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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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erschauerte und zog ihren weiten Umhang aus pflaumenfarbener Seide fester um sich.
    »Ich wüsste nicht, welchen Grund es dafür geben könnte. Warum sollte mich jemand umbringen wollen?«
    Blitzartig tauchte das Bild der Giftschatulle vor ihrem inneren Auge auf. Dieses Geheimnis hatte sie nur Joffrey anvertraut. Konnte es sein, dass die alte Geschichte immer noch nicht vergessen war?
    »Lasst uns gehen, Madame«, drängte Marguerite erneut.
    In diesem Moment hallten Schritte durch die Galerie. Angélique begann unwillkürlich zu zittern. Jemand kam näher. Angélique erkannte den Chevalier de Lorraine, der einen Leuchter mit drei Kerzen in der Hand hielt.
    Die Flammen beleuchteten sein junges, sehr schönes Gesicht, dessen liebenswürdige Miene jedoch kaum über einen heuchlerischen, sogar ein wenig grausamen Zug hinwegtäuschen konnte.

    »Seine Königliche Hoheit bittet Euch, Sie zu entschuldigen«, sagte er mit einer Verbeugung. »Sie wurde aufgehalten und kann heute Abend nicht zu der vereinbarten Verabredung erscheinen. Wollt Ihr die Unterhaltung auf morgen um die gleiche Zeit verschieben?«
    Angélique war schrecklich enttäuscht. Dennoch willigte sie in die neue Verabredung ein.
    Der Chevalier de Lorraine erklärte, dass die Türen des Tuilerienpalasts bereits geschlossen seien; er werde sie ans andere Ende der Großen Galerie begleiten. Dort würden sie durch ein kleines Gärtchen, das der Garten der Infantin genannt wurde, mit wenigen Schritten den Pont-Neuf erreichen.
    Der Chevalier hielt beim Gehen den Leuchter in die Höhe. Seine hölzernen Absätze hallten düster auf den steinernen Fliesen. In den schwarzen Fensterscheiben sah Angélique ihren kleinen Zug voranschreiten, und der Anblick erschien ihr unheimlich. Von Zeit zu Zeit begegneten sie einer Wache. Hin und wieder öffnete sich eine Tür, und ein lachendes Paar kam heraus. Angélique blickte in einen hell erleuchteten Salon, wo die Gäste um hohe und niedrige Einsätze spielten. Die helle, sanfte Melodie eines Violinenorchesters, das irgendwo hinter einem Vorhang verborgen saß, wehte noch lange hinter ihnen her.
    Schließlich schien der lange Marsch ein Ende zu finden. Der Chevalier de Lorraine blieb stehen.
    »Hier ist die Treppe, über die Ihr in die Gärten gelangt. Gleich zu Eurer Rechten werdet Ihr eine kleine Pforte sehen. Dahinter kommen noch ein paar Stufen, und dann seid Ihr außerhalb der Palastmauern.«
    Angélique wagte nicht zu erwähnen, dass sie ohne Kutsche gekommen waren, und der Chevalier fragte auch nicht danach. Er verneigte sich mit der Höflichkeit eines Mannes, der seinen Auftrag ausgeführt hatte, und ging davon.
    Erneut griff Angélique nach dem Arm ihrer Kammerfrau.

    »Wir sollten uns beeilen, Marguerite, meine Liebe. Ich bin nicht ängstlich, aber dieser nächtliche Spaziergang gefällt mir ganz und gar nicht.«
    Hastig stiegen sie die steinernen Stufen hinab.
     
    Es war ihr kleiner Schuh, der Angélique das Leben rettete.
    Sie war den ganzen Tag über so viel gelaufen, dass der schmale Lederriemen plötzlich riss. Daher ließ sie ihre Gefährtin auf halbem Wege los und bückte sich, um zu versuchen, das Unglück wieder zu richten. Marguerite ging unterdessen weiter.
    Plötzlich stieg der grauenvolle Schrei einer tödlich getroffenen Frau aus der Dunkelheit auf.
    »Hilfe, Madame, sie bringen mich um … Flieht …! Flieht!«
    Dann verstummte die Stimme. Angélique hörte nur noch ein grausiges Stöhnen, das immer schwächer wurde.
    Starr vor Schreck versuchte sie vergeblich, etwas in dem dunklen Schacht zu erkennen, in den die bleichen Stufen hinabführten.
    »Marguerite!«, rief sie. »Marguerite!«
    Ihr Stimme hallte in der tiefen Stille wieder. Die vom Duft der Orangenbäume im Garten erfüllte Nachtluft drang kühl zu ihr herauf, doch kein Laut war mehr zu hören.
    Panisch rannte Angélique die Stufen wieder hinauf und gelangte zurück in die beleuchtete Galerie. Ein Offizier kam vorbei. Sie stürzte auf ihn zu.
    »Monsieur! Monsieur! Hilfe! Man hat gerade meine Zofe ermordet.«
    Da erst erkannte sie den Marquis de Vardes, doch in ihrer Angst schien er ihr geradezu vom Himmel gesandt zu sein.
    »Sieh an, die Frau in Gold«, bemerkte er mit seiner höhnischen Stimme. »Die Frau mit der lockeren Hand.«
    »Monsieur, jetzt ist nicht die rechte Zeit für Scherze. Ich sagte doch schon, jemand hat gerade meine Zofe ermordet.«

    »Na und? Soll ich deswegen etwa in Tränen ausbrechen?«
    Angélique rang die

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