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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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man ihm die Fälle an, bei denen es erforderlich war, Erkundigungen an solchen Orten einzuziehen, an die sich die Herren aus der Rue Saint-Landry aus Furcht um ihr Seelenheil nicht wagten.
    Â»Eben nicht«, erwiderte Angélique. »Mit dieser Vermutung liegt Ihr vollkommen falsch. Lasst mich meine Frage anders formulieren: Warum hat man zweimal versucht, mich umzubringen, was eine noch viel sicherere Methode ist, mich zum Schweigen zu bringen?«

    Schlagartig verfinsterte sich das Gesicht des Advokaten.
    Â»Aha, genau das hatte ich erwartet«, entgegnete er.
    Nachdem er zuvor zwanglos an der Kante des Tischs in der kleinen Schreibstube von Maître Fallot gelehnt hatte, setzte er sich ihr nun mit ernster Miene gegenüber.
    Â»Madame«, sagte er, »als Rechtsbeistand flöße ich Euch vielleicht nicht sonderlich viel Vertrauen ein. Aber ich glaube, dass Euer verehrter Schwager in diesem Fall gut daran getan hat, sich an mich zu wenden, denn die Angelegenheit Eures Gemahls verlangt eher nach den Fähigkeiten eines geheimen Ermittlers, zu dem ich notgedrungen mit der Zeit geworden bin, als nach einer genauen Kenntnis der Gesetze und des Prozessrechts. Aber ich kann die Fäden dieses Durcheinanders nur entwirren, wenn Ihr mir auch wirklich alle Informationen gebt, sodass ich mir ein klares Urteil bilden kann. Kurzum, es gibt da eine Frage, die ich Euch schon seit einer ganzen Weile stellen möchte...«
    Â 
    Er stand auf, warf einen Blick vor die Tür und hob einen Vorhang an, hinter dem sich ein paar Aktenfächer verbargen. Dann kehrte er zu der jungen Frau zurück und fragte mit halblauter Stimme: »Was wisst Ihr oder Euer Gemahl, das einem der höchsten Männer im Königreich Angst machen könnte? Ich spreche von Monsieur Fouquet.«
    Angélique erbleichte. Bestürzt starrte sie den Advokaten an.
    Â»Wie ich sehe, gibt es da tatsächlich etwas«, sprach Desgrez weiter. »Gegenwärtig warte ich auf den Bericht eines Spions, den ich in Mazarins Umgebung platziert habe. Aber ein anderer Informant hat mich auf die Spur eines Bediensteten namens Clément Tonnel gebracht, der einst der Gehilfe des Prinzen von Condé war...«
    Â»Und unser Haushofmeister in Toulouse.«
    Â»So ist es. Dieser Bursche steht ebenfalls in enger Verbindung mit Monsieur Fouquet. Genauer gesagt, arbeitet er inzwischen
nur noch für ihn. Trotzdem erhält er gelegentlich hohe Zuwendungen von Monsieur le Prince, seinem früheren Herrn, um die er ihn ohne jeden Zweifel erpresst. Jetzt eine andere Frage: Durch wen hat man Euch das Angebot unterbreiten lassen, Euch ein Schloss und eine Pension zu schenken?«
    Â»Durch Madame de Beauvais.«
    Â»Die einäugige Catheau...! Damit ist alles klar. Das Angebot kommt also von Fouquet. Er bezahlt dieser alten Megäre Unsummen, damit sie ihn über alle Geheimnisse des Hofes auf dem Laufenden hält. Früher stand sie in Diensten von Monsieur de Mazarin, aber er hat sich ihr gegenüber nicht so großzügig erwiesen wie der Oberintendant der Finanzen. Darüber hinaus bin ich auf die Spur einer weiteren hochgestellten Persönlichkeit gestoßen, die sich geschworen hat, Euch und Euren Gemahl ins Verderben zu stürzen.«
    Â»Und wer ist das?«
    Â»Monsieur, der Bruder des Königs.«
    Angélique schrie auf.
    Â»Ihr seid ja verrückt!«
    Der junge Mann verzog spöttisch das Gesicht.
    Â»Glaubt Ihr, ich hätte Euch um Eure fünfzehnhundert Livres betrogen? Ich mag zwar wie ein Spaßvogel wirken, Madame, aber die Informationen, die ich liefere, kosten deshalb so viel, weil sie immer stimmen. Es war der Bruder des Königs, der Euch im Louvre in die Falle gelockt hat, um Euch umbringen zu lassen. Das weiß ich von dem Halunken, der Eure Dienerin Marguerite erstochen hat, und es hat mich nicht weniger als zehn Pinten Wein im Roten Hahn gekostet, ihm dieses Geständnis zu entlocken.«
    Â 
    Angélique strich sich mit der Hand über die Stirn. Mit stockender Stimme berichtete sie Desgrez von dem seltsamen Vorfall, dessen Zeugin sie einige Jahre zuvor im Schloss Plessis-Bellière geworden war.

    Â»Wisst Ihr, was aus Eurem Verwandten, dem Marquis du Plessis, geworden ist?«
    Â»Nein, das weiß ich nicht. Vielleicht ist er ja in Paris oder bei der Armee.«
    Â»Die Fronde ist lange vorbei«, murmelte der Advokat versonnen, »aber die Strohfackel raucht noch, und es bedarf

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