
Die Konzertdirektion Landgraf ist die wohl größte und bedeutendste Theateragentur überhaupt und gilt in Deutschland als das Tourneetheaterunternehmen. Alle wichtigen und großen Schauspieler haben da schon gespielt. Dort einen Fuß in der Tür zu haben, kann nicht schaden, dachte ich mir. Mittlerweile habe ich nicht nur einen Fuß in der Tür, sondern ergatterte eine komplette Rolle. Ich spiele die Hausfrau und habe damit wahrscheinlich die Rolle für mich gefunden. Passt wie die Faust aufs Auge.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Vier Frauen – eine Vornehme, eine Karrierefrau, eine Hausfrau, alle in den Wechseljahren, und eine Jüngere, die kurz vor der Menopause steht und unbedingt noch ein Kind möchte, treffen sich mehr oder weniger zufällig in der Lounge eines Flughafens und kommen nach und nach miteinander ins Gespräch. Das ganze Stück ist garniert mit Hits aus den sechziger und siebziger Jahren. Für diese eingängigenMelodien, die jeder von uns im Ohr hat, wurden neue, jeweils zum Thema passende deutsche Texte verfasst. Wechseljahre, Hitzewallungen, Vergesslichkeit, Depressionen – das erwartet die Zuschauer. Hinzu kommen Choreographien, mit denen ich mich anfangs ziemlich schwer tat. Aber da musste ich durch.
Mit Beginn der Proben begann eine unglaublich intensive Arbeitsphase. In nur vier Wochen lernten wir uns kennen, studierten etwa zwanzig Songs vierstimmig mit völlig neuen Texten ein und erlernten die Choreographien. Schon nach drei Tagen fiel eine Kollegin durch Krankheit aus. Eine neue kam hinzu, die natürlich noch weniger Zeit hatte, alles zu lernen. Wir begannen morgens um zehn Uhr mit der Arbeit und verließen die „Mühle“ abends um 22 Uhr. Das hält niemand lange durch. Irgendwann war ich so fertig, dass ich einfach zwischendrin einschlief!
Bei mir zu Hause war auch einiges los. Mein Mann hatte das Haus, das ja immer noch ihm und seiner Ex-Frau gehörte, verkauft, und wir hatten eine schöne neue Wohnung gefunden. Beim Umzug konnte ich ihm kaum helfen, schließlich probte ich tagsüber. Wenn ich dann völlig erledigt nach Hause kam, habe ich natürlich noch mit angepackt, damit wir es wenigstens halbwegs wohnlich hatten.
Die letzten Proben vor der Premiere in Essen fanden nun im dortigen „Theater im Rathaus“ statt. Auf der Bühne gibt es viel Technik, Scheinwerfer über den Köpfen, Kabel als Stolperfallen – und wenn jemand bei der Elektrik schludert, kann das ganz böse ausgehen. Wir waren mitten in der Probe, als plötzlich mit einem Schlag das Licht ausging, auch die Notbeleuchtung. Ich spielte gerade die Szene, bei der ich bäuchlings auf der Flughafenbank liege, die weit vorn am Bühnenrand stand. Ein ratterndes Geräusch machte mich etwas unruhig, ich war aber im Stockdunklen völlig orientierungslos.Zum Glück besaß unsere Vornehme – Inez Timmer – die Geistesgegenwart und lotste mich schnell nach hinten. Als das Licht wieder funktionierte und ich sah, was das ratternde Geräusch verursacht hatte, wurde mir schlecht. Meine Bank stand genau unter dem Eisernen Vorhang, der nach unten gefahren war.
„Heisse Zeiten – Wechseljahre“
Die Uraufführung wurde ein umwerfender Erfolg, nach drei Tagen waren wir stets ausverkauft. Dieses Stück hat wohl den Nerv des Publikums getroffen. Die Frauen erkennen sich in jeder einzelnen von uns wieder, und die Männer begreifen, was ihre Frauen in den Wechseljahren durchmachen. Dazu ein Hit nach dem anderen, begleitet von einer Frauenband, die richtig rockt.
Unsere erste musikalische Leiterin war Maria Baptist, eine inzwischen weltweit anerkannte Jazzpianistin. Auchhier schließt sich wieder ein Kreis. Ihr Vater, Armin Baptist, war damals Leiter der Band im Saalbau Friedrichshain, mit der ich meine ersten Schritte als Sängerin auf der Bühne wagte.
Im Mai 2010 war die erste Serie „Heisse Zeiten – Wechseljahre“ abgespielt. Doch ich hatte kaum Zeit zum Luftholen –„Fledermaus“ in Gera, Kinderprogramme mit Clown Lulu und Konzerte mit meinem
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