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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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von Blut, über die sie mit einem Satz hinwegspringen mussten.
    Ein Stück weiter bogen sie in schmale, stinkende Durchgänge ab, stiegen in Hauswinkeln verborgene Treppen hinauf und erklommen Uferböschungen, wo ihre Füße bis zu den Knöcheln im Schlamm versanken.
    Â 
    Als sie endlich wieder ins Freie kamen, war es stockfinster geworden, und Angélique hätte nicht sagen können, wo sie sich
befand. Wahrscheinlich standen sie auf einem kleinen Platz mit einem Brunnen in der Mitte, denn irgendwo hörte sie leise Wasser plätschern.
    Plötzlich erklang dicht neben ihr Nicolas’ Stimme.
    Â»Seid ihr das, Männer? Ist das Mädchen auch da?«
    Einer der Garter hielt die Laterne in Angéliques Richtung.
    Â»Da ist sie.«
    Â 
    Sie erkannte die hoch gewachsene Gestalt und das grässliche Gesicht des Räubers Calembredaine und schloss erschreckt die Augen. Auch wenn sie wusste, dass es Nicolas war, jagte ihr dieser Anblick panische Angst ein.
    Der Räuberhauptmann schlug mit einer Hand die Laterne herunter.
    Â»Bist du wahnsinnig, hier mit einer Leuchte rumzuwedeln? Braucht Eure Hoheit jetzt schon Licht, um spazieren zu gehen?«
    Â»Wir hatten keine Lust, unter dem Quai de Gesvres ins Wasser zu fallen«, protestierte der Gescholtene.
    Grob hatte Nicolas Angéliques Arm gepackt.
    Â»Nur keine Angst, Herzchen, du weißt doch, dass ich es bin«, spottete er.
    Dann schubste er sie in den Schutz eines Tordurchgangs.
    Â»La Pivoine, stell dich auf die andere Straßenseite hinter den Prellstein. Martin, du bleibst bei mir. Gobert, nach da hinten mit dir. Ihr anderen legt euch an den Kreuzungen auf die Lauer. Bist du auf deinem Posten, Barcarole?«
    Â 
    Â»Bin da, Hauptmann«, antwortete eine Stimme wie vom Himmel herab.
    Der Zwerg hockte oben auf einem Ladenschild.
    Â 
    Von dem Torbogen, unter dem sie und Nicolas standen, konnte Angélique die ganze Länge der schmalen Gasse überblicken. Ein
paar Laternen, die vor den ansehnlicheren Häusern aufgehängt waren, warfen ein schwaches Licht, das die mit Unrat verstopfte Rinne in der Mitte der Gasse wie eine triste Schlange leuchten ließ.
    Die Werkstätten der Handwerker waren geschlossen. Die Leute gingen zu Bett, und hinter den Fensterscheiben sah sie das runde Licht der Kerzenleuchter wandern.
    Eine Frau öffnete ein Fenster, um einen Eimer in die Straße auszuleeren. Man hörte, wie sie einem weinenden Kind damit drohte, den Mürrischen Mönch zu rufen. Das war der Kinderschreck jener Zeit, ein bärtiger Mönch, wie es hieß, der mit seinem Sack auf dem Rücken durch die Lande zog, um die unartigen Kinder mitzunehmen.
    Â»Du kriegst gleich den Mürrischen Mönch!«, brummte Nicolas.
    Â»Ich werde deine Mitgift bezahlen, Angélique!«, fügte er mit leiser, angespannter Stimme hinzu. »So läuft das bei uns Gaunern. Der Mann bezahlt für seine Schöne, so wie man einen schönen Gegenstand kauft.«
    Â»Das ist ja auch das Einzige, was bei uns gekauft wird«, sagte einer der Bewaffneten und lachte hämisch.
    Â 
    Mit einem Fluch brachte ihn sein Hauptmann zum Schweigen. Als die Räuber Schritte hörten, verstummten sie und rührten sich nicht mehr. Leise zogen sie ihre Schwerter. Ein Mann kam die Gasse entlang. Er hüpfte von Pflasterstein zu Pflasterstein, damit seine schleifengeschmückten Schuhe mit den hohen Absätzen in den Pfützen nicht schmutzig wurden.
    Â»Das ist er nicht«, flüsterte Nicolas Calembredaine.
    Die anderen steckten die Schwerter wieder zurück in die Scheide. Der Passant hörte das Klirren der Waffen. Er zuckte zusammen, entdeckte die Gestalten, die sich unter dem Tordurchgang drängten, und rannte laut schreiend davon.

    Â»Diebe! Mörder! Beutelschneider! Hilfe, sie bringen mich um!«
    Â»Schwachkopf!«, knurrte der Fechter La Pivoine auf der anderen Straßenseite. »Wenn wir schon mal einen laufen lassen, ohne ihm auch nur den Mantel abzunehmen, muss der Trottel gleich brüllen wie ein abgestochenes Schwein...! Das ist doch zum Kotzen!«
    Ein leiser Pfiff vom anderen Ende der Straße her ließ ihn verstummen.
    Â»Sieh nur, wer da kommt, Angélique«, flüsterte Nicolas und drückte ihren Arm.
    Starr vor Kälte und so empfindungslos, dass sie nicht einmal die Berührung seiner Hand spürte, stand Angélique wartend da. Sie wusste, was passieren würde.

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