Angélique - Am Hof des Königs
einem herrlichen Teppich bedeckte Treppe an Bord der Capitana und besichtigten das gewaltige Schiff«, notierte der spanische Chronist. »Dann kehrten sie zurück in das flache Boot, das sie hergebracht hatte, und nahmen Kurs auf die Hafenmündung, von wo aus man einen herrlichen Blick auf das Meer hat. Anschließend stiegen sie wieder in ihre Kutsche und fuhren zurück nach San Sebastián.«
Dort trafen sie auf den Bischof von Pamplona, der mit zwei seiner Würdenträger, sechs Kanonikern seines Domkapitels und
einer Vielzahl von Dienern eingetroffen war, während sie sich auf ihrem Ausflug befanden.
Die Würfel waren gefallen.
Die Hochzeit durch Prokuration würde also in Fuenterrabía stattfinden, nah, ganz nah beim Ufer des Bidassoa und jener Insel in der Mitte des Flusses, auf der sich der künstliche Palast mit seiner unsichtbaren Grenze erhob, in dem irgendwann all die entscheidenden, umwälzenden Handlungen vollzogen werden sollten.
Am Montag, den 17. Mai, besuchten der König und die Infantin das Kloster San Telmo, wo sie die Messe hörten.
Nachmittags wurde eine »agiganoa« 7 getanzt, die nur zu ganz besonderen Anlässen gezeigt wurde: Fünfhundert prächtig gekleidete Männer führten märchenhafte Figuren aus.
An diesem Abend trieb die Neugier auch den Neffen von Kardinal Mazarin und mehrere seiner adligen Freunde nach San Sebastián.
Schon wieder ein Fehler!
Der fromme König von Spanien wusste ganz genau, dass der Neffe des Kardinals, der einzige, der diesem noch geblieben war, während der Kartage dieses Jahres in einen entsetzlichen gotteslästerlichen Skandal im Schloss Roissy verwickelt gewesen war, an dem möglicherweise sogar der Bruder des Königs beteiligt gewesen war oder fast beteiligt gewesen wäre.
Die Kartage, bemerkte Mademoiselle, übten auf solche liederlichen Menschen immer einen ganz besonderen Reiz aus. Sie wunderte sich darüber, dass dieser Neffe überhaupt zur Hochzeit des Königs eingeladen worden war.
»Aber nach der Kapitulation von Mardick hat der König ihn zum Hauptmann seiner Kompanie Musketiere befördert. Er ist der einzige überlebende Neffe und Erbe des Kardinals.
Der kleine Alphonse, in den er so große Hoffnungen setzte, hat sich auf dem Pausenhof seiner Schule das Genick gebrochen, und der Ältere gehörte zu den vielen, die bei der Schlacht vor der Porte Saint-Antoine gefallen sind. Er war damals erst fünfzehn Jahre alt, und das hat meinen Streit mit dem Kardinal natürlich noch verschärft.«
Dienstag, 18. Mai
Nachmittags verließen Ihre spanischen Majestäten ihren Palast, um beim Netzfischen zuzuschauen.
Am gleichen Tag traf M. de Lérin, der Erste Stallmeister des Königs, mit einem Brief der Königin Anna von Österreich ein. Bruder und Schwester hatten einander seit fünfundvierzig Jahren nicht mehr gesehen, auch wenn sie damals, in jenen unruhigen Jahren, als der König von Spanien als der größte Feind Frankreichs galt und die Gemahlin von Ludwig XIII. wegen ihrer Unfruchtbarkeit verstoßen zu werden drohte, trotz der Überwachung durch Kardinal Richelieu häufig miteinander korrespondiert hatten.
Heute war das alles anders.
Als M. de Lérin wieder fortritt, nahm er einen Brief des Königs für seine Schwester, Königin Anna, mit.
Besorgt vermerkte Philipp IV., dass die Niederschrift mehrerer Vereinbarungen noch nicht abgeschlossen war, Vereinbarungen, über die, wie er schrieb, im Friedensvertrag nicht endgültig entschieden worden war. Hatte man sie auf französischer Seite überhaupt schon angekündigt und zur Diskussion gestellt?
Aus diesem Grund schlug dem Bischof von Fréjus auch kategorische Ablehnung entgegen, als der vorsichtige Kirchenmann den Monarchen über seinen Auftrag informierte, der Infantin einen Brief zu überreichen, den ihr zukünftiger Gemahl ihr geschrieben hatte, als sei ihm ihre Hand bereits gewährt worden.
Unmissverständlich gab ihm der König von Spanien zu verstehen, dass die Infantin dem französischen König noch nicht versprochen sei. Verschiedene Änderungsklauseln im Friedensvertrag waren ihm noch nicht zur Entscheidung vorgelegt worden. Und somit war nichts geschehen, was den jungen König von Frankreich dazu berechtigen würde, der Infantin von Spanien einen Brief zukommen zu lassen.
Der Bischof von Fréjus fügte sich. Dennoch wollte er die Infantin zumindest einen kurzen Blick auf das verschlossene Schreiben werfen lassen, damit sie erkannte, wie ungeduldig ihr zukünftiger Gemahl die
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