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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Kouassi-Ba ist mir eine große Hilfe, und mein Gemahl wäre untröstlich, wenn er ihn bei seiner Rückkehr nicht mehr vorfände.«
    »Nun, dann eben nicht«, entgegnete Mme. de Soissons mit einer enttäuschten Geste.
    Sie warf einen letzten bewundernden Blick auf den bronzenen Riesen, der ungerührt hinter Angélique stand.

    »Es ist unglaublich, wie ein solcher Diener die Schönheit, Zerbrechlichkeit und Blässe einer Frau unterstreicht. Seid Ihr nicht auch dieser Ansicht, mein Liebster?«
    Da bemerkte Angélique den Marquis de Vardes, der auf sie zukam.
    Sie hatte keine Lust, diesem Adligen zu begegnen, der sich ihr gegenüber so grob und abscheulich benommen hatte. Bei seinem Anblick spürte sie immer noch das Brennen ihrer Lippen, in die er so brutal gebissen hatte.
    So verabschiedete sie sich eilig von Mme. de Soissons und ging die Treppe hinunter in die Gärten.
    »Ich habe den Eindruck, die schöne Olympia wirft Eurem Leibwächter begehrliche Blicke zu«, sagte Cerbalaud. »Vardes, ihr derzeitiger Liebhaber, genügt ihr wohl nicht. Sie würde für ihr Leben gerne herausfinden, wie sich ein Mohr im Bett anfühlt.«
    »Oh! Beeilt Euch lieber, statt so furchtbare Dinge zu reden!«, scheuchte ihn Angélique ungeduldig. »Ich will vor allem herausfinden, ob sich Lauzun und d’Humières nicht gerade gegenseitig aufspießen.«
    Wie leichtfertig und sorglos diese Leute in einer so schrecklichen Situation doch zu sein schienen. Sie selbst hatte das Gefühl, wie im Traum hinter einem schwierigen Ziel herzurennen und sich vergeblich zu bemühen, weit verstreute Elemente zusammenzubringen. Aber alles entglitt ihr und löste sich vor ihren Augen auf.
    Sie hatten bereits das Seineufer erreicht, als jemand etwas hinter ihnen herrief und sie erneut aufhielt.
    Ein groß gewachsener Adliger, den Angélique nicht kannte, kam auf sie zu und bat sie um eine kurze Unterredung.
    »Meinetwegen, aber ich habe es eilig.«
    Er zog sie zur Seite.
    »Madame, Seine Königliche Hoheit Philippe d’Orléans, der
Bruder des Königs, hat mich geschickt. Monsieur würde sich gerne mit Euch über Monsieur de Peyrac unterhalten.«
    »Mein Gott!«, sagte Angélique leise, und ihr Herz begann wie rasend zu klopfen.
    Würde sie endlich etwas Konkretes erfahren? Eigentlich mochte sie den Bruder des Königs nicht besonders. Er war zu geckenhaft ausstaffiert und zu stark geschminkt für ihren Geschmack, aber sie hatte gesehen, dass er in Saint-Jean-de-Luz im Dienst seines Bruders eine einflussreiche Rolle gespielt hatte. Sie erinnerte sich an seine bewundernde, wenn auch etwas zweideutige Bemerkung über den Grafen de Peyrac. Was wusste er über den Gefangenen in der Bastille?
    »Seine Hoheit erwartet Euch heute Nachmittag um fünf Uhr«, fuhr der Edelmann mit gedämpfter Stimme fort. »Nehmt den Eingang zu den Tuilerien und geht dann in den Pavillon de Flore, wo die Gemächer von Monsieur liegen. Und sprecht mit niemandem darüber.«
    »Ich werde in Begleitung meiner Zofe kommen.«
    »Wie es Euch beliebt.«
    Er verabschiedete sich und ging mit klirrenden Sporen davon.
    »Wer ist dieser Mann?«, erkundigte sich Angélique bei Cerbalaud.
    »Das ist der Chevalier de Lorraine, der neue Favorit von Monsieur. Ja, Guiche hat seine Gunst eingebüßt: Er brachte nicht die nötige Begeisterung für die invertierte Liebe auf und blieb allzu sehr dem schönen Geschlecht zugetan. Dabei verschmäht auch Monsieur die Damen nicht. Es heißt, nach dem Einzug des Königs werde man ihn vermählen, und wisst Ihr, wen er heiraten soll? Prinzessin Henriette von England, die Tochter des armen Charles I., den die Engländer enthauptet haben … Aber sein Sohn ist vor kurzem auf den englischen Thron zurückgekehrt.«

    Angélique hörte ihm nur mit einem halben Ohr zu. Sie bekam allmählich Hunger. Sie verlor nie ihren Appetit, ganz gleich in welcher Situation. Sie schämte sich ein wenig für diese Regung, vor allem unter den gegenwärtigen Umständen. Was bekam Joffrey mit seinem erlesenen Geschmack in seiner finsteren Zelle wohl zu essen?
    Trotzdem sah sie sich um, weil sie hoffte, einen Waffel- oder Pastetenverkäufer zu entdecken, bei dem sie eine kleine Stärkung kaufen könnte.
    Ihre neuerliche Wanderung durch die Stadt hatte sie ans andere Ufer der Seine in die Nähe der alten Porte de Nesle mit ihrem Turm geführt. Den alten Pré-aux-Clercs, wo sich einst die Studenten vergnügt hatten, gab es schon lange nicht mehr. Geblieben aber war zwischen der Abtei von

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