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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Freude gewesen, als der französische Hof zwei Tage zuvor erfahren hatte, dass der König von England auf den Thron seines Landes zurückberufen worden war.
    Seine Mutter, Königin Henrietta, eine Tochter Heinrichs IV., und auch seine hübsche, zierliche Schwester, die nie etwas anderes als das Exil gekannt hatte, hielten sich gegenwärtig in Saint-Jean-de-Luz auf.
    Abends hatten die Engländer Feste und einen großen Ball veranstaltet.
    »Auch diesen Charles hat man mir als Ehemann vorgeschlagen«, erklärte Mademoiselle Angélique. »Um die Wahrheit zu sagen, ich habe nie daran geglaubt, dass der Sohn eines Königs, dem sein eigenes Volk den Kopf abgeschlagen hat, jemals wieder seinen Thron besteigen könnte... Anscheinend hat dieser Charles das Ganze nicht schlecht vorbereitet, auch wenn
der Kardinal ihn vor einigen Jahren aufgefordert hat, Frankreich zu verlassen, weil er es sich nicht mit Cromwell verderben wollte. Die Politik ist gelegentlich Zwängen unterworfen, denen es ein wenig an Eleganz mangelt.
    Königin Henrietta ist durch ganz Europa gereist. Sie hat ihr gesamtes Vermögen ausgegeben und ihre Juwelen verkauft, um die Dynastie der Stuarts zu retten. Sie ist eine glühende Katholikin und hat ihren Gemahl stets dazu angehalten, nicht einen Reformierten in England zu dulden. Was den König schließlich aufs Schafott gebracht hat, nachdem die Puritaner gesiegt hatten. Sie mussten nach Frankreich in den Louvre fliehen und lebten dort in beklagenswerter Armut. Charles war nur drei Jahre jünger als ich. Seine Mutter ermunterte ihn, mir den Hof zu machen. Mit meinem Vermögen hätte er natürlich viel schneller neue Anhänger gefunden.
    Aber seht Ihr, die Frage nach dem Altersunterschied enthüllt vor allem einen Unterschied in der geistigen Reife. Er war einfach zu linkisch, um mir gefallen zu können. Eines Abends fand im Louvre ein Ball statt. Da man ihn als einen herrschenden König betrachtete, hatte man für ihn einen Thron aufgestellt, auf den er sich setzen sollte. Aber er ist nicht einmal auf den Gedanken gekommen... Ich hingegen war nach einer Weile vom Tanzen erschöpft und nahm darauf Platz. Daraufhin kamen viele der Anwesenden zu mir, verneigten sich vor mir und sagten, dass ich alles hätte, was es brauchte, um Königin zu sein. Meinetwegen! Aber an der Seite eines Königs, der auch einer sein will und sich nicht scheut, seinen Anspruch allen kundzutun, selbst wenn er sich gerade im Exil befindet!
    Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr scheint mir, die Rückkehr auf den Thron seines Vaters verlangte viel mehr Format, als er überhaupt besaß. Er muss sich mit diesen eigenartigen Sekten eingelassen haben, die Zaubersprüche lehren, mit
deren Hilfe man Heldentaten vollbringen und zu Macht gelangen kann. Es heißt, die Engländer hätten eine Vorliebe für solche obskuren Geheimnisse. Ihre Könige und Königinnen haben sie zu oft gezwungen, die Religion zu wechseln. Bei ihnen dient sie nur noch als Vorwand, um sich gegenseitig zu bekämpfen. Aber Charles muss katholisch bleiben. Seine Mutter würde nicht die geringste Abweichung dulden. Die Engländer andererseits auch nicht.«
     
    Mademoiselle behauptete, Mme. de Peyrac sei die Einzige, mit der sie sich in diesen Tagen unterhalten könne, alle anderen warteten nur noch voller Ungeduld darauf, wie sich der spanische König entscheiden würde. Sie nahm Angélique mit zu einem kurzen Spaziergang auf dem weitläufigen Platz vor dem Rekollektenkloster.
    Sie erzählte ihr, dass es in den Häusern, in denen die königliche Familie abgestiegen war, an Platz mangele und die Mönche sich bereit erklärt hätten, ihnen einen der großen Räume ihres Klosters zur Verfügung zu stellen, um dort die prächtigen Gewänder des Königs aufzuhängen und auszustellen, damit sie nicht länger in den Truhen knitterten. Privilegierte Gäste wurden eingelassen und durften sich die ganzen Herrlichkeiten anschauen, und das war doch ein hübsches Ziel für einen Spaziergang.
    Bei einem ihrer Besuche im Kloster zeigte man Angélique die Gräfin de Soissons. Sie war eine geborene Mancini, Olympia, eine Nichte des Kardinals und lange die Favoritin des Königs, bis sich dieser von einem Tag auf den anderen ihrer Schwester Maria zugewandt hatte. Olympia, die mit Eugen von Savoyen-Carignan, dem Grafen de Soissons, verheiratet war, wirkte nicht allzu bekümmert über den Verlust ihres königlichen Liebhabers. Sie war noch da. Der König bewahrte ihr seine Freundschaft.

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