Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
Vom Netzwerk:
Sie bewegte sich am Hof, als wäre es ihr Zuhause. Dort
war sie erzogen worden, und dort stolzierte sie auch heute noch gerne herum.
    »Meine Liebe«, hörte Angélique sie zu einer ihrer Freundinnen sagen, »ich bin ja so stolz auf die neuen Läufer, die ich hier gefunden habe. Ich hatte bereits gehört, dass die Basken flinker sein sollen als der Wind. Sie legen über zwanzig Meilen am Tag zurück. Findet Ihr nicht auch, dass es ungemein eindrucksvoll ist, wenn Läufer der Kutsche vorauseilen und einen überall ankündigen, während bellende Hunde das gemeine Volk auseinandertreiben?«
    Diese Worte erinnerten Angélique daran, dass Joffrey, der ansonsten großen Gefallen an prunkvollem Auftreten fand, die Sitte, Läufer vor den Kutschen herrennen zu lassen, nicht mochte.
    Wo war Joffrey überhaupt?
     
    24. Mai
    Der König von Spanien empfing den Grafen de Marcin, einen Franzosen, den er gut kannte, da er zu Condés Gefolgsleuten gehört und für ihn in Flandern gekämpft hatte.
    Einige Franzosen, die in der Umgebung herumstrichen, grüßten ihn kühl.
    Der Graf de Marcin fühlte sich nicht recht wohl in seiner Haut, denn er wusste nicht, ob die Begnadigung, die Condé zuteilgeworden war, sich auch auf ihn erstreckte …
    Seine Majestät König Ludwig XIV. schickte auch an diesem Tag wieder einen Boten mit seinen besten Wünschen zum König von Spanien und sandte ihm frische Erdbeeren, Kirschen, Äpfel und Birnen als Geschenk.
    Seit zehn Tagen waren der König von Spanien und seine Tochter, die Infantin, nun schon in San Sebastián.

    25. und 26. Mai
    Anna von Österreich ließ ihrer Unruhe schließlich freien Lauf.
    Keiner der Franzosen, die nach San Sebastián fuhren, um sich dort im Gefolge des spanischen Hofes bei dessen Wasserspielen, seinen Tänzen, seinen Mahlzeiten, seinem »Netzfischen« und den Besuchen auf den Galeonen aus Amerika zu vergnügen, war in der Lage, ihr eine genaue Beschreibung der Infantin, ihrer Nichte und zukünftigen Schwiegertochter, zu liefern.
    Sorge bemächtigte sich der Herrscherin, die bald endgültig zur Königinmutter werden sollte. Verheimlichte man ihr womöglich einen unansehnlichen Zug im Äußeren der spanischen Prinzessin? Waren die Porträts etwa trügerisch? Wies die Infantin im Gesicht oder am Körper einen Makel auf, der eine katastrophale Ehe verheißen würde?
    Man gab zu, dass ihre Ahnungen nicht unbegründet waren, da tatsächlich niemand die Infantin eindeutig beschreiben und die Königin dadurch beruhigen konnte. Die meisten Franzosen hatten sie nur aus der Ferne gesehen, wenn sie sich an der Seite ihres Vaters irgendwohin begab, nicht einmal an ihrem Fenster zeigte sie sich ihnen.
    Der herbeigerufene M. de Fréjus zeigte sich verwundert. Er hatte sich von Angesicht zu Angesicht mit der Infantin unterhalten und sie ausgesprochen reizvoll gefunden. Sie hatte hübsche Augen und einen »bewundernswerten« Teint … Aber da er bei den prächtigen Feierlichkeiten in Saint-Jean-de-Luz die Hochzeitsmesse lesen und die Ehe segnen sollte, nachdem er zuvor bei der in Spanien stattfindenden Trauung die wichtige Aufgabe erfüllt hatte, die Prokurationsunterlagen des Königs von Frankreich vorzulegen, verstand es sich von selbst, dass er seine eigenen Interessen vertrat.
    Die Gräfin de Praty, die ihren Gemahl vor einiger Zeit für eine Weile an den spanischen Hof in Madrid begleitet hatte, lieferte
eine Erklärung für eine Reaktion, die sie zu Beginn ihres Aufenthalts in Spanien ebenfalls verspürt hatte.
    Ihrer Ansicht nach waren die Franzosen nur deshalb nicht in der Lage, von der Schönheit der Infantin zu sprechen, weil sie alle zunächst so überrascht, verblüfft und fast atemlos vor Schreck waren angesichts ihrer entsetzlichen Kleidung. Man musste zugeben, dass das, was die spanische Mode als »guarda infantes« bezeichnete, jedes Urteil über die Gestalt einer Frau unmöglich machte. Sie bat ihre Kammerfrau Mlle. de Volay, die sie auf die Reise begleitet hatte, ihr zu helfen, zu beschreiben, wie und woraus dieses von den spanischen Adligen so geschätzte Gerät zusammengesetzt war, das ihren Frauen ihrer Ansicht nach wohl eine zusätzliche Erhabenheit verlieh. Es war eine halbrunde, monströse Apparatur, so als seien mehrere Fassreifen in ihre Röcke eingenäht. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Fassreifen rund waren, während die der »guarda infantes« vorn und hinten ein wenig abgeflacht waren und sich zu den Seiten hin verbreiterten, was die adligen

Weitere Kostenlose Bücher