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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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bitten.«
    »Wer sollte Euch in diesem Palast schon helfen? Vergesst nicht, dass Ihr hier in eine tödliche Falle gelockt wurdet. Wer hat Euch überhaupt zu dieser berüchtigten Treppe gebracht?«
    »Der Chevalier de Lorraine.«
    »Hört, hört! Dann steckt also der Kleine Monsieur dahinter? Na ja, es wäre nicht das erste Mal, dass er eine störende ›Rivalin‹ aus dem Weg räumt. Ihr seht also, es ist in Eurem eigenen Interesse, still zu sein …«
    Sie antwortete nicht, aber als er erneut auf sie zutrat, rührte sie sich nicht.
    Ohne Hast und mit einer unverschämten Gelassenheit schob er ihre langen, raschelnden Taftröcke hoch, und sie spürte, wie seine warmen Hände genüsslich über ihr Gesäß strichen.
    »Reizend«, bemerkte er leise. »Ein unvergleichlicher Leckerbissen.«

    Angélique war außer sich vor Scham und Angst. In ihrem entsetzten Geist jagten sich die absurdesten Bilder: der Chevalier de Lorraine mit seinem Leuchter, die Bastille, Marguerites Schrei, die Giftschatulle. Dann verschwamm alles vor ihren Augen, und sie wurde von Furcht überwältigt, von der körperlichen Panik einer Frau, die bislang nur einen Mann gekannt hatte. Diese fremde Berührung beunruhigte sie und widerte sie an. Sie wand sich und versuchte der Umarmung zu entkommen. Sie wollte schreien, aber kein Laut kam über ihre Lippen. Wie gelähmt ließ sie ihn zitternd gewähren und realisierte kaum, was mit ihr geschah …
    Plötzlich fiel Licht in den kleinen Winkel. Dann zog ein vorübergehender Edelmann hastig seinen Leuchter fort und ging lachend weiter.
    »Ich habe nichts gesehen.«
    Ein solcher Anblick schien den Bewohnern des Louvre vertraut zu sein.
    Der Marquis de Vardes hatte sich von dem Zwischenfall nicht stören lassen. Während sich ihre Atemstöße in der Dunkelheit vermischten, fragte sich Angélique verzweifelt, wann diese entsetzliche Bedrängnis endlich ein Ende hätte. Erschöpft, aufgewühlt und halb ohnmächtig überließ sie sich widerstrebend den männlichen Armen, die ihren Körper zermalmten. Allmählich weckte die Neuartigkeit dieses Liebesspiels, die Gesten, für die ihr Körper so wunderbar geschaffen war, in ihr eine Verwirrung, gegen die sie sich nicht wehrte. Als sie sich ihrer bewusst wurde, war es schon zu spät. Der Funke der Lust entzündete in ihr ein nur allzu bekanntes Begehren und erfüllte ihre Adern mit jener zarten Erregung, die sich bald in ein verzehrendes Feuer verwandeln würde. Der junge Mann durchschaute sie. Mit einem leisen Lachen verdoppelte er seine kunstfertigen Bemühungen.
    Da lehnte sie sich gegen sich selbst auf, weigerte sich, sich
diesem Verbrechen zu beugen, doch der Kampf beschleunigte nur noch ihre Niederlage.
    Kaum hatten sie sich voneinander gelöst, als Angélique von entsetzlicher Scham überwältigt wurde. Sie vergrub das Gesicht in den Händen. Am liebsten wäre sie gestorben, um nie wieder das Licht sehen zu müssen.
    Wortlos legte der keuchende Offizier sein Wehrgehänge wieder an.
    »Die Wachen müssen jetzt da sein«, sagte er. »Komm.«
    Als sie sich nicht rührte, packte er sie am Arm und stieß sie hinaus in die Galerie.
    Sie riss sich von ihm los, folgte ihm jedoch schweigend. Die Scham brannte in ihr wie ein glühendes Eisen. Nie wieder würde sie Joffrey in die Augen sehen, nie wieder Florimond umarmen können. Vardes hatte alles zerstört, alles vernichtet. Sie hatte das Einzige verloren, was ihr noch geblieben war: das Wissen um ihre Liebe.
    Am Fuß der Treppe stand ein Schweizer in weißer Halskrause und einem Wams, in dessen Ärmelschlitzen das gelbe und rote Futter aufblitzte. Auf seine Hellebarde gestützt, pfiff er vor sich hin. Seine Laterne hatte er neben sich auf den Boden gestellt.
    Als er seinen Hauptmann erblickte, richtete er sich auf.
    »Keine Strauchdiebe in der Nähe?«, fragte der Marquis.
    »Ich habe niemanden gesehen, Monsieur. Aber vor meinem Eintreffen muss es hier übel zugegangen sein.«
    Er hob seine Laterne und deutete auf eine große Blutlache auf dem Boden.
    »Die Tür vom Garten der Infantin zur Seine hin war offen. Ich bin der Blutspur bis dorthin gefolgt. Vermutlich haben sie den Kerl ins Wasser geworfen …«
    »In Ordnung, Schweizer. Sei wachsam.«
    Es war eine mondlose Nacht. Von der Uferböschung her zog
ein fauliger Schlammgeruch herauf. Man hörte die Mücken summen und das leise Plätschern der Seine.
    »Marguerite!«, rief Angélique, die am Uferrand stehen geblieben war, leise.
    Mit einem Mal verspürte sie den

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